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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Freiberg.
    »Ich werde mich bemühen – schließlich bin ich Fachmann.«
    Der Kollege hantierte ohne Erfolg mit verschiedenen Haken und Schlüsseln herum. »Ein bißchen Gewalt ist aber doch vonnöten«, stellte er dann fest und nahm aus seiner Werkzeugtasche eine kurze, gekröpfte Brechstange aus Chrom-Vanadium-Stahl. Es machte zweimal »krk – krk« und einige Holzsplitter flogen durch den Raum. Damit sprang die Klappe des Sicherheitsfachs aus der Halterung.
    »Sie können den Schreibtisch doch nicht einfach aufbrechen«, entrüstete sich der Hausverwalter.
    »Und wie wir das können«, tröstete Lupus ihn. »Aber jetzt schön still sein. Ein Zeuge darf alles registrieren, aber bei den polizeilichen Maßnahmen nicht dazwischenreden.«
    Freiberg schob einige Zeitungen und Broschüren, die auf dem Schreibtisch lagen, beiseite. Dann begann er langsam und sorgfältig den Inhalt des Sicherheitsfachs auf die Schreibunterlage zu legen: achtzigtausend Mark in großen Scheinen, fünftausend Dollar, Bankauszüge, die schon beim ersten Blick umfangreiche Geldbewegungen erkennen ließen. Dann kam ein Satz Fotokopien mit der Kennzeichnung »VS-Vertraulich«.
    »Lupus«, sagte Freiberg leise, »wir haben ihn. Sörensen bekommt Arbeit. – Singer«, wandte er sich an den protokollschreibenden Kollegen, »alles festhalten, und was jetzt kommt, wird dick unterstrichen: Denkschrift über den deutschen Beitrag zur Entwicklung der Optoelektronik.« Freiberg kramte weiter und legte einige Zettel in Postkartengröße auf die Unterlage. »Nun sieh mal einer an, Schuldscheine von ehrenwerten Mitbürgern, deren Namen uns vertraut sind. Alexa Reese, Monika Bakus und – oha! – sogar der Diplomat aus dem Clan hat quergeschrieben. Unser Schneemann hat sich abgesichert.«
    Lupus nahm den Bericht über die Optoelektronik in die Hand.
    »Und eines der Mädchen hat der Konsul offensichtlich weichgekocht. Die Kopien stammen, darauf möchte ich wetten, aus dem Forschungsministerium. Erinnert euch an die zerknüllten Blätter im Papierkorb neben dem Kopierer.«
    »Aber was will die Bananenrepublik mit Informationen über Hochtechnologie anfangen? Informationen über Entwicklungshilfe wären bestimmt zweckmäßiger.«
    »Kubitzka hat andere Empfänger beliefert; aber dieses Thema wollen wir jetzt nicht vertiefen«, meinte Freiberg. »Herr Jünich, was immer Sie hier hören oder sehen – Sie dürfen darüber nur vor dem Staatsanwalt oder vor Gericht aussagen.«
    »Aber ja, ich sage schon gar nichts mehr«, antwortete der Hausverwalter sichtlich beeindruckt.
    »Jetzt wird’s bitterernst«, sagte Freiberg und holte aus der Tiefe des Fachs vier größere Plastikpackungen mit kristallinem Pulver hervor, jede etwa ein halbes Pfund schwer. »Kokain, vermute ich.«
    »Donnerwetter!« staunte Singer. »Ein Konsul als Großdealer! Solche Erlebnisse hat man nicht alle Tage.«
    Der Kommissar nahm mit spitzen Fingern noch ein gefaltetes Tütchen von doppelter Briefmarkengröße aus dem Fach und legte es demonstrativ auf die zuvor geleerte Bleistiftschale.
    Lupus sah gespannt hin: »Fuffipack oder Hunipack!«
    Freiberg nickte. »Der Unterricht bei Kommissarin Barbara zahlt sich aus. – Und weißt du, was drin ist?«
    »Weißt du’s?«
    »Ja, – Heroin! Der Rest vom Einkauf im Dreiländereck. Spritze und Abbindriemen wird der feine Herr woanders versteckt oder in den Müll geworfen haben. Vom Stoff wollte er sich wohl nicht trennen.«
    »Äitsch?« knautschte Lupus. »Das wird uns KTU bestätigen müssen.«
    Freiberg hob die Packung hoch. »Möchtest du mal mit der Zunge testen – so wie im Kriminalfilm?«
    Lupus schüttelte sich. »Brrr – und das auch noch mit Strychnin; willst du meine Helga zur Witwe und unsere Tochter vaterlos machen?«
    Freiberg überlegte laut: »Da hätten wir ja so ziemlich alles beieinander, um den fliegenden Konsul eines netten kleinen Verbrechens zu überführen. – Doch leider kann er nicht mehr fliegen; und wir werden nie erfahren, wer seine Hintermänner sind und wo sie stecken. Bananenverkäufer sind es bestimmt nicht.«
    »Und der Tod von Irmela Ellers?« fragte Lupus.
    »Ist aufgeklärt – und wenn man es objektiv betrachtet – auch gesühnt«, stellte der Kommissar fest. Zögernd fügte er hinzu: »Aber mir wäre wohler, viel wohler, wenn wir die Bestätigung hätten, daß Kubitzkas Absturz durch einen technischen Defekt verursacht worden ist. – Die Sachen hier nehmen wir mit; auch das Telefonverzeichnis. Um alles

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