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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Robotik kopiert. Das müßte für dich besonders interessant sein wegen des Vergleichs der Arbeiten in Amerika und Rußland. – Aber jetzt brauche ich erst einmal Koks, mein Feuer ist aus. Und ich werde keinen deiner verdammten Zettel unterschreiben, you damned bum.«
    »Rote Haare, Sommersprossen sind des Teufels Volksgenossen«, lachte Kubitzka. »Wenn das Temperament mit dir durchgeht, bin ich machtlos. – Nun komm, wirf einen Blick in den Spiegel; und die Zettel lassen wir heute selbstverständlich beiseite. – Wo hast du die Kopien?«
    »In meinem Auto.«
    »O du heiliges Kanonenrohr, dein Leichtsinn ist nicht zu überbieten. Was passiert, wenn einer den Wagen klaut?«
    »Wird er schon nicht«, sagte Alexa und nahm die letzten beiden Reihen des so sauber und harmlos aussehenden Pulvers durch den gedrehten Dollarschein auf. »O Himmel! Wie schön ist doch die Welt. Wann entführst du mich in dein mobiles Hotel?«
    »Jetzt«, sagte Kubitzka und griff ihr mit beiden Händen an die kleinen, festen Brüste. »Aber erst, nachdem wir einen Abstecher zu deinem Wagen gemacht haben. Mir ist es lieber, du bist die Verantwortung für die europäische Robotik los.«
    »Und dann bringst du mich in den Himmel!«
    »Mein Red Fox, auf den fliegenden Konsul kannst du dich immer verlassen. Komm, verschwinden wir für eine halbe Stunde. Ich glaube, das Fußvolk ist versorgt und wird uns nicht vermissen. No more drinks at the bar.«
    Die Schnuppies vermißten sie in der Tat nicht. Aber Mario Pavone erfuhr von der geschwätzigen Gräfin, wie zuverlässig Jan Kubitzka dafür sorgte, daß auch im Sommer immer reichlich Schnee verfügbar war. Sie habe noch nirgendwo, auch bei ihren Freunden in Düsseldorfs Altstadt nicht, zu so zivilen Preisen einkaufen können. Der fliegende Konsul sei ein echter Glücksfall für den Clan.
    Mario Pavone konnte das nur bestätigen.

 
    8
     
     
     
    In Bonn läuft alles ein paar Nummern kleiner als in Hamburg oder Frankfurt. Auch Köln und Düsseldorf lassen sich mit den großen Umschlagplätzen für Sex und Drogen nicht vergleichen. Das war den Bossen des Syndikats Europe-West durchaus bekannt. Gleichwohl hatten sie die Bundeshauptstadt zum Ziel ihrer Reise gewählt, denn hier im Köln-Bonner Raum reagierte der Markt wie ein Seismograph auf die feinsten Verwerfungen und ließ Trends und künftige Strukturen erkennen.
    Eine Stadt mit nahezu einhundertfünfzig Botschaften und Konsulaten, mit zweitausend Lobbyisten, Hunderten von Journalisten aus aller Welt, vierzigtausend Studenten und über fünfhundert hin- und herreisenden Volksvertretern bot die denkbar besten Möglichkeiten, den Grund des Treffens und das Herkommen zu verschleiern. Über die nahegelegenen Großflugplätze Köln-Bonn und Düsseldorf ließ sich das Ziel schnell und unauffällig erreichen. Wer auf diesen Plätzen gelandet war, konnte in jeder Stadt des Ruhrgebiets vermutet werden.
    Von höchstem Wert waren auch die kurzen Verbindungswege nach Brüssel und zur Rauschgiftmetropole Amsterdam. Die umfassenden Verlautbarungen der Bundesregierung zur Drogenszene sowie die bei jedem Aufgriff von Polizei und Zoll gemeldeten Preise für Heroin und Kokain, für Amphetamine und Designerdrogen boten dem Syndikat eine ganz vorzügliche Hilfe für die Analyse des Marktes. Selbst mit dem Einsatz von Dollarbeträgen in Millionenhöhe wäre es den Bossen nicht möglich, diese Seite der Marktbeurteilung so genau zu erfassen.
    Durch Vergleich mit den eigenen Zahlen wußten sie sehr schnell, wie weit es den Drogenbekämpfern gelungen war, die Spitze des Eisbergs abzutragen. Deshalb mußte ein gewisser Prozentsatz an Verlustabgängen, ähnlich wie in den großen Warenhäusern, einkalkuliert werden. Dieses Problem wog leicht und hatte sich bisher ohne Schwierigkeiten lösen lassen.
    Die wirkliche Gefahr drohte dem Syndikat Europe-West von anderer Seite. Heroin verlor im Verdrängungswettbewerb gegenüber dem Kokain ständig Marktanteile. Der Schnee schien wie eine immer fester werdende Decke von Nord nach Süd ganz Westeuropa zu überziehen. Die Designerdrugs aus den Küchen- und Kellerlabors beunruhigten zusätzlich die Szene. Dagegen galt es Dämme zu errichten.
    Für die vier Herren von Europe-West waren im Grand Hotel »Rhenus« eine Suite mit Eßraum und drei Luxuszimmer reserviert. Die Gäste nahmen die Eleganz des Hauses als selbstverständliche Zugabe hin. Nach einem guten Essen ließ der kugelrunde und fast kahle Alev Nurwan einen mörderisch

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