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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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auszuschalten. Die Organisation ist eine Gründung verantwortungsbewußter Menschen, die nicht mitansehen können und wollen, daß Rauschgiftdealer wie ertappte Kavaliere bestraft werden, um nach kurzer Zeit ihr verderbliches Tun wiederaufzunehmen. – ›Hades‹ wird gesponsort von freien Menschen der freien Welt und erhält seine Informationen von Verantwortlichen an höchsten Stellen, so auch von Vertrauensleuten bei Interpol, in der Drug Enforcement Administration – DEA – und in der CIA. – ›Hades‹ wird immer wieder zuschlagen, bis die Dealer merken, daß sie den Tod wählen, wenn sie Geschäfte mit Rauschgift machen.«
    Pavone schwieg.
    »Ist das Ihre Erklärung?« fragte der Kommissar.
    »Ja, und ich bitte Sie, diese Erklärung der Presse bekanntzugeben.«
    Es klopfte kräftig an der Tür zum Vorzimmer und ein uniformierter Beamter stürzte, ohne auf Antwort zu warten, an Fräulein Kuhnert vorbei auf Freiberg zu. »Hier! Soeben über den Ticker gekommen; der Kommissar vom Dienst hat mir befohlen, mich nicht abwimmeln zu lassen.« Damit streckte er Freiberg den Text entgegen.
    »Ist in Ordnung«, sagte dieser. »Sollen Sie auf Antwort warten?«
    »Nein, nur schnellstens abliefern.«
    »Was hiermit geschehen ist. Meinen Dank der Mannschaft von CEBI und dem Kommissar vom Dienst.«
    Freiberg setzte sich an seinen Schreibtisch und überflog die Meldung; dann las er sie langsam ein zweites Mal. Seine Mitarbeiter sahen aufmerksam zu ihm hinüber, ohne eine Frage zu stellen. Als er sich aufrichtete, kreuzte sich sein Blick mit dem Pavones. In Sekunden schien sich ein elektrisches Feld im Raum aufzubauen, mit einer unsichtbaren, knisternden Spannung.
    »Herr Pavone«, sagte Freiberg. »Dieses Fernschreiben ist vor wenigen Minuten in übereinstimmendem Wortlaut von der Deutschen Presseagentur und dem Deutschen Depeschendienst an Presse, Funk und Fernsehen durchgegeben worden. Ein Bekennerbrief, könnte man sagen. Dieses Schreiben macht Ihre hohen und hehren Motive, aus denen die gehandelt haben wollen, zunichte. Sie haben hier nur eine Schutzbehauptung vorgebracht.«
    Mario Pavone sah fassungslos von einem zum anderen.
    Freiberg setzte mit leiser, aber zunehmend härter werdender Stimme an: »Sie, Herr Pavone, sind ein teuflischer Verbrecher. Sie haben aus Habgier und niedrigen Beweggründen und dazu noch heimtückisch und grausam einen Mord begangen, der in der deutschen Kriminalgeschichte einmalig ist. Sie haben für Geld und im Auftrag der Heroin-Mafia den Konsul Kubitzka umgebracht, weil er für die andere Seite gearbeitet und mit Kokain gedealt hat. Für diese Tat werden Sie lebenslänglich zu büßen haben!«
    Wie zur Salzsäule erstarrt saß Pavone am Tisch. Dann schrie er auf, daß es durch die Türen hallte: »Nein – das ist nicht wahr! Ich habe aus Überzeugung und Berufung einen Verbrecher ausgeschaltet.«
    »Hören Sie auf!« fuhr Freiberg ihn an. »Hier ist der Text des Bekennerbriefes, der in diesen Minuten von allen deutschen Medien verbreitet wird, und er hört sich anders an als Ihre verlogene Erklärung, die Sie uns soeben serviert haben. Hier steht wörtlich: ›Dem Kokainhandel wurde heute in der Bundesrepublik Deutschland ein tödlicher Schlag versetzt. Ein Mitarbeiter unserer Organisation hat über dem Flugplatz Bonn-Hangelar den Kokaindealer Jan Kubitzka, bekannt durch die Regenbogenpresse als „fliegender Konsul“, öffentlich hingerichtet. Seine Cessna wurde durch die Zündung einer Sprengladung zum Absturz gebracht. Kubitzka starb in den Trümmern seiner Maschine. Der Vollstrecker ist mit dem Flugzeug entkommen und bereit für einen neuen Einsatz. Dieses ist eine Warnung: Wer mit Kokain handelt, der stirbt! Organisation ›H‹.‹«
    »Hades!« rief Pavone erleichtert. »Ich habe es doch gesagt.«
    »Äitsch!« fluchte Lupus in seiner Ecke. »Dieses verdammte Äitsch!«
    »Herr Pavone«, erklärte Freiberg bestimmt. »Das große ›H‹ ist der international bekannte Buchstabe für Heroin. Und genau dafür steht er auch hier!«
    Pavone riß die Hände vor sein Gesicht. »Diese Hunde! Diese verfluchten Schweine!« brach es aus ihm hervor. Dann ging ein Krampf durch seinen Körper, und er biß die Zähne zusammen, ohne verhindern zu können, daß sie aufeinanderschlugen. »Diese Teufel haben mich getäuscht und mißbraucht. – Meine Frau ist an Rauschgift gestorben, und ich habe mir damals geschworen, Rache zu nehmen und die Dealer auszuschalten – einen nach dem anderen. In der

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