Schnappschuss
Ledermäntel, Schmuckschatullen und CD-Sammlungen würde keiner denken.
Bei dem ganzen Gewicht hätte er es sich zweimal überlegen sollen, Natalie fahren zu lassen, vor allem bei dem vielen Regen in letzter Zeit. Bevor er sie noch bremsen konnte, bretterte sie bei der Abfahrt über den Rasen und blieb mit dem Van stecken. Und dann hatte sie sich vor lauter Lachen beinahe eingenässt, als sie den Motor aufheulen ließ und er anschieben wollte und dabei mit schlammigem Wasser und Gras vollgesaut wurde.
Dann war es brenzlig geworden, als ein Typ in einem fetten Allradwagen, der Prospekte ausfuhr, am vorderen Tor hielt, einen Prospekt in den Briefkasten warf und ihre Notlage bemerkte. »Brauchen Sie Hilfe?«
»Ja, danke«, hatte Andy gesagt und nervös irgendetwas dahingebrabbelt, wie wenig Gartenarbeit es im Winter gäbe und dass man auf diesen ländlichen Grundstücken vorsichtig sein müsse, dreimal sei er schon im letzten Monat stecken geblieben, und morgen müsse er noch mal herkommen und den Rasen ausbessern.
»Da sagen Sie was«, meinte der Typ, drückte ihm einen Prospekt in die Hand und hängte ein Abschleppseil an Andys gestohlenen Toyota. Als der Typ ihn aus dem Schlamm zog, warf Andy einen Blick auf den Zettel. »Dave’s Farm Drainage«, darunter eine Handynummer.
»Danke, Dave.«
»Kein Problem«, sagte Dave und war verschwunden und hatte Andy und Natalie mit etwas Glück schon längst wieder vergessen.
Danach setzte sich Andy ans Lenkrad und zog den Handzettel aus dem Briefkasten, ebenso aus allen Briefkästen an der Straße, und fuhr schließlich nach Hause. Mit Natalies »Hilfe« lud er die Sore hinten in den Toyota-Van, hängte den Hänger ab und schob ihn in die Garage. Danach tat er das, was er bei allen Laptops tat: er kopierte den Inhalt der Festplatte auf seinen eigenen PC. Die Dateien wollte er sich später anschauen. So kriegte man alles Mögliche zusammen, Pornokram, Kontodaten, vertrauliche Unterlagen. Man konnte nie wissen, wozu das noch nützlich war.
Nun war es Nachmittag, und sie klapperten die Pfandleihen in der Stadt ab. Nat war gelangweilt und unruhig zugleich, also ließ Andy sie mit dem geklauten Laptop herumspielen. Es machte ihr immer einen Riesenspaß, durch die intimen Innenansichten des Lebens von Fremden zu scrollen.
»Langweilig«, sagte sie, ihre schlanken Finger flogen über die Tasten und rollten den Cursorball. »He, einen Augenblick mal.«
»Was denn?«
»Cool«, meinte sie.
»Was?«
Natalie blieb stumm und ließ ihre Finger fliegen. »Ich glaube«, sagte sie mit hellem, trockenem Singsang, »wir haben heute Morgen einen Bullen abgegriffen.«
»Scheiße!«
»Irgendein Fall, an dem er gerade arbeitet.«
Natalie durchsuchte weiter den Inhalt des Laptop. »Ja, hallo. Schmutzige Fotos.«
Andy fand, dass ein Bulle dasselbe Recht hatte, sich eine Pornowebsite anzuschauen, wie alle anderen. »Na und?«
»Nicht was du denkst. Sieht eher nach Beweisen aus.«
»Beweise. Scheiße, Nat, das gefällt mir nicht.«
Andy war plötzlich ganz nervös. Wenn sie wirklich bei einem Bullen eingebrochen und in Besitz von Beweisstücken gelangt waren, dann steckten sie tief in der Scheiße. Er wollte die Peninsula so schnell wie möglich hinter sich lassen. Sie waren gerade auf der Stumpy Gully Road in Richtung Eramosa Road, auf der sie zum Highway kamen. In weniger als einer halben Stunde konnten sie aus dem Distrikt heraus sein und waren auf dem Weg in die Stadt. Aber sollten sie den Krempel behalten? Er bog auf die Eramosa Road und fuhr in Richtung der Coolstores.
Er bremste hinter einem Traktor, der einen Anhänger voller Heu zog. Überholen konnte er nicht, dazu kamen ihnen zu viele Fahrzeuge entgegen. »Nat, das gefällt mir nicht, wir schmeißen den ganzen Krempel weg. Das Zeug bringt Unglück.«
Natalie sah ihn an, war voll schwammigem Junkie-Mitgefühl, streckte die Hand aus und streichelte ihn zwischen den Beinen. »Mein armes Baby«, sagte sie.
»Bei den Coolstores gibts einen Müllcontainer.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Mir egal«, sagte sie mit sonniger Stimme. Das Dope summte noch immer durch ihre Adern.
Also fuhr Andy auf den Coolstores-Parkplatz, und eine Minute später hielt ein schnuckliger kleiner Sportflitzer neben ihnen, und ein Bulle sagte: »Entschuldigen Sie, Sir.«
37
Donnerstagnachmittag saß Tank hinterm Lenkrad. Während er den kleinen Mazda durch Somerville lenkte und die Eramosa Road entlang zu den Coolstores fuhr, schaute Pam Murphy
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