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Schneebraut

Schneebraut

Titel: Schneebraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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war, herrschte dennoch kein Zweifel darüber, dass sein Tod eine Titelschlagzeile auf der ersten Seite sein würde. Es war offensichtlich, dass Hrólfur getrunken hatte; der Alkoholgeruch war stark.
    »Zum Teufel nochmal«, sagte Tómas halblaut. »Sie dürfen das nicht preisgeben, die verdammten Journalisten. Du wirst darüber nicht mit den Medien sprechen, das weißt du.« Seine Stimme klang entschlossen.
    Ari nickte mit dem Kopf; wusste nicht wirklich, wie er sich verhalten sollte. Tómas war normalerweise väterlich, freundlich – es lag Jahre zurück, seit Ari eine wirkliche Vaterfigur um sich gehabt hatte. Ein gutes Jahrzehnt war vergangen, seit er seinen Vater verloren hatte, weswegen er weder väterliche Zuneigung noch Schelte gewohnt war. Er versuchte, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, machte weiter damit, die Tatsachen aufzunehmen. Hrólfur lag auf dem unteren Absatz der Treppe auf dem Rücken, der Kopf berührte den Boden bei der letzten Stufe.
    »Er ist offensichtlich rückwärts gefallen«, sagte Ari. »Das deutet vielleicht darauf hin, dass er gestoßen worden ist.«
    »Keine Dummheiten, zum Teufel.« Tómas schien sich allerdings nicht ganz sicher zu sein. »Keine verdammten Dummheiten, Junge.«
    Ari fuhr zusammen.
    »Konzentriere dich einfach darauf, Fotos zu machen.«
    Ari machte Fotos von der Leiche, ging dann ins Foyer und machte Bilder von dem, was ihm gerade vor Augen kam. Nína saß im Kartenverkauf und verfolgte alles mit. Ari war in Gedanken bei der Schelte, die er von Tómas abgekriegt hatte; wollte versuchen, alles richtig zu machen. Sich zu beweisen.
    Er steckte die kleine Digitalkamera in die Jackentasche und ging in Richtung Saal, blieb in der Tür stehen und sagte zu Tómas: »Sollten wir nicht die … naja, die Spezialisten dazu rufen?«
    »Polizeibeamte aus dem Süden, meinst du? Das ist ein ganz normaler Unfall. Der alte Mann hat …« – er senkte die Stimme – »… hat einfach einen Schluck zu viel genommen. Gestresst, müde – morgen haben sie Premiere bzw. morgen
sollte
die Premiere sein. Einfach ein ganz gewöhnlicher Unfall. Wir brauchen keine Spezialeinheit herzurufen, die uns dabei hilft, das festzustellen.«
    Ari sah, dass Nína sich in der Zwischenzeit dem Kinosaal genähert hatte; sie schien sich kein Wort davon entgehen lassen zu wollen, was die Polizei diskutierte. Sie war abgesehen von ihnen die Einzige im Kinogebäude. Sie wich ihrem Blick aus, als ob sie vertuschen wollte, dass sie gelauscht hatte, zog ihren zerschlissenen roten Mantel an, holte ihren gepunkteten Regenschirm, der an einem Haken in der Garderobe hing, ging in den Kinosaal, holte tief Luft und schaute Tómas an. »Ist es in Ordnung, wenn ich nach Hause gehe? Ich glaube, mir wird schwarz vor Augen – ich habe vorher noch nie eine Leiche gesehen.«
    »Ist der Krankenwagen unterwegs?« Tómas richtete seine Worte an Ari, drehte sich dann aber zu Nína um: »Tut mir leid – wir müssen noch mit dir reden, bevor du gehst. Willst du dich nicht einfach setzen und ein bisschen entspannen?«
    Sie lächelte ihn müde an und seufzte.
    Ari antwortete Tómas zustimmend, der Krankenwagen sei unterwegs, und dann fügte er hinzu: »Dürfen sie den Toten entfernen?«
    »Ja, warum nicht – hast du ihn nicht von allen Seiten abgebildet? Das ist an und für sich nicht verdächtig. War noch jemand hier?« Die Frage war direkt an Nína gerichtet.
    Sie antwortete nicht, schien in Gedanken woanders zu sein.
    Tómas sah sie an und räusperte sich. »Nína – war sonst noch jemand hier, als es passierte?«
    »Wie bitte …«, sie zögerte, schaute nach rechts und nach links.
    Tómas starrte sie an, seine Geduld schien am Ende.
    »War sonst noch jemand anders hier?« Die Stimme dröhnte laut, ein donnernder Bass.
    »Ja …«, sie schien nachzudenken. »Nein, ich meine – ich glaube nicht. Ich war in der Essenspause unten im Keller – es gibt unter der Bühne einen Keller, hinter der Bühne führt da eine Treppe hinunter. Ich habe ein bisschen aufgeräumt, wir bewahren die Kostüme und anderes dort im Keller auf, und anschließend habe ich mich auf das alte Feldbett gelegt, das da steht. Ich hatte schon gegessen, hatte während der Probe gegessen; ich war bereits nach Mittag hergekommen und hatte mir für den Tag etwas zu essen mitgenommen. Doch es war sonst keiner im Haus in der Essenspause heute Abend außer mir und Hrólfur, der alleine auf dem Balkon saß.«
    »Und bist du sicher, dass keiner hier war, als

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