Schnee Im Regierungsviertel
hatten, schlugen einen Haken und waren Sekunden später zur Stelle. Mauser sprang aus dem Porsche und umkreiste wie ein Jagdhund die Beute. Er schoß seine Aufnahmen mit sichtlichem Vergnügen; – mit diesen Bildern würde er den anderen Kollegen, die jetzt über das Vorfeld gelaufen kamen, wieder eine Nasenlänge voraus sein.
Freiberg steckte die Pistole in das Schulterholster zurück, als die Fahrzeuge der Feuerwehr eintrafen, und trat auf Pavone zu: »Mario Pavone! Ich beschuldige Sie des Mordes an Konsul Kubitzka. Sie sind vorläufig festgenommen. – Wenn Sie zu fliehen versuchen, mache ich von der Schußwaffe Gebrauch.«
Ahrens, der seine Rolle als Pressehelfer glaubwürdig gespielt hatte, fühlte sich wieder im »regulären« Dienst. Er zog die Handschellen aus der Tasche und legte die kalten Eisen unter den Blitzlichtern der Journalisten dem Festgenommenen um die Handgelenke.
Die Fragen der Presseleute hagelten nur so auf den Kommissar herab: Ob Pavone etwas mit dem Absturz zu tun habe, und warum diese Jagd über das Rollfeld; ob sich denn die Polizei alles erlauben könne. Hier seien ja wohl die Kompetenzen ganz klar überschritten und die angewendeten Mittel nicht mehr angemessen.
Freiberg ließ die Vorwürfe unbeantwortet. »Ahrens, bring Pavone zum Tower und warte dort auf mich.«
Der Festgenommene schüttelte den Kopf. »Das ist also auch einer von Ihnen! Ich muß schon allein wegen Dummheit aus dem Verkehr gezogen werden.«
»Komm, Ahrens, wir nehmen meinen Wagen«, schlug Presse-Mauser vor.
»Nichts da!« entschied Freiberg. »Die beiden gehen zu Fuß!«
»Was liegt denn eigentlich gegen Pavone vor?« fragte ein Journalist. »Ihre Wahnsinnsaktion mit dem Dienstwagen muß doch einen triftigen Grund gehabt haben.«
Freiberg wußte, daß er der neugierigen Meute nicht entkommen konnte. Dafür war die Aktion zu spektakulär verlaufen; sicherlich ein einmaliges Ereignis in der Geschichte dieses an Geschichten so reichen Flugplatzes.
»Ich hoffe, Ihre Vorwürfe entkräften zu können«, versuchte er die Emotionen zu dämpfen. »Mario Pavone ist vorläufig festgenommen. Er ist verdächtig, das Flugzeug Jan Kubitzkas zum Absturz gebracht und damit dessen Tod verursacht zu haben. Die Motive und die Art und Weise der Tatausführung liegen noch im dunkeln. Pavone hat im letzten Augenblick versucht, mit seinem Flugzeug zu fliehen. Nur noch durch ein gezieltes Ramming ließ sich der Start verhindern. Ich hoffe, daß wir Ihnen morgen bei der Pressekonferenz im Präsidium genaueres mitteilen können.«
»Und wie sieht es für uns aus – kommen wir heute noch wieder in die Luft?« fragte ein Flieger aus der Menge.
»Der Zusammenstoß zwischen Flugzeug und Auto wird pflichtgemäß untersucht – dann sehen wir weiter. Die Feuerwehr wird bis zum Eintreffen meiner uniformierten Kollegen die Absperrung übernehmen. Weitere Entscheidungen werden von der Luftaufsicht getroffen. Flugzeug und Auto dürfen nicht berührt werden. Im übrigen bitte ich um Verständnis dafür, daß ich jetzt keine weiteren Erklärungen abgeben kann. – Bis demnächst.«
Kommissar Freiberg war einige Minuten später im Tower, wo Ahrens mit dem Festgenommenen wartete. Eine Gruppe von Angestellten musterte Pavone mit verächtlichen Blicken.
»Hier gibt es sicher einen freien Raum, wo wir unseren ›Gast‹ warten lassen können«, sagte Freiberg und sah sich um. »Ich gehe rauf zu Stockmann.«
»Geht klar!« rief jemand aus der Gruppe. »Ich räume mein Zimmer.«
Lupus humpelte als letzter herein – Pavones Fliegertasche unter dem Arm.
»Geht’s noch?« fragte Freiberg.
Lupus brummte Zustimmung.
»Also, komm mit nach oben – wir müssen eine Menge Telefongespräche führen.«
Stockmann empfing Freiberg mit einer Flut von Vorwürfen. Sogar das Wort Disziplinarverfahren kam darin vor.
»Nun schwell schon ab, Stocki; ich lasse keinen Mörder starten, wenn ich ihn noch erwischen kann. – Du hattest doch Startverbot erteilt, oder?«
»Ja, aber…«
»Siehst du, und ich habe dein Verbot mit polizeilichen Mitteln durchgesetzt. So, und jetzt laß mich mal mit dem Präsidium telefonieren.«
Freiberg informierte zuerst Fräulein Kuhnert. »Wir sind in einer Stunde dort zur Vernehmung des Täters.«
Die Gespräche mit dem Gruppenleiter und Dr. Wenders dauerten nicht lange; der Staatsanwalt war nicht so gelassen, sagte aber zu, sich in die Ermittlungen einzuschalten.
Dann ließ Freiberg sich von CEBI mit dem Streifenwagen des
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