Schnee Im Regierungsviertel
Zivil-Tower auf den roten Knopf in der Mitte des Funktisches. Die Sirenen heulten los und die Platzfeuerwehr fuhr ihre Fahrzeuge an den Rand des Rollfeldes. Über die Standleitung vom BGS-Tower kam die Nachricht, daß »Pirol 6« versuchen werde, erste Hilfe zu leisten, und daß der Rettungshubschrauber »C 3« von Köln in zehn Minuten vor Ort sein werde. »Ich habe begrenzten Sichtkontakt mit der Unfallstelle«, fügte der BGS-Tower-Controller hinzu. »Die Maschine liegt unmittelbar hinter dem Deich. – Ich schicke noch einen Pirol raus zur Unterstützung.«
»Ich sehe die Alouette runtergehen«, sagte Stockmann. »Bloß gut, daß wir euch haben; das wird kein schöner Anblick sein für die Jungs. – Ich informiere Polizei und FUS.«
Die Aufschlagstelle lag nur wenige Kilometer westlich des Flugplatzes, war aber wegen der querlaufenden Eisenbahnlinie und der Autobahn nur auf Umwegen zu erreichen. Die örtlichen Feuerwehren würden schneller draußen sein als die eigenen Fahrzeuge.
Nur einmal vor Jahren hatte Stockmann ein ähnliches Desaster erlebt, als zwei Segelflieger westlich des Platzes in geringer Höhe zusammengestoßen waren. Auch ohne Aufschlagbrand hatte es zwei Tote gegeben. – Jetzt lief die makabre Routine an: Nachricht an die Polizei in Sankt Augustin, Meldungen an die umliegenden Feuerwehren und Rettungsdienste. Schnellmeldung an die Flug-unfalluntersuchungsstelle des Luftfahrt-Bundesamtes in Braunschweig. – Der Leiter der FUS entschied sofort, daß die Voruntersuchung mit eigenen Kräften durchgeführt werde; Start des ersten Teams nach Hangelar in Kürze. Tote müßten zunächst an der Unfallstelle verbleiben.
Inzwischen lief auch der Hubschraubereinsatz mit der Präzision eines Uhrwerks. Die Alouette setzte westlich der brennenden Trümmer auf. Beide Insassen sprangen aus der Kanzel und versuchten, mit Handfeuerlöschern den Brand zu bekämpfen. – Vergeblich! Aufpuffende Flammen trieben sie zurück.
Einige Minuten später kam »Pirol 20«, ein großräumiger Helikopter vom Typ Puma, von Hangelar herüber. Den in der Feuerbekämpfung geschulten Männern gelang es, mit schwerem Löschgerät die Flammen zu ersticken.
Kurz darauf knatterte auch der Rettungshubschrauber Christoph 3 im Tiefflug auf die Unfallstelle zu und setzte zwischen der Alouette und dem Puma auf. Arzt und Sanitäter liefen zum Wrack, aus dessen Schaumdecke immer wieder Rauchfahnen hochstiegen. Doch die Überreste des Menschen dort brauchten keine Helfer; hier war nichts mehr zu retten. Schon der Aufprall mußte den Piloten der Cessna getötet haben.
Über die Feldwege arbeiteten sich Polizei- und Löschfahrzeuge vor. Die ersten Neugierigen tauchten in dem sonst ziemlich verlassenen Gelände auf; ganz Schnelle kamen von Norden und Süden über den Deich herangeradelt.
Die Hubschrauber hatten ihre Funkgeräte so geschaltet, daß BGS-Tower und Zivil-Tower gleichzeitig abgehört werden konnten. Stockmann gab durch, daß die Leiche an Ort und Stelle bleiben müsse. Vor allem sei die Unfallstelle weiträumig zu sichern, damit die Vermessung der Lage der Wrackteile durch die FUS nicht behindert werde.
Vom Polizeipräsidium Bonn war eine Einsatzhundertschaft in Marsch gesetzt worden, um bei der Absperrung zu helfen.
Kommissar Freiberg hatte an der Autobahnausfahrt Beuel-Ost von CEBI über Funk die Nachricht vom Absturz einer Cessna in Hangelar erhalten und war den Rest der Strecke mit Blaulicht und Martinshorn bis vor den Tower gefahren.
»Eine ganz verdammte Sauerei!« begrüßte ihn Stockmann. »Kubitzkas Vogel ist aus dem Steigflug heraus ungespitzt in den Boden gegangen. Eigentlich unmöglich bei diesem Flugzeug. Das passiert ja nicht einmal, wenn der Pilot einen Herzinfarkt bekommt; die lahmen Krähen trudeln immer noch eine Weile herum. Für den Absturz muß es andere Gründe geben.«
»Wie komme ich dorthin?« fragte Freiberg.
»Moment, das haben wir gleich.« Stockmann bat seinen Kollegen vom BGS-Tower, den Chef der Mordkommission, der hier bei ihm warte, so schnell wie möglich zur Absturzstelle zu bringen.
»Kein Problem«, bestätigte der Controller. »Die Alouette kommt ihn abholen.«
»Pirol 6« erhielt den Auftrag, den Kommissar vor dem Zivil-Tower aufzunehmen und am Unfallort abzusetzen. Ihm sei jede Unterstützung zu gewähren.
Für die Alouette war es ein Katzensprung. Autobahn und Eisenbahnlinie bildeten keine Hindernisse.
Als Freiberg nur Minuten später eintraf, bot die Unfallstelle ein
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