Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
Vom Netzwerk:
Flugverbots die Maschinen dicht an dicht abgestellt waren.
    Mit Vollgas erlangte UNI 81/12 schnell die Geschwindigkeit, bei der manches Sportflugzeug abhebt. Jetzt heulte auch das Martinshorn auf und das Blaulicht rotierte.
    Stockmann, der nach einer kurzen Pause schon wieder auf dem Turm war, sah den Polizeiwagen und Sekunden später Pavone, der zu seiner Mooney lief. Stockmann kannte nicht den Stand der letzten Entwicklung, aber er wußte, daß sich irgend etwas Dramatisches ereignet haben mußte, wenn Freiberg mit seinem Wagen in so halsbrecherischer Fahrt zum Tower gerast kam. Offensichtlich wollte Pavone versuchen, mit seiner Maschine zu starten, obwohl der Platz gesperrt war. Das war für Stockmann Grund genug, abermals auf den roten Alarmknopf zu drücken. Wieder heulten die Sirenen auf. Die Feuerwehr erhielt über Funk den Auftrag, sofort den Rollweg zur Startbahn zwo-neun zu sperren. »Die Mooney darf nicht starten!« schrie Stockmann ins Mikrofon. Aber die Fahrzeuge hätten es schwerlich geschafft, ein anrollendes Flugzeug zu stoppen, denn der Platz war so eben, daß nicht nur auf der Piste, sondern auch in jeder Richtung über die Grasnarbe gestartet werden konnte.
    Jetzt tauchte an der Halle der Porsche mit Presse-Mauser und Ahrens auf. Der Abstand zu UNI 81/12 verringerte sich zusehends.
    Mario Pavone hatte sein Flugzeug erreicht; die Haube flog auf, und er kletterte auf den Pilotensitz. Schon beim ersten Druck auf den Anlasserknopf drehte die Luftschraube durch, und der Motor sprang an, – Ergebnis der ständigen Wartung. Ohne Rücksicht auf die abgestellten Maschinen jagte er den Motor hoch und rumpelte mit zunehmender Fahrt auf das Rollfeld zu. Er sah rechts und links das Blaulicht aufleuchten. Jetzt konnte ihn nur noch ein Start quer über den Platz retten. Er schob den Stachel rein, der Motor vibrierte, daß es die Maschine fast zerriß. Sie wurde schneller.
    Die Menschen auf der Terrasse bei »Tant’ Tinchen« saßen und standen wie auf der Empore einer Arena und verfolgten gebannt die nur wenige hundert Meter entfernt stattfindende Hatz zwischen Auto und Flugzeug. Lupus wußte, daß er nicht mehr eingreifen konnte und humpelte mit Pavones Fliegertasche in der Hand zum Tower.
    Freiberg war sich im klaren, daß er jetzt alles riskieren mußte, um das Flugzeug zu stoppen. Er zog das Steuer nach links und fuhr mit einem grob geschätzten Vorhaltwinkel auf die Mooney los.
    Auch Mauser und Ahrens hatten erkannt, daß der Kommissar alles auf eine Karte setzte; – sie setzten mit. Mauser flitzte mit seinem zwar alten, aber doch recht spritzigen Porsche über das Rollfeld, um der Mooney den Weg abzuschneiden.
    Noch waren die Autos schneller als das Flugzeug. Pavone trat wiederholt das Seitenruder und ließ die Querruder spielen, um seinen Rollweg zu ändern. Er dachte nicht daran, vor dem Blaulicht zu kapitulieren.
    In den Fahrzeugen der Flugplatzfeuerwehr sah man, was passieren mußte. – Die Löschfahrzeuge setzten sich in Bewegung.
    Der Kommissar bedauerte, daß in seinem Fahrzeug kein Außenlautsprecher eingebaut war, wie es bei den schnellen Streifenwagen üblich ist. Er machte den hilflosen Versuch, Pavone mit einem Handzeichen zu stoppen. Vergeblich! Die Entscheidung war gefallen. Freiberg versuchte, dem Gefahrenkreis des Propellers zu entgehen und steuerte UNI 81/12 in den Winkel zwischen Rumpf und Tragfläche.
    Von jetzt an galt kein Polizeirecht. Jetzt galten nur noch die Gesetze der Physik: das »Ramming« war unvermeidlich geworden. Und schon krachte es vorn rechts, als würde ein Sack mit leeren Blechdosen aus dem Fenster geworfen. Freiberg flog in die Gurte, und die Mooney schleuderte herum. Noch einmal heulte ihr Motor auf; dann hatte Pavone, dem Fliegerinstinkt folgend, die Zündung ausgeschaltet. Er hatte nicht vor, wie ein Held im Flugzeug zu verbrennen.
    Freiberg riß den Gurt los, drückte die Fahrertür auf und sprang aus dem Wagen. Schon hatte er die Pistole in der Hand. Des Rufes »Hände hoch und rauskommen!« hätte es nicht bedurft. Pavone warf die Haube auf und kam wie der Blitz über die Tragfläche auf den Boden. »Weg hier!« schrie er. »Das Ding kann explodieren!«
    Doch es explodierte nicht.
    Jetzt, wo die Aktion gelaufen war, sah alles ganz harmlos aus. Ein Auto und ein Flugzeug waren zusammengestoßen und hatten leichte Schäden davongetragen. – Pavone kam mit erhobenen Händen auf den Kommissar zu.
    Mauser und Ahrens, die einen weiteren Vorhaltwinkel gewählt

Weitere Kostenlose Bücher