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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Dann sah er Pavone an. »Wie haben Sie den Unfall bemerkt – haben Sie den Absturz gesehen?«
    »Gesehen nicht. Erst der Alarm vom Tower hat mich hochgeschreckt. Dann sah ich auch schon den Aufschlagbrand. Da Kubitzka nur Sekunden vorher gestartet war, wußte ich, daß es seine Maschine sein mußte.«
    »Haben Sie mit dem Konsul vor dem Start gesprochen?«
    »Ja, eine ganze Weile. Ich bin jetzt oft hier draußen am Platz; meine Mooney muß noch etwas aufgemöbelt werden. Ich habe sie gemeinsam mit Jan getestet und dann gekauft – fast neu, der Vogel, große Klasse.«
    »Erzählen Sie mir, wie Kubitzkas Abflug verlaufen ist.«
    »Viel ist da nicht zu erzählen. Ich hatte schon eine Weile meine Mooney gecheckt, als er ankam. Er sagte nur, daß er gleich seinen Flug nach Brüssel antreten wolle – für einen day-off und eine tolle Nacht.«
    »War das schon länger geplant?«
    »Ja, vor zwei oder drei Tagen hat er hier herumerzählt, daß er sich mit einer Dame seines Herzens am Manneken-Pis treffen wolle; das Brunnenfigürchen habe eine stimulierende Wirkung auf Damen. Darum lasse er sie dort am Brunnen immer eine Weile warten.«
    »Hat es bei der Flugvorbereitung Probleme gegeben?« kam Freiberg auf den Unfall zurück.
    »Nein, keine. Wie ich schon sagte: Jan hat die Cessna klargemacht – ganz routinemäßig ist er um die Maschine herumgegangen, hat alle Ruder, Fahrgestell, Luftschraube und alles, was dazugehört, geprüft. Dann haben wir miteinander gesprochen, und er ist zum Tower gegangen, um seinen Flugplan nach Brüssel einzureichen. Ein genehmigter Plan ist nämlich erforderlich, wenn man ins Ausland fliegt.«
    »Haben Sie Kubitzka danach noch einmal gesprochen?«
    »Nein, ich habe ihm nur aus dem Cockpit der Mooney zugewinkt, als er zum Start rollte. Und dann habe ich – aber mehr nebenbei – noch gesehen, daß die Cessna auf der Startbahn zwoneun gut rauskam. Danach habe ich im Cockpit wieder die Geräte geprüft.«
    »Sie befanden sich also in Ihrem Flugzeug? Waren noch andere Flieger, Helfer oder gar Fremde in der Nähe?«
    Pavone brauchte nicht lange zu überlegen. »Nein. Weiter ab in der Halle hantierten ein paar Leute an ihren Maschinen herum. Geputzt werden die Vögel ja reichlich oft.«
    Presse-Mauser saß ganz still auf seinem Stuhl und sog den Inhalt des Gesprächs in sich auf. Er wagte es nicht, jetzt Notizen zu machen. Lupus rührte seinen Kaffee um, und Ahrens hörte kaum zu; er wäre lieber mit seiner Kamera auf Fotojagd gegangen.
    Freiberg ließ die Unterhaltung dahinplätschern. »Hatte Konsul Kubitzka Gepäck bei sich? – Koffer, Taschen oder Beutel?«
    Pavone lächelte. »Jan reiste immer mit leichtem Gepäck. Meist reichte das Bordcase. – Ach so, ja, eine Geschenktüte mit dem Werbeaufdruck einer Modeboutique hatte er noch in der Hand.«
    »Könnte die schwer gewesen sein?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Jan hatte sie so ganz nebenbei über einen Finger gehakt.«
    »Und die Fliegertasche?«
    »Ob die schwer war, weiß ich nicht. Aber davon gibt’s hier gleich ein Dutzend und mehr. Das war auch so eine Marotte von Jan; er hat sie seinen Freunden geschenkt.«
    »Dem Clan?« fragte Lupus dazwischen.
    Pavone sah verwundert auf. »Ach so, Sie haben auch schon von den verrückten Schnuppies gehört. – Ja, die haben alle eine Tasche von ihm bekommen.«
    »Sie auch?«
    Es schien, als ob Pavone mit der Antwort zögerte. »Direkt geschenkt nicht; ich habe ja die Taschen in Amsterdam günstig für ihn eingekauft und habe selbst noch zwei davon. Die Dinger sind sehr praktisch.«
    Einige Besucher von »Tant’ Tinchen« hatten gemerkt, daß die Kripo sich mit Pavone unterhielt und hatten an den Nachbartischen Platz genommen.
    Lupus und Ahrens registrierten, daß ihr Kommissar schon eine ganze Weile in seiner Jackentasche herumsuchte. Jetzt schien er das Richtige gefunden zu haben. Er nahm die Plastikhülle, in der die deformierte Metallplatte eingeschweißt war, in die Hand. »Hier, Herr Pavone, dieses Metallstück war in Kubitzkas Körper eingedrungen; die Rechtsmediziner haben es herausoperiert. Woher könnte das Teil stammen?«
    »Das weiß ich doch nicht«, antwortete Pavone schnell, ohne einen Blick darauf zu werfen. Sein plötzliches Desinteresse wirkte befremdlich.
    »Könnte das nicht der Verschluß einer Tasche sein?« Freiberg versuchte noch einmal, Pavones Blick auf die Plastikhülle zu lenken.
    Ohne hinzusehen schüttelte dieser den Kopf. »Nein, bestimmt nicht.«
    »Wir könnten

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