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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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als wolle sie die Rechtmäßigkeit ihres Tuns noch bekräftigen.
    Ellen beugte sich vor und sagte in aller Schärfe und Deutlichkeit: »Sie wurde ziemlich genau um diese Uhrzeit vor zwei Tagen ermordet.«
    Die beiden wussten schon davon. Janines Bild war durch die Medien gegangen. »Ich verstehe nicht, was das mit uns zu tun hat«, sagte Anton.
    »Nein?«
    »Nein.«
    »Diese Fotos hat sie auf einer Ihrer Partys gemacht, und nun ist sie tot.«
    Schweigen. » Sie hat sie gemacht? Wie?«
    »Handy.«
    Die Wavells rutschten herum, als wollten sie sich am liebsten selbst in den Hintern treten, so etwas nicht vorausgesehen und verboten zu haben.
    »Aber wozu?«, fragte Laura.
    Ellen ging nicht darauf ein. »Erzählen Sie mir mehr von diesen Orgien«, sagte sie auf ihre gefährlich rücksichtslose Art.
    »Das sind keine Orgien! Anton, sag doch auch mal was.«
    »Es sind keine Orgien.«
    »Na gut, Gruppensex. Erzählen Sie mir mehr darüber.«
    »Sie wollen uns absichtlich provozieren, ziehen absichtlich alles in den Schmutz«, sagte Laura.
    »Wir tun nichts Falsches, nichts Verbotenes«, fügte Anton hinzu. »Keine Drogen, kein Zwang, keine minderjährigen Mädchen, keine übertragbaren Krankheiten, nur gesunder Safer Sex zwischen Erwachsenen im allseitigen Einvernehmen.«
    » Multiple sexuelle Handlungen zwischen verzweifelten Erwachsenen«, fauchte Ellen.
    »Sie sind nicht verzweifelt. Sag doch was, Anton.«
    »Es handelt sich um Paare«, führte Anton aus, »die bereits Sexualpartner haben und nun ihre Möglichkeiten erkunden und ausweiten wollen.«
    »Für mich klingt das nach Verzweiflung und Angst«, sagte Ellen. »Sie wussten, dass Janine McQuarrie diese Bilder aufgenommen hat, richtig?«
    »Nein. Wir hatten keine Ahnung.«
    »Sie haben sie dazu ermutigt.«
    »Niemals.«
    »Sie haben sie in Auftrag gegeben«, meldete sich Challis zu Wort. »Sie führen ein nettes kleines Erpressungsunternehmen, und Janine war Ihre Partnerin. Sie haben diese Bilder vier Ihrer potenziellen Opfer geschickt, um sie mürbe zu machen und dann Ihre Geldforderungen zu stellen.«
    »Das ist doch Blödsinn. Warum sollten wir so etwas tun? Unsere Partys, wie Sie sie nennen, wären sofort beendet.«
    »Macht. Geld. Rache.«
    »Kein Interesse. Wir sind anständige Bürger, keine Verbrecher.«
    In die darauf einsetzende Stille platzte Anton und fragte: »Brauchen wir einen Anwalt?«
    Ellen deutete auf einen blassen, körnigen, runden Hintern. »Da ist einer.«
    Anton wurde rot vor Wut. »Machen Sie uns jetzt den Laden dicht?«
    »Dicht?«, wiederholte Ellen überrascht. »Für wen halten Sie uns?«

34
    In den frühen Morgenstunden des Donnerstags war ein starker Wind aufgekommen, bis Challis und Ellen ins Büro des CIU kamen. Challis fand eine Nachricht vor, er solle seinen Nachbarn anrufen. »In deiner Einfahrt liegt ein riesiger umgestürzter Eukalyptus, Hal. Er reicht bis auf die Straße. Ich wollte ihn schon absägen, aber ich kriege meine Motorsäge nicht in Gang.«
    »Ruf bei der Gemeinde an«, sagte Challis und warf seinen Mantel ab.
    »Hab ich ja. Überall liegen Bäume und Äste herum, die können nicht versprechen, dass sie heute noch dazu kommen.«
    Challis fluchte. Zehn Uhr. Um elf musste er bei der gerichtlichen Untersuchung wegen des Navy-Selbstmords sein. »Ich bin in einer Viertelstunde da.«
    Er zog den Mantel wieder an, packte Laptop und Gerichtsunterlagen und blieb an Ellens Schreibtisch stehen. »Ich bin zwei, drei Stunden weg. Rufen Sie bitte bei Janines Schwester an. Ich glaube zwar nicht, dass Janine der Typ dafür ist, anderen was anzuvertrauen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Meg in letzter Zeit ganz intuitiv etwas an ihr bemerkt hat.«
    Ellen lehnte sich zurück und klopfte sich mit dem Stift gegen die Zähne. »Alles an diesem Fall ist der Hauch einer Spur von einer vagen Chance auf eine Möglichkeit.«
    Challis war erleichtert, sie lächeln zu sehen. »Sehr wortgewandt ausgedrückt.«
     
    Auf dem Heimweg fuhr Challis über Straßen, die mit Zweigen, Ästen und langen Rindenstreifen übersät waren. Nachdem er die Motorsäge fluchend zum Leben erweckt, den Baum zersägt und die einzelnen Abschnitte beiseite gerollt, geduscht und sich wieder angezogen hatte, kam er erst spät zur Anhörung.
    Das Ergebnis war abzusehen: Der Navy-Waffenmeister hatte den Rausschmeißer des Fiddler’s Creek Hotel erschossen und dann Selbstmord begangen. Er hatte dort in der Bar heftig getrunken, hatte gleichzeitig aber auch einen

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