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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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grässlichen Wicht überhaupt vorstellen? Mein Hang zum Masochismus ist quasi nicht vorhanden. Mir reicht es schon, wenn ich ihm nächstes Jahr in Ediths Bates-Villa wieder über den Weg laufen muss. Nein, nein. Und was Udo angeht: Den siehst du sicher auf der Hochzeit. Und jetzt«, sie beugte sich vor und schaute mir streng und tief in die Augen, »will ich wissen, was du vorher mit ›Ich bin bedient‹ gemeint hast.«
    »Ach«, winkte ich schwach ab und lächelte harmlos, »ich habe da jemanden aufgegabelt. Nichts Ernstes. Nur so. Zum Spaß.«
    »Zum Glück zum Spaß«, seufzte Kerstin. »Als deine Therapeutin kann ich dir nämlich nach deinem jüngsten Liebes-Supergau nur dringend regenerative Emotionsenergien empfehlen.«
    »Keine Sorge. Ich bin männertechnisch ja nicht bekloppt. Ich tu nur manchmal so«, erklärte ich. »Und unverbindlich miteinander ins Bett hüpfen kann man doch schließlich immer, oder?«
    »Wenn deine Nachbarn nichts dagegen haben. Oder sind das keine Schwaben?«
    »Nö«, strahlte ich zufrieden. »Ich bin mit superleisen Ossis, unglaublich freundlichen Türken und kochwütigen Spaniern gesegnet, die immer was zu essen übrig haben.«
    »Du Glückliche«, seufzte sie.

    »Na, wie ist es bei dir gelaufen?«, wollte ich am Abend betont beiläufig von Volker wissen. Wir lümmelten am Küchentisch herum und vertilgten gemeinsam eine Tiefkühlpizza. Zumindest er. Ich hatte in seiner Gegenwart merkwürdigerweise schon wieder keinen Hunger.
    Nach dem Treffen mit Kerstin und dem Telefonat mit Silke beobachtete ich seine Mimik und Gestik ganz genau. Momentan strahlte er mich mal wieder aus den schönsten blauen Augen der Welt auf seine ganz unnachahmliche Art und Weise an.
    Was tat ich denn da? Warum dachte ich über seine Augen nach? Das war doch nicht normal. Gerade eben hatte ich bei Kerstin noch vollmundig getönt, dass Volker eine reine Bettgeschichte war. Auf keinen Fall durfte stimmen, was Silke gesagt hatte! Sabine Schneck und die Liebe waren wie Prince Charles und Lady Di. Kässpätzle und Gsälz. A-Klasse und Elchtest. Die passten einfach nicht zusammen. Siehe Rockpalast. Außerdem hatte ich mit Steve gerade erst Schiffbruch erlitten und keine Ahnung, was mit Jochen auf mich zukam. Also war es höchste Zeit, dass ich etwas Distanz zwischen Volker und mich brachte.
    »Toll ist es gelaufen!«, sagte er gut gelaunt. »Ich kann mir gut vorstellen, dass wir ziemlich schnell ins Geschäft kommen. Zumal mir Stuttgart ausnehmend gut gefällt.«
    Ich winkte ab. »Das kannst du doch noch gar nicht beurteilen«, sagte ich so hochnäsig wie nur möglich. »Bisher hast du nur die Schokoladenseiten der Stadt kennengelernt. Aber wir haben hier eine ausnehmend hohe, äh, Kriminalitätsrate.«
    Volker prustete heraus: »Ach was?«
    Ich nickte ernsthaft. »Ja, und, äh, in der Pisa-Studie rutschen wir immer weiter ab. Die Arbeitslosenrate steigt und, äh, die Luftqualität lässt deutlich zu wünschen übrig. Ganz hier in der Nähe ist das Neckartor – das ist die Kreuzung mit den schlimmsten Feinstaubwerten in ganz Baden-Württemberg, was sage ich, ganz Deutschland!«
    Volker musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. »Geht’s dir nicht gut? Du redest irgendwie wirres Zeug.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber nein. Ich will nur, dass du anfängst, die Dinge so zu sehen, wie sie sind.«
    »Ach ja? Und du meinst, das tue ich bisher nicht?«, fragte er amüsiert.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich vermute eher nicht.«
    »Aha. Und wie kommst du darauf?«
    »Naja«, druckste ich herum. Dann riss ich meinen Mut zusammen. »Volker, sag mal, du bist nicht etwa nach Stuttgart gekommen, weil du in mich verliebt bist, oder?«
    Wieder prustete er laut heraus und konnte sich vor Lachen kaum halten.
    Irgendwie war ich nun doch nicht so erleichtert, wie ich wohl sein sollte.
    »Wieso kommst du auf die Idee?«, wollte er wissen, nachdem er sich wieder halbwegs gefangen hatte.
    »Naja, Silke meinte, das sei der Grund, warum du überhaupt bei mir aufgetaucht bist.«
    »Soso, meint sie das?«, fragte er mit großen Augen. »Was meint sie denn noch?«
    »Ach, lauter Blödsinn«, wiegelte ich ab und fühlte zu meinem Entsetzen, wie sich mein Kopf knallrot färbte. Wütend schlug ich auf den Tisch. »Volker, jetzt mal Tacheles: Ich habe dir doch meine ganze Geschichte erzählt. Ich meine, die Steve-Geschichte. Da müsste dir doch klar sein, dass ich nicht gleich wieder eine Beziehung eingehen kann. Ich muss den ganzen

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