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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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ausgemacht – aber der ist erst in drei Tagen. Nicht dass mir bis dahin etwas passiert ...«
    »Hm«, überlegte sie. »Seit wann hast du die Symptome denn?«
    »Seit ... fünf Tagen«, überlegte ich.
    »Aha. Und wann genau zum ersten Mal?«
    »Hm ... Ich glaube, das war im Bus. Du weißt schon, als ich Volker zum ersten Mal getroffen habe. Kann das was Ernstes sein?«
    Silke kicherte. »Keine Ahnung, sag du es mir.«
    »Könntest du dich vielleicht etwas weniger kryptisch ausdrücken?«, forderte ich unleidig.
    »Naja, Schätzchen, früher oder später erwischt es eben sogar die Hartgesottensten von uns«, gackerte Silke.
    »Was denn? Oh Gott. Eine neue, bisher unbekannte Geschlechtskrankheit ... Und das mir«, jammerte ich. »Die hat mir sicher Steve angehängt, das Schwein.«
    »Aber nein«, widersprach mir Silke. »Steve hat damit zu einhunderttausend Prozent nichts zu tun. Volker ist der Schuldige. Eindeutig.«
    »Aber wieso? Er scheint doch tadellos gesund zu sein. Ich kann mich doch nicht so sehr in jemandem täuschen«, heulte ich.
    »Mensch, Mädle«, seufzte Silke. »Jetzt mach mal einen Punkt und die Augen auf. Dir fehlt nichts. Außer ein bisschen gesunder Menschenverstand vielleicht ... Du bist verliebt!«
    »Bitte?«, fragte ich irritiert. »Du beliebst zu scherzen.«
    »Oh nein. Wie gesagt, irgendwann erwischt es sogar die Hartgesottensten von uns. Freu dich doch – dein Prinz ist da! Ist ja auch lange genug her, dass du zuletzt ernsthaft verliebt warst. Wart mal ... Das muss so in der neunten oder zehnten Klasse gewesen sein. Der Rocker mit den hüftlangen Haaren, dem du im Rockpalast immer wie ein Hundchen hinterhergelaufen bist ...«
    »Ja, ja, Götterdämmerung. Lass doch die ollen Kamellen!«, schimpfte ich, während mir das Blut in den Kopf stieg.
    In den mindestens zehn Jahre älteren Rocker war ich tatsächlich jahrelang unsterblich verliebt gewesen. Ich hatte sogar ernsthaft erwogen, mir seinen Vornamen – Ulf – in den Unterarm tätowieren zu lassen, ohne je auch nur ein Wort mit ihm gewechselt zu haben. Bis ich mich bei einem Konzert aus Versehen doch noch mit ihm am Bierstand unterhalten hatte. Der Kerl hatte nicht einen geraden Satz herausgebracht, bei näherer Betrachtung schlimm geschielt und Mundgeruch hatte er auch noch. Das war das Ende unserer großen Liebe gewesen.
    Seitdem war ich zwar hin und wieder flüchtig verknallt gewesen. Aber ein Prinz war seit dieser Episode nicht mehr aufgetaucht.
    Das wusste Silke natürlich auch. Deshalb verkündete sie nun frohgemut: »Weißt du was? Ich freue mich für euch. Und außerdem noch ein bisschen für Nina und mich. Jetzt wirst du ja wohl endlich etwas mehr Verständnis für uns Normalsterbliche haben.«
    »Halthalthalt«, fiel ich ihr ins Wort. »Halt die Luft an, meine Beste. Ich bin eins garantiert nicht: nämlich
verliebt
. Ha!« Ich schnaubte. »Hast du schon vergessen, was für einen Schlamassel ich gerade mit dem Münchhausen-Pumuckl hinter mich gebracht habe?«
    »Nö, natürlich nicht«, gab sie kichernd zurück.
    »Na also«, brummte ich zufrieden. »Ich werde ja wohl kaum so absolut und hoffnungslos bescheuert sein und mich gleich in die nächste Beziehung stürzen. Ich meine: Volker ...« Ich lachte leise vor mich hin. »Der spinnt doch total! Für den bin ich doch genau dasselbe wie er für mich: eine nette Abwechslung, ein Abenteuer. Es gibt keine Prinzen. Alles ist total entspannt ...«
    »Oh ja. Total«, schnaubte Silke. »Das habe ich auf einen Blick gesehen, wie entspannt der war. Tiefenentspannt sozusagen. Hahaha. Nein, meine Liebe, jetzt im Ernst: Ich habe selten jemand gesehen, der so hoffnungslos und bis über beide Ohren verliebt war wie dieser bedauernswerte Fischkopf.«
    »Quatsch doch ned so en Bledsenn«, beschwerte ich mich. »Der Kerle misst ja en totale Dachschade han ...«
    »Kann schon sein. Auf jeden Fall hat es ihn erwischt, Schneckle. Der stand nicht nur durch Zufall auf deiner Fußmatte und hat sich von Nina mit dem Rosenstrauß verdreschen lassen. Oh nein. Das ist ... Liebe!« Sie seufzte.
    Kaum etwas ernüchterte mich mehr als dieses kitschige Rosamunde-Pilcher-Klischee: »Silke? Tust du mir einen Gefallen? Kannst du bitte in nächster Zeit die Finger von den ganzen Schmonzetten lassen, die du dir abends so reinziehst? Die sind nicht sehr zuträglich für deinen Realitätssinn.«
    »Kann sein. Aber die, die ich zu viel angeschaut habe, hättest du dir vielleicht wenigstens einmal anschauen sollen.

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