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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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werden es schon schaffen.«
    Freiberg nahm die Trostworte mit auf den Weg. Ihm hätte etwas gefehlt, wenn er diesen Spruch seines Chefs nicht gehört hätte. Zurück in Zimmer 306 erreichte ihn Stockmanns Anruf.
    »Walter, du wolltest doch etwas über Flugunfälle durch Sprengstoffeinwirkung wissen!«
    »Ja, und – hast du etwas gehört?«
    »Ich hab’s jetzt präzise von der FUS. Also – ein Unfall mit kleinen einmotorigen Sportflugzeugen, der auf eine Sprengstoffexplosion zurückzuführen ist, hat sich – zumindest in den letzten fünfundzwanzig Jahren – in unserem Land nicht ereignet. Auch davor dürfte nichts gewesen sein; aber soweit geht der Berichtzeitraum nicht.«
    »Aber die Medien haben doch jede Menge Meldungen über Bomben in Flugzeugen gebracht!«
    »Schon richtig. Dabei hat es sich immer um größere Verkehrsflugzeuge gehandelt. Seit 1949 sind weltweit etwa fünfzig Maschinen betroffen gewesen. Der letzte Knall war der Absturz des Koreanischen Airliners über dem Dschungel von Burma im Jahr vor den Olympischen Spielen in Seoul. – Aber wie gesagt, in Deutschland ist in den letzten fünfundzwanzig Jahren kein Sportflugzeug durch eine Sprengstoffexplosion vom Himmel gefallen.«
    »Dank dir, Stockie. – Also können wir auch nicht auf Erfahrungen dieser Art zurückgreifen. – Ich komme später noch mal raus zum Platz. Laß mich wissen, wann die Leiche abtransportiert wird. Sie muß auf jeden Fall ins Rechtsmedizinische Institut.«

 
    18
     
     
     
    Der Präsident hatte dem Oberstaatsanwalt und dem zuständigen Richter den Fall telefonisch vorgetragen. Keiner der auf Wahrung des politischen Protokolls bedachten Akteure in Bonn sollte Gelegenheit finden, Anstoß zu nehmen. Beleidigtsein und Anstoßnehmen war ein beliebtes Spiel von Leuten, die mit Sachargumenten nicht aufwarten konnten. Lautstarke Entrüstung und der Versuch der Einschüchterung gehörten immer wieder zum Kampf um die Macht. Obwohl der Staatsanwalt gewisse Bedenken hatte, die Wohnung eines Honorarkonsuls durchsuchen zu lassen, erhielt Freiberg schon nach kurzer Zeit die vom Richter unterschriebene Durchsuchungsanordnung. Gemeinsam mit seinem »Tresorknacker« war er zehn Minuten später in der Kaiser-Bastion.
    Lupus hatte CEBI mit dem Status 4 – im Einsatz – gefüttert und inzwischen den Hausverwalter vom Kaffeetisch hochgescheucht. Der stand mit dem Generalschlüssel in der Hand bereit, als der Kommissar eintraf.
    »Machen wir uns an die Arbeit«, sagte Freiberg nach einer kurzen Begrüßung. »Singer, Sie führen das Protokoll!«
    »Jawohl – Vordruck NW zehn«, gab dieser stolz sein Ausbildungswissen weiter.
    Freiberg zeigte dem Hausverwalter die richterliche Anordnung.
    »Wo bitte hat Kubitzka seine Wohnung?«
    »Im dritten Stock; das Luxusappartement hat Ausblick auf die Innenstadt. – Aber Herr Kubitzka ist Diplomat, da kann doch niemand so eindringen.«
    »Wir schon«,’stellte Lupus klar. »Richterliche Anordnung!«
    Der Aufzug hielt mit einem sanften Ruck. Der Hausverwalter schloß mit zittrigen Fingern die Tür zum Appartement auf und wollte sich zurückziehen.
    »Hiergeblieben!« hielt Lupus ihn fest. »Sie sind Zeuge bei der Durchsuchung und setzen sich dort hinten in die Ecke, ohne uns zu stören. – Singer, nimm den Namen des Herrn auf.«
    »Bitte«, ergänzte Freiberg.
    »Jünich, Josef«, sagte der Mann.
    »Damit Ihre kalten Füße wieder etwas wärmer werden, Herr Jünich: Der Konsul ist mit dem Flugzeug abgestürzt. Tot!« erklärte Lupus. »Wir kümmern uns um den Nachlaß.«
    Singer notierte das Wort »Nachlaß«. Lupus nahm ihm den Kugelschreiber aus der Hand und strich die Notiz durch. »Du spinnst! Schreib das auf, was wir dir sagen. Also: Grund der Durchsuchung: Auffinden von Beweismitteln – kein Wort mehr. Ort der Durchsuchung: Wohnung des Konsuls Kubitzka – das genügt. Im übrigen mach die Kreuzchen in die richtigen Felder. Die Märchenerzählung verfassen wir später.«
    »Die Spurensicherung muß benachrichtigt werden«, sagte Freiberg, nachdem er sich in der Wohnung umgesehen hatte. »Wir nehmen nur das Wichtigste aus dem Schreibtisch mit. Herr Jünich, gibt es hier einen Wandtresor?«
    »Nein, den gibt’s in keiner der Wohnungen.«
    »Um so besser«, sagte der »Tresorknacker« und machte sich über das Sicherheitsfach im Schreibtisch her. »Das kleine Kästchen haben wir gleich offen.«
    »Sieh zu, daß das Möbelstück heil bleibt – Palisander ist teuer«, ermahnte ihn

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