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Schneckle im Elchtest

Schneckle im Elchtest

Titel: Schneckle im Elchtest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ruehle
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Sicht auf die anwesende Damenwelt.«
    Schnell schaute ich, ob die eine Gefahr darstellte. Aber außer der ewig perfekten Silke war keine ernsthafte Konkurrenz anwesend. Die sonst auch ziemlich attraktive Nina hatte sich mit ihrem Zahnpfusch für eine ganze Weile ins Abseits katapultiert. Da konnten wir nur mit viel Rotwein und schwarzem Tee gegensteuern.
    Volker nahm wortlos mir gegenüber Platz und starrte ein Loch in die Tischdecke.
    »Aha. So sieht also die große Liebe aus«, platzte Nina da heraus.
    »Scht«, zischte ich empört und merkte, wie ich mich von schweinchenrosa über knallrot zu dunkellila verfärbte.
    »Was?«, fragte Volker verblüfft.
    »Äh, ein blöder Witz«, stammelte ich und trat Nina unter dem Tisch so fest wie möglich gegen das Schienbein.
    Leider erwischte ich das Tischbein. »Autsch!«
    Nina streckte mir grinsend die Zunge raus.
    »Au weia«, machte da Volker und musterte Nina mit entsetztem Blick. »Was ist denn mit deinen Zähnen passiert? Hast du Karies oder Mundfäule oder so etwas und musst jetzt eine Pasta auf die Zähne schmieren? Oder … bekommst du neue Zähne und das ist die Vorbereitung dafür? Mit vierzig geht das ja los mit der Parodontose und dem Zahnverlust … Du Arme.«
    Er schenkte ihr einen mitfühlenden Blick, während Silke und ich das aufsteigende Gegacker krampfhaft mit unseren völlig normalen Zähnen festhielten und Nina sichtlich um Fassung rang.
    Schließlich fragte sie betont beiläufig. »So, Volker. Du bist ja immer noch in Stuttgart. Das ist ja, ähm, sehr ungewöhnlich …«
    »Nö. Wieso?« Volker streckte die Füße aus und lehnte sich gemütlich zurück. »Ich habe heute den Vertrag mit meinem neuen Geschäftspartner unterzeichnet. Ab sofort bin ich Teilhaber von ›Asian Adventures in Southern Germany‹ – mit Sitz in Bad Cannstatt. Ich werde deshalb ab sofort sehr oft in Stuttgart sein.« Er warf mir einen langen, intensiven Blick zu, den ich mit einer gnadenlosen Rückhand bretthart zurückschmetterte.
    »Aha. Dann herzlichen Glückwunsch«, erklärte Nina trocken. »Sag mal, Volker, wie funktioniert das denn mit deinem anderen, äh, Betrieb in Lübeck? Der geht wohl sehr schlecht?«
    Ich verdrehte die Augen.
    Volker staunte. »Nö, mein Büro läuft prima. Ich habe eben einen neuen Mitarbeiter eingestellt.« Er lachte. »Obwohl ich nicht sicher bin, dass Ingo als Überlebenstrainer optimal zu den Herren Managern passt.« Er beugte sich verschwörerisch zu uns herüber. »Er hat hüftlange Haare, schielt und läuft immer nur barfuß.«
    »Hört sich nach Rockfabrik und erster großer Liebe an«, stellte Silke fest.
    Ich schüttelte den Kopf. »Was sollen die Manager denn gegen einen hässlichen Waldschrat haben? Sie wollen doch ein Überlebens- und kein Musical-Training.«
    Volker zuckte mit den Schultern. »Schon. Aber der Kerl ist ein echter Fanatiker. Ich meine, du hast selber erlebt, wie Hein und ich gnädig waren und Erbarmen mit unseren Naturfreunden hatten. Bei Ingo gibt’s nichts Hochprozentiges. Es sei denn, die Manager erfinden notgedrungen und klammheimlich eine Methode, aus Regenwürmern einen schnell wirkenden Schnaps zu brauen. Apropos Schnaps: Wird man hier auch bedient oder sitzt ihr nur so zum Spaß auf dem Trockenen rum?«
    Alle drei starrten wir ihn verblüfft an.
    »Tatsächlich. Schon wieder …« Nina räusperte sich. »Das darf doch nicht wahr sein. Paolo!«, schimpfte sie lautstark quer durch den Raum. »Das Übliche. Aber pronto!«
    Paolo nickte und verzog sich um die Kurve.
    »Wunderbar.« Volker rieb sich die Hände.
    Doch so schnell ließ Nina ihn nicht vom Haken. »Sag mal, Volker, du hast also einen Angestellten …«
    »Drei. Waldschrat Ingo, dann Benny, unseren Spezialisten für Städtetouren und ein As im Büro und dann natürlich noch Hein, unseren Busfahrer«, stellte er richtig.
    »Schön. Drei. Da hast du doch bestimmt einen ganz ordentlichen Umsatz …«, fuhr Nina fort.
    Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Leider nein. Ich will mich nicht beklagen. Es reicht für uns vier zum Leben. Und viel brauchen wir ja alle nicht. Keiner von uns hat besonders hohe Ansprüche …«
    »Und das heißt?«, hakte sie nach, während ich vor Peinlichkeit kurz vor der Implosion stand.
    Warum fragte sie Volker denn nicht gleich, ob er eine Familie ernähren und ihr seinen neuesten Kontoauszug zeigen konnte?
    Doch er bewies Langmut. »Naja«, er kratzte sich am Kopf, »so einen Laden wie den hier«, er wies auf das uns umgebende

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