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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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an.«
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich war schwierig. Das bleibt nicht aus, wenn man unter solchen Bedingungen lebt. Bis zur Pubertät ging es. Ich war einfach aufsässig, ein freches Kind. Aber dann habe ich den Halt verloren. Es fällt mir nicht leicht, darüber zu reden, aber auch dieser Teil meines Lebens gehört zu mir. Ich will mich nicht rechtfertigen. Ich muss mich nicht rechtfertigen. Es war meine Art der Realitätsflucht. Alkohol, Drogen, Männer. Wenn man ein Leben lang hört, dass man schlecht und verkommen ist, dann gibt man irgendwann auf. Tut, was von einem erwartet wird. Und für eine gewisse Zeit war das eine Erleichterung. Für Norbert und Bernd war es nicht einfach. Mein Verhalten … es hat sie belastet.«
    Sie schwieg einen Moment, der Blick ihrer grünen Augen ging ins Leere. Britta sah sie an. Musterte die Nase, die ein bisschen zu lang war, das Kinn ein wenig zu spitz. Erste Fältchen zeigten sich in den Augenwinkeln. Sie war nicht wirklich schön. Und doch attraktiv. Da war etwas Echtes an ihr. Eine ungekünstelte Lebendigkeit und Offenheit.
    Stefanie erwiderte ihren Blick. Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als wolle sie die Erinnerung wegwischen.
    »Sie haben zu mir gestanden. Ich bin nicht stolz auf die Dinge, die ich getan habe. Aber ich bin dankbar dafür, dass ich Freunde hatte, die mich nicht aufgegeben haben. In einer Phase, in der ich mich selbst kaum noch ertragen habe. Ohne Bernd und Norbert wäre ich vielleicht richtig abgerutscht. Ich hätte nie das Abi geschafft. Ich wäre vielleicht nicht mehr am Leben. Ich konnte mich selbst kaum noch ertragen damals. Dieses selbstzerstörerische Verhalten. Darum bin ich weggerannt. Einfach so. Ich habe ihnen nichts gesagt. Weil ich wusste, dass sie mich nicht so gehen lassen würden. Aber ich hatte keine Wahl. Ich musste alles hinter mir lassen, ganz neu anfangen. Das hat ihnen wehgetan. So einfach ist das. Obwohl es alles andere als einfach war. Ich habe es trotzdem geschafft. Ich habe mein Leben in den Griff gekriegt. Ich habe einen Beruf gelernt, habe mein Geld verdient, ich habe aufgehört, mich selbst zu bestrafen. Und darauf bin ich stolz.«
    »Was haben Sie getan? Wo sind Sie gewesen?«
    »Hier und da. Irgendwann habe ich eine Ausbildung zur Tierarzthelferin gemacht. Ich hatte immer so ein Ding mit Tieren. Ich fand es einfacher als mit Menschen.« Stefanies Blick schweifte zu Karl, der gleichmäßig und leise schnarchte. »Ich hätte gern Tiermedizin studiert, aber das ging nicht. Es war trotzdem gut, wie es war. Ich habe gern in meinem Beruf gearbeitet. Und so etwas wie das hier …« Sie machte eine vage Geste in Richtung Scheune, »das war mein Traum. Selbstständig sein, das tun, was ich wirklich gut kann. Als ich vom Tod meiner Mutter erfuhr, davon, dass ich alles geerbt habe, ist mir klar geworden, dass ich diese Möglichkeit jetzt habe. Es passte irgendwie zusammen. Ich dachte, ich kann mich mit der Vergangenheit versöhnen und eine Zukunft aufbauen. Es ist nicht leicht. Aber ich bin auf einem guten Weg.«
    Sie lächelte. »Und Bernd und Norbert … Davor hatte ich Angst. Ich wusste nicht, ob sie überhaupt noch hier leben. Ob sie mich hassen, ob ich ihnen einfach egal geworden bin. Aber sie waren da. Alle beide. Sie waren da und haben mir geholfen, und ich habe erst da begriffen, wie sehr sie mir gefehlt haben. Ich habe viele Freunde gefunden in den vergangenen Jahren, gute Freunde. Aber die beiden … ja, sie waren meine Familie. Natürlich war es schwierig. Und doch einfach – irgendwie pragmatisch. Norbert hat einfach angepackt. Nicht viel geredet. Er war da, wann immer ich ihn brauchte. Und Bernd …«
    Sie schluckte. »Er hatte weniger Zeit als Norbert. Er hat den Papierkram gemacht mit mir. Er kannte sich aus. Es war genau wie früher. Wir waren Freunde …«
    »Aber die zwei waren zerstritten«, sagte Britta.
    Stefanie winkte ab. »Ich habe klargestellt, dass ich damit nichts zu tun haben will. Das war eine Sache zwischen den beiden. Eine alberne Sache im Übrigen, ich bin sicher, dass sie das irgendwann ausgeräumt hätten. Bernd war ein guter Mensch. Kein Heiliger, ganz sicher nicht, aber er hätte Norbert nie betrogen. Er war sein Freund. Jetzt denke ich, dass es ein Fehler war, mich rauszuhalten. Ich hätte sie zwingen sollen, miteinander zu reden. Bevor es zu spät ist. Aber ich hatte nicht die Kraft. Ich hatte nicht die Kapazitäten, verstehen Sie …« Sie lachte leise. »Da«,

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