Schnee an der Riviera
ihren Gedanken gerissen.
Die beiden wirkten wie Katze und Fuchs aus Pinocchio. Vorsichtig, ein gewinnendes Lächeln im Gesicht, setzten sie sich nebeneinander vor ihren Schreibtisch, während Gerolamo sich etwas abseits im Halbdunkel niederließ, um ihre Aussagen aufzunehmen.
»Gut, die Herren, ich will keine Zeit verlieren. Servieren Sie mir also nicht irgendeine Wahrheit, sondern die Wahrheit. Kannten Sie diese Männer?«
Es waren die Fotos von Giovanni Caprile und dem geheimnisvollen Alfio Spaventa, als Leichen. Die Kneipiers erschauderten. Etwas zögernd begann Aldo zu reden, nachdem er seinem Kompagnon einen Blick zugeworfen hatte.
»Ja, sie waren Gäste bei uns. Sie kamen ab und zu, wie so viele. Es sind die beiden, von denen wir Ihnen erzählt haben, als Sie letztes Mal bei uns waren. Die manchmal mit Habib sprachen.«
»Und ihre Namen kannten Sie nicht?«
»Nein, also ... vielleicht, wenn ich darüber nachdenke ... wir sind uns nicht sicher ... und mittlerweile kennen wir sie natürlich, die Namen. Sie stehen ja in allen Zeitungen. Deshalb ist uns eingefallen, dass wir ›Paco‹ schon mal gehört haben.«
»Paco? Nicht Alfio?«
»Ich glaube Paco. Das sind nicht so geläufige Namen. Wenn sie Alfio gesagt hätten, würde ich mich daran erinnern.«
»Und dass sie mit Kokain handelten, erinnern Sie sich daran?«
Die beiden fuhren wie auf Kommando hoch, doch bevor sie etwas sagen konnten, hielt Gerolamo ihnen ein Bild von Matteo Albini unter die Nase.
»Schon mal gesehen?«
»Der kam manchmal in Begleitung dieses Mädchens. Die, die sagte, sie hieße Miriam, aber die den Zeitungen zufolge wohl Monica Pittaluga ist. Sie nannte ihn Matteo. Aber auch sein Foto war heute Morgen in allen Zeitungen.«
Diesmal hatte Nino gesprochen.
»Verkaufte er euch auch Drogen?«
»Also, was zum Teufel ... Wir haben doch schon gesagt, dass wir ...«
Gerolamo schlug mit der Faust auf den Tisch, Aldo und Nino fuhren erschrocken zurück.
»Nichts interessiert uns weniger als das, was ihr schon einmal ausgesagt habt. Euer Lokal ist der Mittelpunkt eines Drogenrings. Und das wisst ihr. Mischt ihr da mit? Wie in Verona? Wer hat euch die weiße Weste verschafft?«
»Herrje, Sie wollen uns ruinieren, uns um jeden Preis etwas anhängen. Wenn in oder vor unserem Lokal mit Drogen gedealt wird, ist das nicht unser Ding, sondern das der Drogenfahndung. Wir sitzen in der Altstadt, da zirkuliert so einiges. Aber wir kümmern uns nicht darum, wir machen uns nicht die Hände schmutzig. Wir hängen an unserer Lizenz, aber hallo! Vor allem nach der Sache in Verona. Da wurde nicht gedealt, absolut nicht ... von wegen weiße Weste verschafft ... wir doch nicht ...«
Nelly fragte Nino unvermittelt:
»Waren Sie informiert, dass Ihr Liebchen Habib kokste?«
Ninos Ohren wurden feuerrot. Aldo fuhr wie von der Tarantel gebissen herum, der Zorn stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Dann hast du es also wirklich mit diesem dreckigen Marokkaner getrieben und mich immer verarscht! Wenn deine Geschichten wenigstens nicht in der Leichenhalle enden und uns in den Ruin treiben würden ... elender Scheißkerl«, knurrte er.
»Was sagen Sie denn da, Commissario ... Und selbst wenn ich eine Schwäche für den Jungen hatte, angenommen, er hätte Drogen genommen, was habe ich damit zu tun? Woher sollte ich das wissen?«
»Weil Sie, wie unsere Ermittlungen ergeben haben, selbst Drogen nehmen. Eigenbedarf, einverstanden. Aber irgendwie müssen Sie sich die Ware ja beschafft haben. Richtig?«
Nino schien entschlossen.
»Ja, das ist richtig. Habib hatte mir gesagt, dass dieser ... Giovanni Caprile und der andere wussten, wie man an Koks rankommt. Habib hatte immer etwas. Auch für mich.«
Aldo starrte ihn an, als wolle er ihn erwürgen.
»Tut mir leid, Aldo. Eine Laune, und du kennst ja meine Schwäche für Kokain ...«
»Und Sie wissen nicht, woher die Drogen stammten, die Habib besaß?«
»Nein, keine Ahnung, um Himmels willen! Habib sagte mir, dass seine Freunde gute Kontakte zu Lieferanten hätten, Genaueres wollte ich gar nicht wissen. Ich bin froh, dass ich nicht mehr weiß.«
»Matteo Albini?«
»Von ihm hat Habib nie gesprochen, das schwöre ich. Ich weiß nichts über ihn.«
»Er stand aber in Verbindung mit Caprile und Alfio oder Paco, wie Sie möchten.«
»Vielleicht kannten sie sich, schon möglich. Vielleicht nahm er auch Drogen, was weiß ich ... oder das Mädchen, diese Monica Pittaluga. Was sie betraf, war Habib ebenfalls sehr
Weitere Kostenlose Bücher