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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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doch leicht feststellen, ob das Metallstück Teil eines Schlosses sein könnte. Sie haben doch Ihre Tasche dabei?«
    »Nein, heute nicht, ich wollte ja nicht fliegen«, antwortete Pavone.
    »Aber sicher hast du sie dabei«, warf ein Flieger ein, der am Nachbartisch lange Ohren gemacht hatte. »Ich habe doch vorhin gesehen, wie du sie in deinen Porsche gebracht hast.«
    »Nein – das ist nur die alte, die ich zum Werkzeugkoffer umfunktioniert habe. – Ich kann aber gern in meine Wohnung fahren und das richtige Stück herbeischaffen. Wäre der Kripo damit gedient?«
    »Gute Idee, aber Sie brauchen sich damit nicht zu überschlagen«, sagte Freiberg. »Wir können auf der Rückfahrt bei Ihnen vorbeischauen. – Würden Sie uns eine der Fliegertaschen für ein paar Tage überlassen?«
    »Aber gern.«
    Freiberg nahm eine zweite Tasse Kaffee. Er ließ seinen Blick über das Gelände schweifen. In der Nähe des Zauns parkte ein Porsche – das mußte der Wagen von Pavone sein. Über dem Flugplatz lag eine lähmende Ruhe. Kein Motorengebrumm, kein Knattern der Hubschrauber des BGS.
    »Bevor Sie gehen«, sagte Freiberg, »hätte ich mir gern Ihre alte Tasche angesehen; die Größe interessiert mich – und der Verschluß. Es macht Ihnen doch sicher nichts aus, die Tasche herüberzuholen. Mein Kollege Müller geht gern mit und leistet Trägerdienste.« Freiberg lächelte Lupus an: »Fühlst du dich stark genug?«
    »Immer!« antwortete der Angesprochene und stand auf.
    »Ja, wenn’s denn sein muß – Flieger sind stets kooperativ.«
    »Ahrens!« Freiberg stieß seinen Nebenmann in die Seite. »Schieß mal ein paar schöne Fotos Richtung Tower. Du brauchst doch welche für die Zeitung.«
    Blitzschnell hatte auch Mauser seine Winder-Kamera in der Hand. Kurz darauf sah man Lupus und Pavone über den Kinderspielplatz, der im Schatten der mächtigen Eichen lag, zum Porsche gehen. Pavone wies mehrmals mit der Hand zum Rollfeld und demonstrierte mit den für Flieger typischen Handbewegungen, wie die Cessna gerollt war und beim Start abgehoben hatte. Dann ging er um seinen Wagen herum, schloß die Tür auf und beugte sich vor, um die Fliegertasche vom Beifahrersitz zu nehmen.
    Die drei am Tisch verfolgten aufmerksam die Szene.
    Mario Pavone richtete sich langsam auf – drehte sich blitzschnell zur Seite und schlug Lupus die Tasche mit aller Wucht ins Gesicht.
    Während Freiberg aufsprang, betätigten Ahrens und Mauser die Auslöser ihrer Kameras.
    Lupus sackte, wie von einem Boxschlag getroffen, zusammen und fiel auf die Knie, – Pavone rannte in Richtung Flugfeld. Lupus rappelte sich auf und setzte dem Fliehenden nach. Vor dem halbhohen Maschendrahtzaun schlug Pavone einen Haken und warf seinem Verfolger das Bordcase vor die Füße, so daß dieser zu Boden ging.
    Kommissar Freiberg schien die Entwicklung geahnt zu haben. Er rannte zwischen den spielenden Kindern hindurch zum Parkplatz, wo er UNI 81/12 abgestellt hatte. Mit einem Blick über die Schulter sah er, daß Pavone über die eiserne Pforte kletterte und in langen Sätzen zu seinem Flugzeug lief.
    Lupus hatte Mühe, sich aufzurichten. Allen war klar, daß Pavone vor ihm bei seiner Mooney sein würde. Nach ein paar humpelnden Schritten blieb Lupus am Drahtzaun stehen und riß die Pistole aus dem Holster. Sein Warnschuß war nur als harmloser trockener Knall zu vernehmen.
    »Halt!« schrie Freiberg. »Nicht schießen! Den holen wir uns.« Damit schwang sich der Kommissar in seinen Wagen und gab Gas.

 
    21
     
     
     
    Bei »Tant’ Tinchen« war inzwischen ein wildes Chaos ausgebrochen; jeder wollte das Drama hautnah miterleben. Einige Kaffeetrinker sprangen auf, Stühle fielen um, und Geschirr ging zu Bruch. Aufgeschreckte Journalisten, Flieger und nichtfliegende Gäste rannten zum Zaun des Vorfeldes, wo Lupus mit der Fliegertasche in der Hand vorsichtig über die Pforte kletterte. Er schien starke Schmerzen im linken Bein zu haben.
    »Los Ahrens!« rief Mauser. »Mein Auto steht da drüben – also hinterher!« Doch es vergingen noch einige Sekunden, bis sie sich durch die hochgescheuchten Gäste gedrängt hatten.
    Jetzt zahlte es sich aus, daß Freiberg das Gelände kannte. Er fuhr zunächst durch das Tor zum Platz vor der Halle, dann mit aufheulendem Motor über den asphaltierten Taxiway in Richtung Tower. Er schaffte es, das Steuer zu halten und den Gurt anzulegen. Den kürzeren Weg über die Grasnarbe des Vorfeldes konnte er nicht nehmen, weil hier wegen des

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