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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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läuft. Aber laß den Vogel fliegen, wohin er will.«
    »Ich muß Schluß machen«, brach Stockmann das Gespräch ab. »Hier wird’s lebhaft.«
    Kurz nacheinander starteten eine Piper und eine Bölkow-Monsun. Einige Minuten später meldete Kubitzka sich aus der Maschine zum Auslandsflug nach Brüssel ab. Die Cessna rollte vom Abstellplatz zum Rollweg, dann zum Haltepunkt der Startbahn zwo-neun. Stockmann gab die Windgeschwindigkeit an; danach stand er auf, ging zum Panoramafenster und setzte das Fernglas an die Augen, um den Startvorgang zu beobachten. Kubitzka schob das Gas rein, der Motor drehte hoch, und die Cessna war nach zweihundert Metern Rollstrecke airborn. Das Telefon schnarrte. Stockmann legte sein Fernglas zurück und meldete sich.
    »Na, wie sieht’s aus?« hörte er die Stimme von Freiberg.
    »Unser Freund startet soeben nach Brüssel – mit Flugplan ordnungsgemäß abgemeldet zum Auslandsflug.«
    »Ich bin mit UNI 81/12 auf dem Wege zum Platz, in etwa zehn Minuten bin ich dort. Bis gleich also oder – wie die Flieger sagen – ›Hals und Beinbruch‹.«
     
     
    In der Alouette, der »Lerche« mit dem Rufnamen »Pirol 6«, saßen zwei erfahrene BGS-Piloten am Doppelsteuer. Es war die Aufgabe von Hauptkommissar Ankermann, seinen Kollegen Wendt auf »Herz und Nieren« zu prüfen, ob er noch fit war, einen Helikopter zu steuern; nur dann konnte die Lizenz verlängert werden. Sie hatten sich über dem Siebengebirge getummelt, Motor- und Steuerausfälle simuliert, zwischen hohen Tannen auf winzigen Lichtungen Landungen geübt – und vielleicht auch dem Förster das Wild vergrämt. Die Wanderer fühlten sich nicht belästigt, denn Hubschraubereinsätze sind unterhaltsam und spannend. Jeder wartet darauf, ob nicht doch einmal die Bäume mit den Rotorblättern abgesägt werden.
    Beim Rückflug zog »Pirol 6« den Rhein entlang nach Norden. Schubschiffe drückten mühsam ihre schwere Fracht flußaufwärts, und Sportruderer trainierten den richtigen Schlag. Die Gebäude des stillgelegten Zementwerks Oberkassel mit den langen Kaimauern zum Rhein waren deutlich zu erkennen. Einige Passagierschiffe der Weißen Flotte hatten noch am Ufer festgemacht und warteten auf Gäste, die sich zum Wochenende eine Bootsfahrt bis Linz oder Koblenz gönnen wollten. Die »Beethoven« der Bonner Personenschiffahrt hatte Fahrt aufgenommen und steuerte nach Süden. – Bonn, der Rhein und »Bötchenfahren« bilden immer noch und immer wieder an sonnigen Wochenenden einen Dreiklang, der Eingeborene und Zugereiste erfreut. Ein paar tänzelnde Bewegungen des Helikopters wurden an Bord der »Beethoven« mit Beifall und Tücherschwenken bedacht.
    Über der weithin berühmten Doppelkirche von Schwarz-Rheindorf, die schon im zwölften Jahrhundert die Gläubigen in ihren Bann gezogen hatte, nahm »Pirol 6« mit dem BGS-Tower »Pirol 99« Verbindung auf und ließ sich die Landeinformation geben. »Roger – in sight«, kam es über den Kopfhörer vom Tower. »Wind zwo-vier-null, eins-null Knoten. Für Sie Absetzposition zehn.«
    Obermeister Wendt bestätigte: »Pirol, sechs-victor-Position zehn.«
    Vom Zivil-Tower hörten sie die Stimme Stockmanns: »Wir haben die zwo-neun. Eine Cessna ist gerade raus – kein Traffic.«
    Wendt und Ankermann sahen, wie die Cessna zwischen Autobahn und Sieg langsam an Höhe gewann, während sie sich mit der Alouette in sicherem Abstand und dreihundert Fuß Höhe in Richtung »Sierra« – das Kennwort für die Siegmündung – bewegten, um den Landeanflug einzuleiten. Die Piloten behielten das gestartete Flugzeug wie üblich im Auge.
    Da geschah es!
    Die Cessna schien für eine Sekunde in der Luft zu stehen, dann bäumte sie sich auf und stürzte über die rechte Fläche in einer Trudelbewegung ab. Noch bevor die Maschine im Sumpfgelände des Siegbogens aufschlug, gab Wendt die Meldung durch: »Pirol sechs für Pirol neunundneunzig. Cessna über der Sieg vor unseren Augen abgestürzt. – Wir fliegen hin.«
    Jetzt kam der Aufprall, und nur Sekunden später zuckte eine Feuerlohe hoch. – Aufschlagbrand! Der Benzintank war explodiert!
    »Pirol neunundneunzig! Absturzstelle achthundert Meter nordöstlich des Fährhauses, noch diesseits der Sieg. Fordern Sie von Florian Köln ›Christoph drei‹ an. Pirol sechs bleibt vor Ort und weist Rettungshubschrauber ein. – Gehen runter.«
    »Victor – wir haben es gesehen. Alles veranlaßt.«
    Als die Explosionswolke in den Himmel stieg, schlug Stockmann im

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