Schneeballflirt und Weihnachtszauber
erblicken würde. Trotzdem ließ ich Flori keine Sekunde aus den Augen. Die beiden redeten miteinander, jetzt blieben sie stehen, Flori nickte – und kaufte eine Tüte Mandeln.
»Wie süß!«, flötete Melli. »Der Junge steckt seiner Mutter eine Mandel in den Mund! Weißt du was, Katinka? Wenn ich den Jungen zum Freund hätte, würde mir die blöde Stiefmutter nichts ausmachen. Was ist schon eine Stiefmutter, wenn man glücklich verliebt ist!«
Ich verschluckte mich an der Latte. »So ein Junge ist garantiert nicht ohne Freundin«, keuchte ich. »Ich würde mir an deiner Stelle keine Hoffnungen machen. Und überhaupt – du kennst seinen Namen nicht, du weißt nicht, wo er wohnt. Du weißt überhaupt nichts von ihm.«
»Stimmt alles«, bestätigte Melli. »Aber vielleicht ändert sich das. Das Tolle ist nämlich, dass er und seine Mutter ins Starbucks kommen.«
11. Dezember
D en gestrigen Tag werde ich nie vergessen! Nie! Er war der Hammer. Er katapultierte mich auf Wolke Sieben, er stürzte mich in schlimme Gewissensnöte, er schenkte mir tausend Schmetterlinge – kurz: er stellte mein ganzes Leben auf den Kopf.
Es war so:
Im Starbucks war kein Plätzchen mehr frei. Ich bemerkte, wie Flori und seine Mutter sich umschauten, ob nicht jemand am Gehen sei, da winkte Melli den beiden – nicht ich winkte! Melli, meine trübsinnige Cousine winkte!
»Wir rücken zusammen!«, schrie sie über die Köpfe hinweg.
Flori verzog zwar unwillig das Gesicht, drängelte sich aber doch zu uns durch und ließ sich neben mich auf den Hocker fallen. Auf meinen Hocker!
Melli gefiel das nicht, aber was hätte sie tun sollen? Sie organisierte einen freien Hocker – weiß der Teufel, wo sie ihn erspäht hatte! – und Floris Mutter setzte sich. Sie trank einen Cappuccino, Flori eine Latte wie wir.
»Wie nett von euch, uns eine Sitzmöglichkeit zu verschaffen«, sagte Floris Mutter.
Flori hustete.
»Ist doch selbstverständlich, wenn es so voll ist wie heute«, sagte Melli und himmelte Flori an.
»Seid ihr oft hier?«, erkundigte sich Floris Mutter.
Wir schüttelten den Kopf. »Wir kommen aus der Nachbarstadt und sind auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken«, erklärte ich brav. Ich schielte auf Floris Knie. Kein Loch war zu sehen, auch keine geflickte Stelle; der Junge besaß also zwei Jeans. Mindestens.
»Und? Habt ihr passende Geschenke gefunden?«, wollte Floris Mutter wissen. Sie war nicht neugierig; die Frage war wirklich nur höflich gemeint.
Wieder schüttelten wir den Kopf. »Nichts außer ein paar Sterne haben wir gekauft.«
Himmel, war Melli wahnsinnig? Sie verriet ja unser Geheimnis! Aber klar, woher sollte sie wissen, dass es sich bei dem Jungen um unseren Geschäftspartner handelte? Flori hatte zum Glück auch keine Ahnung, dass ich der Engel war, den er an sich gepresst hatte!
»Für unseren Christbaum«, fügte ich rasch hinzu. »Wie schmücken Sie den Baum?«
»Wir haben eigentlich immer ein kleines Bäumchen, mit nur ein paar Kerzen darauf. Aber in diesem Jahr freuen wir uns auf einen richtig mächtigen Christbaum, nicht wahr, Flori?«
Ich glaube, er fand seine Mutter ziemlich peinlich, denn er knurrte: »Du freust dich darauf.«
»Und?«, erkundigte sich Melli weiter. »Haben Sie schon alle Geschenke beisammen?«
Die Frau lächelte und holte eine Tüte aus ihrer Tasche. »Was meint ihr? Ist das etwas für ein Mädchen in eurem Alter?« Gespannt schauten wir zu, wie sie etwas Qietschbuntes auswickelte.
»Fingerlinge!, rief Melli begeistert. »Solche wünsche ich mir schon lange!«
Es waren Handschuhe, wie sie das Mädchen trug, das seit den Sommerferien Sterne bastelte. »Solche muss mir meine Großtante stricken«, sagte ich und prägte mir die Farben ein. »Sie strickt sagenhaft gut; die Stulpen, die Mütze und den Schal hat sie mir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt. Alles selbst gemacht«, fügte ich stolz hinzu.
»Du hast noch eine Großtante?«, hakte die Frau nach. »Das ist ungewöhnlich.«
»Finden Sie? Na ja, sie hat einen sprechenden Beo, und ich habe einen Hund und eine Katze.« Man soll nicht zu viel von sich erzählen, sagte ich mir und fragte: »Wohnen Sie in der Stadt?«
Die Frau nickte.
Flori knurrte: »Wenn es nach ihr geht, ziehen wir bald um.«
»Passt dir das nicht?«, wollte Melli wissen.
Flori schüttelte den Kopf.
»Ist der neue Wohnort weit von hier?«
»Voll in der Pampa.«
»Dann bleib hier«, rief Melli und himmelte ihn noch viel mehr an.
Mir war ihr
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