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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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vielleicht fünfzehnjährigen Burschen, der auf der anderen Straßenseite eine schlammige Zufahrt hinuntergeradelt kam, sah, wie der Junge sein Fahrrad in der Hecke am Eingang zu dem Grundstück stehen ließ – ein Weingut, wie das hölzerne Schild besagte – und mit einer Sporttasche am Straßenrand wartete. Eine Minute später kam eine Frau in einem Mitsubishi-Kleinbus vorbei, gabelte ihn auf, und der Bursche klatschte mit anderen im Bus alle Fünfe ab.
    Footballtraining. Vielleicht trete ich nächsten Samstag gegen den Kerl an, dachte Andy, rannte geduckt über die Straße, sprang aufs Rad, drückte sich den Helm auf den Kopf und radelte so schnell wie möglich davon.
    Cooles Rad. Leicht, knackige Gangschaltung.
    Schade um den Van und die Ware, dachte er. Aber vielleicht sollte ich die Einbrüche sein lassen und auf Fahrräder umsteigen.
    Eine halbe Stunde lang trat er eisern in die Pedale, bis er nach Penzance Beach kam und dort auf den Radweg stieß, der nach Waterloo mäanderte. Hier waren immer irgendwelche Radfahrer unterwegs, da fiel er gar nicht auf. Zwanzig Minuten später war er zu Hause. Er dachte daran, Natalies Brüdern das Fahrrad zu schenken, die würden Augen machen. Natalie, die war wohl gleich abgehauen und hatte ihn einfach sitzen lassen, die Schlampe. Aber das war schon okay so. Er hätte dasselbe gemacht.
    Nur wäre das alles nicht passiert, wenn sie nicht darauf bestanden hätte, noch einen Bruch zu machen. Langsam wurde Natalie zu einem Risiko. Wenn sie nicht solchen Druck gemacht hätte, dann hätte er vielleicht mitgekriegt, dass sie ein Bullenhaus ausraubten. Fotos, Belobigungen, eine alte Uniform im Schrank.
    Dann fand Andy, es sei besser, die Dateien zu löschen, die er aus dem Laptop von diesem Typen gesogen hatte, und warf seinen PC an.
     
    Pam Murphy, die noch immer am Unfallort war, stand an dem kaputten Zaun und schaute zu, wie die Spurensicherung den Van nach Fingerabdrücken absuchte und Abdrücke der Reifenspuren nahm. Ellen Destry stand ein paar Meter entfernt und steckte gerade ihr Handy ein, nachdem sie ihr Gespräch mit Challis beendet hatte. Alan Destry rief von der gegenüberliegenden Straßenseite herüber: »He, Constable Murphy, kommen Sie mal her.«
    Pam schreckte auf. Sie sah, wie Destry seiner Frau einen leicht schadenfrohen Blick zuwarf, dann eine herrische Kopfbewegung machte und raunzte: »Na los, Constable. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Alan«, sagte Sergeant Destry mit warnendem Unterton.
    »Schon in Ordnung, Sergeant«, meinte Pam, die nicht mitten in einen Ehestreit geraten wollte.
    »Lassen Sie sich nicht von ihm drangsalieren«, murmelte Ellen, »okay?«
    »Okay, Sergeant.«
    Pam überquerte die Straße und ging zu Alan Destry, der an einem Streifenwagen lehnte. Er schlug ein Notizbuch auf. »Und wie geht es der kleinen Freundin meiner Frau heute?«
    Pam sah ihn argwöhnisch an und fragte sich, welche Untiefen sie da erwarteten. War sie überhaupt Ellen Destrys Freundin? Nein. Sergeant Destry war fünfzehn Jahre älter als sie, stand im Rang höher, war Detective, verheiratet, hatte ein Kind. Mentorin wäre vielleicht das bessere Wort.
    Erwartete Alan Destry eine Antwort? Sollte Pam ihn mit Sir anreden? Eigentlich war er doch nur ein Senior Constable.
    Alan Destry verschränkte die Arme vor der Brust. »Wissen Sie, was mein Job ist?«
    »Unfallaufnahme.«
    »Korrekt. Ich war jahrelang bei der Verkehrspolizei, bin Verfolgungen gefahren, habe die Säufer aufgesammelt, habe Seminare in defensivem Fahren gegeben und in der Leitzentrale Hochgeschwindigkeits-Verfolgungsjagden koordiniert. Es gibt nichts, was ich über das Lenken eines Automobils nicht weiß. Also versuchen Sie nicht mich hereinzulegen.«
    Er wollte sie provozieren. Pam runzelte die Stirn, so als rätsle sie über seine Wortwahl. »Ich verstehe nicht ganz.«
    »O doch, das tun Sie. Ist Ihnen klar, dass es eine Untersuchung geben wird? Dass sich der Coroner einmischen wird, vielleicht auch die Innere Revision?«
    »Die Innere? Warum?«
    »Das hängt ganz davon ab, wie Sie meine Fragen beantworten, wie Ihr Kollege meine Fragen beantwortet und was ich über ihr Verhalten während der Verfolgungsjagd erfahre.«
    Pam stand ganz still da, sah ihn an und wartete. Sie wollte schlucken. Vielleicht hatte Lottie Mead den Zwischenfall mit dem Steinschlag doch gemeldet.
    »Alles deutet auf zu hohe Geschwindigkeit hin«, sagte Alan Destry.
    »Beim Toyota, nicht bei der Polizei«, erwiderte Pam

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