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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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geht doch nichts über eine gute Kooperation zwischen Freunden. Ich rufe dich an, wenn ich mit Brüssel gesprochen habe.«
    Freiberg steuerte seinen Golf ganz langsam an den Hallen vorbei, um sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen. Vor dem Gebäude der Luftfahrerschule hielt ein weißer Kadett. Ahrens stieg aus und hängte seine Kamera über die Schulter; sorgfältig schloß er die Fahrertür ab und ging mit Besitzerstolz noch einmal um den Wagen.
    Zurück im Präsidium hörte Freiberg von Fräulein Kuhnert die ersten Meldungen über die von Lupus eingeleitete Observation. Kubitzka hatte seine Wohnung in der Kaiser-Bastion noch nicht verlassen. Pavone wurde in seinem Appartement in der Wohnanlage in Beuel vermutet, denn sein Porsche stand noch zwischen den Stelzen des Hauses am Rhein.
    In Brüssel hatte Commissaire Boeremans die Bitte um Überprüfung der Start- und Landelisten auf den belgischen Flugplätzen noch persönlich entgegengenommen. Er war auf dem Sprung zu einer Besprechung mit Politikern, hatte aber zugesagt, daß sich seine Leute der Sache sofort annehmen würden. Es würde schnellstens zurückgerufen.
    Kommissar Freiberg nutzte die Zeit, um Akten durchzusehen. Per Verfügung gab er sie wieder in den Geschäftsgang. Er hatte es nicht gern, wenn sich unerledigte Schicksale auf dem Schreibtisch stapelten.
    Schneller als erwartet kam eine Nachricht, die ihn nun nicht mehr überraschte, vom Polizeipräsidium in Brüssel herein: Nach den Eintragungen im Hauptflugbuch von Grimbergen vom Dienstag letzter Woche war Kubitzka mit seiner Cessna nach einem gemeldeten Inlandsflug von Schaffen-Diest auf dem nördlich von Brüssel gelegenen Flugplatz Grimbergen gelandet und bereits vierzig Minuten später zurückgeflogen. Eine Anfrage in Diest habe allerdings ergeben, daß die Cessna dort weder gestartet noch später gelandet sei. Die belgische Luftaufsicht habe bisher keine Erklärung für den Vorgang.
    Freiberg bedankte sich bei dem hilfsbereiten Kollegen und bat ihn, Dank und Grüße auch an den Commissaire en Chef weiterzuleiten.
    »Kuhnert!« rief Freiberg mit der Lautstärke, die Fortschritte erwarten ließ. »Bald haben wir ihn, den Edelkiller. Konsul Kubitzka fliegt klammheimlich über die Grenze und holt Kokain nach Deutschland. – Los! Ich brauche sofort eine Verbindung mit Stockmann; der hat noch Dienst auf dem Tower.«
    Kaum eine halbe Minute später war der Gesuchte an der Strippe.
    »Stockie, hör gut zu: Die Cessna ist in Grimbergen gelandet, angeblich belgische Inlandsflüge von und nach Schaffen-Diest. – Aber da war sie genausowenig wie in Aachen-Merzbrück. Jetzt allerstrengstes Stillschweigen. Halte Augen und Ohren offen. Ich muß wissen, was der Konsul unternimmt. Aber laß alle Flugbewegungen ungestört verlaufen. Kubitzka darf auch nicht den geringsten Verdacht schöpfen. Gib mir Nachricht, wenn er am Platz aufkreuzt. – Wir müssen ihn in flagranti erwischen.«
     
     
    So erfolgreich der Tag angelaufen war, so wenig befriedigend ging er zu Ende. Die Observierung wurde schon nach den ersten Stunden zu einer mühsamen Angelegenheit. Konsul Kubitzka hatte am Nachmittag Einkäufe getätigt und in einer Bank am Münsterplatz Geldgeschäfte erledigt. Zwei Kollegen vom 1. K. hatten es nicht riskieren können, den Schalterraum zu betreten. Sie wußten also nicht, welche Geldtransaktionen Kubitzka vorgenommen hatte. Anschließend war er durch die Stadt gebummelt, um bei einem Herrenausstatter ein blaues Oberhemd zu kaufen. In einem exquisiten Wäschegeschäft in der Sternstraße erstand er ein Neglige, das er sich in einen Geschenkkarton einpacken ließ. Dann hielt er sich fast eine Stunde bei einem Juwelier am Dreieck auf. Später gönnte er sich ein ausgiebiges Essen im Lipper-Hof und ging gegen zweiundzwanzig Uhr gemächlich zurück in die Kaiser-Bastei. Kubitzka schien den Rest des Abends in seinen vier Wänden verbringen zu wollen.
    Kommissar Freiberg erwartete für diese Nacht keine spektakulären Ereignisse und schickte seine Leute nach Hause. »Können wir das riskieren?« hatte Lupus gefragt. »Aber ja; wir brauchen uns nicht zu überschlagen. Fortsetzung morgen in der Frühe. Ich hoffe nur, daß es für uns kein ›schwarzer Freitag‹ wird.«

 
    17
     
     
     
    Die Wetterfrösche hatten ein stabiles Hoch für das Wochenende vorhergesagt, und es sah so aus, als sollten sie recht behalten. Einige Anlieger des Flugplatzes Hangelar würden sich wieder über das

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