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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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Amaya wie eine Taube gurrend um ihn herumflatterte und ihm eine Riesenportion Indienfutter vorsetzte, fügte ich ziemlich sauer hinzu: »Vielleicht geht’s auch schneller.«
    Volker quollen derweil schon nach dem ersten Löffel die Augen fast aus dem Kopf, der sich knallrot verfärbte – was einen interessanten Kontrast zu seinen hellblonden Haaren und der roten Serviette darstellte, die er sich nun vor den Mund presste.
    »Es ist doch nicht etwa zu scharf, oder?«, fragte Amaya besorgt und legte Volker die Hand auf die Schulter.
    »Ist es zu stark, ist er zu schwach«, erklärte ich mitleidlos und warf ihr einen Blick zu, der mindestens so scharf wie ihr Essen war.
    Immerhin nahm sie die Hand von Volkers Schulter. Wortlos ging ich zum Kühlschrank, nahm einen Krug mit einer geheimnisvollen Flüssigkeit heraus, goss Volker ein Glas davon ein und reichte es ihm.
    In einem Zug schüttete er die Flüssigkeit in sich hinein. Nun quollen seine Augen, wenn das überhaupt möglich war, noch mehr heraus. Dafür verwandelte sich seine Gesichtsfarbe schlagartig von Feuerwehrrot zu Lindgrün. Und seine Lippen verschwanden quasi in seinem Gesicht. Ein sehr interessanter Effekt.
    »Was war das denn?«, fragte er sich schüttelnd.
    »Brottrunk«, erklärte ich sehr zufrieden.
    »Was?«
    »Ein Milchsäure-Gärungsprodukt aus Vollkornbrot, Natursauerteig und Wasser«, zählte ich fröhlich auf. »Nina hat es angeschleppt, weil es wahnsinnig gut für Haare, Haut, Nägel, Darm, Fußpilz und für die Rettung der Welt sein soll. Sicher bekommt man damit auch Blutflecken aus dem Teppich, Rost von Schutzblechen und Schimmel von den Wänden. Ich fand das Zeug einfach nur grässlich. Seit Wochen steht es in meinem Kühlschrank herum, widert mich an und frisst Platz. Wieso? War’s ned legger?«
    Seine Antwort hörte nur die Kloschüssel. Luis und Jorge warfen mir zufrieden nickend respektvolle Blicke zu, während Amaya Volker bedauernd hinterhersah.
    »Wann wollt ihr eigentlich endlich heiraten?«, fragte ich Luís. »Ich habe den Eindruck, dass ein wenig, äh, Bewegung eurer Beziehung guttun könnte.«
    »Was willst du damit sagen?«, zischte Amaya.
    Ich seufzte. Wie schön war es gewesen, als nur Luís und Jorge nebenan gewohnt hatten. Damals fielen zwar nicht ständig irgendwelche meist leckeren Köstlichkeiten für mich ab, die natürlich eine willkommene Abwechslung zu meinen ewigen Tiefkühlpizzen darstellten. Aber dafür gab es immer eine Menge zu trinken. Dazu noch meine tägliche Extraportion Bewunderung von den beiden zwar kleinen, aber doch recht hübschen Spaniern. Und dann war Amaya aufgetaucht. Und geblieben – um ab sofort mit jedem männlichen Besucher in meiner Wohnung hemmungslos zu flirten. Adiós Anbetung. Ich hoffte nach wie vor, dass dieser Schneewittchen-Sargnagel nach ihrer Hochzeit mit Luís auf Nimmerwiedersehen nach Alicante verschwand. Doch vorerst stand sie noch ganz Carmen in meiner Küche, erdolchte mich mit Blicken und schien mein Herz in wenigen Momenten roh und in kleine Stücke zerschnitten auf einem Silbertablett verspeisen zu wollen.
    Da tauchte der inzwischen steingraue Volker wieder auf.
    Jorge räusperte sich taktvoll. »Wir wollten euch eigentlich fragen, ob wir heute Abend nicht wieder einmal eine kleine Fiesta veranstalten sollen. Aber ich glaube, wir verschieben das …«
    Ich nickte grimmig. »Ja, ein bisschen Ruhe wäre für den Herrn mit dem schwachen Magen sicher nicht schlecht.«
    Volker warf mir einen bösen Blick zu. »Das war nicht nett.«
    »Das sollte es auch nicht sein«, gab ich zufrieden zurück.
    »Also, hasta luego!« Luís klopfte Volker auf die Schulter und blinzelte ihm zu, bevor er seine Verlobte mitsamt ihrem Topf aus dem Raum schob. Jorge folgte ihnen winkend.
    Erschöpft ließ Volker sich auf einen Küchenstuhl fallen. »Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas so Scharfes gesehen … gegessen zu haben.«
    »Und ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas so Peinliches gesehen zu haben«, gab ich kühl zurück.
    »Ach, Sabine. Du weißt doch, dass Männer besser schauen als hören können«, erklärte er mit Hundeblick.
    Ich nickte. »Ja. Und du weißt, dass Frauen nicht nur gut sehen, sondern auch gut hören. Weißt du was? Ich habe eine ganz wunderbare Idee: Du schläfst heute Nacht auf der Couch.«

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