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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Süppchen kochen. Bis bald.«
    Freiberg ging zurück zu Hoffie, der Sabine noch immer am Hals hängen hatte und sich bemühte, ihre Aufmerksamkeit auf das Stripteasespektakel zu lenken, das auf der winzigen Bühne neben dem Disc-Pult abgezogen wurde. Die Show hatte nichts von der Raffinesse der teuren Nachtbars auf Bonns besserer Seite. Das dunkelhäutige Girl ließ zu den Klängen aus ›Anny get your gun‹ die Textilien mit Höchstgeschwindigkeit vom Körper fallen. Ihr Bauch kreiste und die Brüste wippten. Ihre Haut war schokoladenbraun – wie gemacht für Tanz und Strip. Um die Hüfte trug sie einen Patronengürtel aus braunem Leder.
    Für das Finale mußte gezahlt werden. Wer einen Schein in die für die Patronen bestimmten Lederschlaufen schob, durfte die restlichen Kordeln von BH und Tanga lösen. Wer die immer noch auf Nabel, Brustwarzen und Bermuda-Dreieck aufgeklebten, goldfarbenen Glitzersterne abziehen wollte, mußte zwei der begehrten Scheine in den Gürtel stecken. Obwohl die meisten der Besucher des Tic-Tac knapp bei Kasse waren, gab es immer einige, die sich den Glanz der Sterne etwas kosten ließen. Die trugen sie dann für den Rest des Abends an der linken Brustseite, wie der Sheriff sein Emblem der Macht.
    Der schnelle Strip war der Beginn eines rasanten Tanzes der jetzt nackten Mulattin. Sie wurde durch nicht enden wollenden Beifall immer wieder angefeuert, bis Rinnsale von Schweiß über ihre Haut liefen und sie die Vorstellung mit einem Schrei abbrach. Sie würde die Nummer in zwei Stunden noch einmal abziehen. Das hielt die Gäste bei der Stange und ließ neue erwarten. Als die händchenhaltenden Paare sich gleich danach wieder auf die Tanzfläche schoben, sagten Freiberg und seine derangiert wirkende Sabine ihren Informanten und Lieferanten ein knappes »Hey« und verschwanden.
    »Schuppen Nummer drei fällt aus. Da ist für uns nichts mehr drin«, stellte Freiberg erleichtert fest.
    »Deine Hilfskraft fühlt sich erst wieder geborgen, wenn sie hinter Gittern bei ihrem Waldi im Körbchen liegt«, seufzte Sabine. »Ich brauche jetzt einen Akt der Fürsorge – so nennt man das doch im öffentlichen Dienst.«

 
    6
     
     
     
    In den nächsten Tagen wurde im Polizeipräsidium Zwischenbilanz gezogen. Die Ergebnisse der Ermittlungen ließen nur mit Maßen hoffen, denn die Mosaiksteinchen ergaben noch kein Bild. In der Nacht, in der Irmela Ellers gestorben war, hatte sich – vielleicht – ein Mann auf dem Venusberg davongemacht. Vierzehn Tage zuvor hatte ein Mann mit einem Schnurrbart und Nickelbrille – der auch ganz anders aussehen konnte – im »Tic-Tac« einen Hunipack und eine Injektionsspritze gekauft. In der Handtasche der Toten war ein Sicherheitsschlüssel gefunden worden, der sich nicht zuordnen ließ. Er könnte – vielleicht – zu der Wohnung des Mannes passen, der sich schemenhaft in den Ermittlungen abzeichnete. Doch hinter den Fakten standen Fragezeichen, die immer dicker wurden.
    Die Hoffnung, über den Schlüssel weiterzukommen, hatte getrogen. Er gehörte nicht zu einer beim Hersteller verzeichneten Schließanlage eines größeren Wohngebäudes, in der Eingangsund Wohnungstür mit demselben Schlüssel geöffnet werden können. Das entsprechende Sicherheitsschloß war mit drei Schlüsseln vor einiger Zeit an einen Großhändler in Bonn geliefert worden; doch diese Spur versickerte beim Einzelhandel.
    Kriminalhauptmeister Wolfgang Müller, der bissige Lupus, hatte von seiner Frau Helga dank Presse-Mausers Berichterstattung beim Studium der Morgenzeitung schon am Frühstückstisch ein Generalpardon erhalten. Sogar die studierende Tochter war stolz auf ihren lobend erwähnten kriminalistischen Vater und ließ sich – was selten genug vorkam – Fragen über ihr Gastspiel im Panorama-Clan gefallen.
    Die erstaunt dreinschauenden Eltern hörten zum ersten Male, warum die Ausflüge ihrer Tochter in die große weite Welt so schnell geendet hatten. »Als mich so ein Hecht aus dieser Clique erst mit Schnee anmachen und dann vernaschen wollte, war der Spaß für mich auch schon vorbei«, erläuterte Annette den Lauf der Dinge und köpfte ihr Frühstücksei. »Man will zwar seinen Spaß haben, aber für einen Quicky auf diese Art war ich mir doch zu schade. Außerdem hatte ich’s ja auch nicht so nötig. Das liegt alles mehr als ein Jahr zurück. Von mir kannst du also keine ergiebige Auskunft über die Typen erwarten.«
    Vater Lupus hatte noch eine Weile nachgebohrt und nur noch

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