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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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im Biergarten auf der Karlshöhe?«, wollte Kerstin wissen.
    »Och nö. Muss das sein? Da treiben sich in letzter Zeit merkwürdige Gestalten rum«, wiegelte ich ab.
    »Okay. Im ›Aussichtsreich?‹«
    »Gut. Du scheinst eine echte Vorliebe für unsere schöne Stuttgarter Halb- bis Ganzhöhenlage zu haben. Schade, dass es bis heute Abend noch so lange ist. Ich muss vorher noch irgendwie ein Mailing hinkriegen. Und das mit akutem kreativem Burnout«, stöhnte ich.
    »Du schaffst das schon. Die Belohnung winkt im ›Aussichtsreich‹ – und wenn ich Belohnung sage, meine ich Belohnung. Ich kann dir Geschichten erzählen! Gegen sechs?«
    »Gut. Bis dann!«
    Ein paar Stunden später saßen Kerstin und ich in der ersten Reihe und genossen außer der Abendsonne in der Tat aussichtsreiche Perspektiven.
    Kerstin selbst war eine Überraschung. »Fast hätte ich dich nicht erkannt«, staunte ich. »Sollte dein Rastamartyrium nicht noch eine Weile dauern? Du siehst toll aus – und fast seriös!«
    Kerstin lachte und griff sich glücklich in ihre hochgegelte, weißblonde Kurzhaarfrisur Marke Pink. »Jutta hatte nach Schweden unendlich viel Mitleid mit mir. Das war wohl hauptausschlaggebend dafür, dass sie mir die letzten Tage erlassen hat. Das und der Gestank.« Sie kicherte. »Das Jahr war nicht nur für mich schwer. Jutta konnte diese brettharten Brezelzöpfe weder riechen noch sonst irgendwie ausstehen. Immerhin sind wir uns einig, dass uns nun im Leben nichts mehr trennen wird – wenn das nicht mal die Zöpfe geschafft haben. Da hat mir meine Süße doch gleich einen Antrag gemacht. Mit Kniefall, roten Rosen und Brilli. Schau mal.«
    Sie hielt mir zufrieden einen zugegebenermaßen wunderschönen Klunker im Ayers-Rock-Format unter die Nase.
    »Boah«, staunte ich. »Herzlichen Glückwunsch! Du willst mir aber jetzt hoffentlich nicht sagen, dass der echt ist, oder?«
    »Doch«, erklärte sie zufrieden. »Was meinst du, kommst du zu unserer Hochzeit im Winter?«
    »Wahnsinn! Ja, sicher, toll, äh, danke für die Einladung«, stotterte ich und fiel ihr über den Tisch um den Hals.
    »Es werden übrigens sehr viele, sehr nette und sehr attraktive Frauen anwesend sein«, erklärte Kerstin zufrieden. »Vielleicht finden wir für dich ja auch noch ein passendes Pendant.«
    »Danke. Bin bedient«, strahlte ich.
    »Wie das?«, fragte Kerstin erstaunt. »Das Letzte, was ich von dir mitbekommen habe, war eine dicke Blutspur von der Haustür bis zur Straße. Also, nicht deine natürlich, die von Steve.« Sie verdrehte die Augen.
    »Echt? Erzähl mal!« In freudiger Erwartung rieb ich mir die Hände.
    Kerstin schüttelte grinsend den Kopf. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für ein Chaos du hinterlassen hast. Endlich hatte ich in dem grässlichen Kasten mal richtig Spaß!« Sie kippte ein Weißweinschorle auf Ex in sich hinein und winkte mit dem leeren Glas dem Kellner. »Also, pass auf: Du warst kaum zur Türe raus, da tauchte auf einmal der Nöck auf ...«
    »Du meinst sicher Bruce«, strahlte ich.
    Kerstin nickte eifrig. »Ich muss zugeben, dass ich dich bis zu dem Zeitpunkt für etwas, äh, von den Ereignissen mitgenommen erachtet habe ...«
    »Du meinst, du dachtest, ich hätte mir einen Phantasiefreund zugelegt«, brachte ich das Ganze auf den Punkt.
    Sie nickte. »Genau. Aber auf einmal tauchte dieser wirklich nette Mensch auf und fast wäre das Katerfrühstück zum Kettensägenmassaker mutiert. Bruce meinte nämlich, er hätte mit dir ein wunderbares Vorbild vor der Nase gehabt – den Begriff ›Nase‹ darf man in der Familie Labskaus übrigens in Zukunft nur noch flüstern – und hätte seine Nase voll von den ganzen Heimlichtuereien. Er hat deshalb die ganze Familie samt Ulrike im Besonderen über die Vorkommnisse im Schuppen aufgeklärt, die das Fass – oder soll ich besser sagen: die Nase? – zum Überlaufen gebracht haben.«
    Sie strahlte den Kellner, der ihr das neue Schorle auf den Tisch stellte, derart glücklich an, dass der völlig verwirrt und aus der Bahn geworfen gegen den nächsten Tisch rannte und mehrere Gläser herunterklirrten.
    Ich schüttelte den Kopf. »Unglaublich, dass du für die Männerwelt verloren bist. Ich darf gar nicht daran denken, wen du alles hättest abbekommen können. Da rennen doch sicher noch ein paar adoptierte Prinzen frei rum.«
    Kerstin hob die Hand. »Geschenkt. Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren. Kitschig. Aber wahr. Wo war ich? Ach ja. Bruces Zusammenfassung von

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