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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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Sabine, ganz im Ernst: So oft bekommen wir nicht die Chance, uns Hals über Kopf gnadenlos zu verlieben. Verdirb dir das nicht selber.«
    »Gar nichts verderbe ich«, stellte ich klar. »Falls der Fisch... äh, Volker, tatsächlich in mich verliebt sein sollte, hat er eben Pech gehabt. Ich kläre das nachher am besten gleich direkt mit ihm. Dann soll er sofort seinen Krempel packen und nach Buxtehude zurückdüsen. So was fehlt mir gerade noch: ein liebeskrankes Nordlicht. Nein, nein. Du täuschst dich. Sicher. Wir kennen uns doch gar nicht wirklich ... Blödsinn.«
    »Und deine Symptome? Ich sage nur Rockpalast ...«
    »Die ... äh, ich habe sicher eine ... Allergie. Genau. Das ist es. Eine Allergie ...«
    »Gegen Fischköpfe im Allgemeinen? Oder gegen die Liebe im Besonderen?«, fragte Silke noch.
    Ich legte einfach auf. So einen Schwachsinn musste ich mir nun wirklich nicht anhören. Das war geradezu grotesk! Ich wusste kaum etwas von diesem Menschen, außer dass ihn ständig Fernweh plagte, deshalb hatte er es gleich zu seinem Beruf gemacht. Das war zugegebenermaßen wunderbar schwäbisch pragmatisch.
    Ich grinste schon wieder dümmlich vor mich hin.
    Außerdem war er einfallsreich – es gehörte schon eine Menge dazu, eine ganze Horde überheblicher Manager zum Regenwurmfuttern zu bewegen. Und er war sehr belesen – wenn wir uns nicht über unsere Nord-Süd-Achse lustig machten, redeten wir ganz gern über Bücher. Er war freundlich – schließlich hatte er mich Wildfremde in der schwedischen Wildnis aufgegabelt – er war klug und vor allem: Er duftete! Ich bekam gar nicht genug von seinem Duft. Stundenlang hätte ich einfach nur an ihm riechen können. Und das mir, die ich die meisten Männer überhaupt nicht riechen konnte. Zudem war er der beste Küsser auf der ganzen Welt, völlig konkurrenzlos. Und der beste Liebhaber sowieso. Wenn ich mir überlegte, wie viel Zeit ich in den letzten zwei Tagen mit ihm völlig sinnlos zwischen irgendwelchen Bettlaken verbracht hatte!
    »Du lächelst ja scho wieder so nedd, Sabine«, tönte mir mein Chef ins Ohr. Dann räusperte er sich und gab mir einen Moment Zeit, um meinen Schreck zu verdauen. »I wollte bloß gschwind Rücksprache wegen deines, äh, deinem Schbarkassen-Tekschd halten. Also, wie soll ich das jetzt sagen?« Er kratzte sich am Kopf. Dann knallte er mir meinen vor roten Kommentaren und Strichen nur so wimmelnden Text auf den Tisch. »Bullschidd«, sagte er hämisch. »Des Ganze no ammol von vorne, bidde. So einen Kruschd kann ich dem Kunden im Läbe ned andreha.« Er klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.
    So. Größenwahn kam eben doch vor dem Fall. Ich kratzte mein letztes bisschen verfügbares Hirn zusammen und widmete mich erneut der Sparkasse. Schließlich war der Job bei Jochens Zeitung noch nicht unter Dach und Fach. Deshalb würde ich meine Brötchen zumindest noch eine kleine Weile länger hier verdienen müssen.

    Eine Stunde später kam meinen Plänen für seriöses Arbeiten das nächste Telefonat dazwischen: Mein Handy klingelte: eine mir unbekannte Nummer. Nach kurzem Zögern ging ich ran. Schließlich hatte unsere »Mir-kaufet-nix«-Einstellung auch ihre Nachteile, wie ich gerade erlebt hatte.
    Meine »Gib-dem-Universum-eine-Chance«-Haltung wurde auf der Stelle belohnt: »Hier spricht die schwäbisch-schwedische Telefonseelsorge-Kooperation. Ich habe gehört, Sie haben Probleme mit unkontrollierten Gewaltausbrüchen gegenüber geistig minderbemittelten Päderasten ...«
    »Kerstin!«, kreischte ich begeistert. »Woher hast du denn meine Nummer? Wo steckst du? Und hast du Schweden tatsächlich überlebt?«
    »Du solltest dir dringend angewöhnen, eine Frage nach der anderen zu stellen. Nicht jeder ist in der Lage, sich alle zu merken und entsprechend zu beantworten«, lachte sie. »Erstens: Deine Handynummer ist unglaublich leicht herauszufinden. Die steht sogar im Telefonbuch, direkt unter der vollständigen Adresse! Du solltest dir dringend überlegen, deine Daten nicht in die ganze Welt hinauszuposaunen – siehe geistig minderbemittelte Päderasten mit gebrochener Nase ... Unfassbar! Zweitens: Ich bin in Stammheim, Blumen gießen. Kurt und Doris erholen sich wie nach jedem Labskaus-Urlaub in irgendeinem Nord- oder Ostseebad. Drittens: Ja, ich hab’s überlebt. Gerade so. Wie wär’s? Treffen wir uns heute Abend irgendwo auf einen Kaffee, bevor ich wieder nach Heidelberg fahre?«
    »Au ja!« Ich freute mich riesig.
    »Wie wäre es

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