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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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gegen Volkers und nach kurzem Zögern auch gegen das meines Nebensitzers knallen, was anscheinend endgültig das Eis brach. Denn kaum hatten sie sich vorgestellt – der Rempler hieß Matze – waren dieser, seine Kumpels und Volker in eine wilde Diskussion über schleswig-holsteinische und baden-württembergische Gemeinsamkeiten und Unterschiede verstrickt.
    »Wie hoißt Weggle uf Fischkopf?«, wollte Matze wissen.
    »Wenn ich wüsste, was ein Weggle ist, würde ich dir das sagen«, gab Volker zurück.
    »Brötchen«, dolmetschte ich.
    »Brötchen«, erklärte Volker daraufhin strahlend. »Ist doch ganz einfach. Ihr könnt aber auch ein Rundstück verlangen, dann bekommt ihr dasselbe.«
    »Rundstück!« Matze und seine Kumpels klopften sich vor Lachen auf die Schenkel.
    »On a Geggele?« Matze ließ nicht locker.
    »Ein was?«, fragte Volker wieder.
    »Ein Brathähnchen.«
    Ich verdrehte die Augen. Die Dolmetscherei nervte ziemlich.
    »Brathähnchen«, strahlte Volker. »Oder Brathuhn. Broiler sagt man eher im Osten, wenn ihr das erwartet habt. Aber ich komme aus Lübeck, nicht aus Leipzig.«
    »Lübeck?«, grübelte Matze. »Was gibds do nomml?«
    »Marzipan«, erklärte ich.
    »Lübeck ist UNESCO-Weltkulturerbe«, trumpfte mein Fischkopf auf. »Der mittelalterliche Stadtkern ist weltberühmt, genau wie die sieben backsteingotischen Kirchtürme und das Holstentor. Das kennt ihr doch sicher?«
    Er schaute in fragende Gesichter.
    Unbeirrt versuchte er es weiter: »Ach ja, wir haben einen VfB, genau wie ihr, nur eben den VfB Lübeck. Er spielt in der Regionalliga Nord. Kennt ihr nicht?«
    Einvernehmliches Kopfschütteln.
    Nur Matze fragte knitz: »Was schbieled die? Fauschdball?«
    Volker verdrehte die Augen, ließ sich aber immer noch nicht entmutigen. »Aber das Buddenbrookhaus? Das kennt ihr doch! Im 19. Jahrhundert war es im Besitz der Familie Mann. Heute ist es ein Museum.«
    »Ward amole ... Man ...«, grübelte Matze, dann hellte sich seine Miene auf. »Klar. MAN. Nutzfahrzeug.« Er schaute Volker verdutzt an. »Die kommed von eich dahoim? Reschbeckd. Kerle, hen ihr des gwissd?«
    Seine drei Kumpels schüttelten ebenso einvernehmlich wie beeindruckt die Köpfe.
    Bevor ich in den Tisch beißen musste, überredete ich Volker, schnell seine zwei Halben auszutrinken, verabschiedete mich von Matze und seinen drei Fleischbergfreunden und führte Volker in Schlangenlinien wieder hinunter Richtung Stadt.
    Die Hanglage beflügelte Volker anscheinend genauso wie die zwei Halben. Auf jeden Fall breitete er auf halbem Weg seine Arme aus, brummte wie ein Flugzeug und rannte den Berg hinunter.
    »Volker, halt!«, brüllte ich und rannte ihm hinterher.
    Plötzlich blieb er stehen, sodass ich voll in ihn hineinpolterte und gemeinsam mit ihm zu Boden ging. Zusammen kullerten wir noch ein ganzes Stück die Wiese hinunter, die unseren Fall zum Glück gebremst hatte, und blieben schließlich erledigt liegen.
    Volker japste vor Lachen. »Ich hätte nie gedacht, dass ihr so ein lustiges Volk seid, ehrlich!« Er wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. »Da heißt es immer, die Schwaben sind Spaßbremsen. Dabei gebt ihr so was von Gas. Unglaublich.«
    »Kann sein, dass du unseren Humor vielleicht noch nicht so ganz durchschaut hast?«, gab ich zu bedenken. »Wir sind sehr viel, äh, tiefgründiger, als es auf den ersten Blick scheinen mag.«
    »Oh doch«, behauptete er, zog mich zu sich heran und begann, mir erneut eine Kostprobe seiner wirklich außergewöhnlichen Kusskünste zu geben.

Frühlingsgefühle oder: Guter Rat ist Geschmackssache
    Am nächsten Tag traf sich Volker, dem ich nach kurzem Zögern einen Wohnungsschlüssel in die Pfote gedrückt hatte, mit dem Japan-Auswanderer und ich schleppte mich zur Abwechslung einmal wieder in meine PR-Agentur. Hier war wie vor meinem Schwedendebakel erwartungsgemäß alles gnadenlos langweilig. Nach einem halben Tag war mir klar: Nun, da ich Steve und alle Heiratsambitionen los war, würde ich mich schleunigst nach einem adäquaten Job umsehen – schließlich hatte ich nun wieder jede Menge freie Zeit fürs Aufpolieren der Karriere. Sollten sich doch andere kaputt langweilen.
    Zu meinem großen Erstaunen erfüllte das Universum meinen Wunsch postwendend. Denn in meinen Mails fand ich eine Nachricht von meiner Ex-Affäre Jochen von der seriösen Stuttgarter Presse. Zuletzt hatten wir uns bei der Stadtteilbüchereieröffnung gesehen – bei meiner ersten Begegnung mit Steves

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