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Schneebraut

Schneebraut

Titel: Schneebraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ragnar Jónasson
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aber einen verlegenen Eindruck machte.
    »Nun, dann also.« Ari stand auf und sagte höflich: »Aber das wird ab jetzt ja kein Problem mehr sein.«
    »Problem? Was meinst du?« Úlfur schien erneut sauer zu werden.
    »Na, dein Stück. Hrólfur wird dir jetzt nicht mehr im Weg stehen, um es auf die Bühne zu bringen.«
    Úlfur stand so abrupt auf, dass der Stuhl beinahe rückwärts umgefallen wäre.
    »Was zum Teufel willst du damit andeuten, Junge? Glaubst du, dass ich einen Mann getötet habe? Glaubst du, dass ich einen Mann getötet habe, einfach nur, um mein Stück auf die Bühne zu bringen?«
    »Wir sollten den Wein nicht ganz vergessen«, sagte Ari und grinste.
    Was ist bloß in mich gefahren?, dachte er bei sich, als er zur Tür ging, ohne sich zu verabschieden.
    Er gab dem Wetter die Schuld. Das passte gerade so gut.

35. Kapitel
    Siglufjörður,
    Dienstag, 20 . Januar 2009
    Ari ging früh zur Arbeit, kämpfte gegen den Sturm an.
    »Die Straße wird heute nicht mehr geräumt«, sagte Tómas als ungefragte Neuigkeit.
    »Hoffentlich bald«, sagte Ari und versuchte zu lächeln.
    »Die Vorhersage ist noch für die ganze Woche schlecht. Wir sitzen hier fest, ob es uns gefällt oder nicht.« Er lachte leise, ein unscheinbarer Witz.
    Die Frau von der Versicherungsgesellschaft rief im Laufe des Vormittags an. Tómas hatte Ari gebeten, die Lebensversicherung genauer unter die Lupe zu nehmen, und am Tag zuvor hatte er die Versicherungsgesellschaft angerufen. Die Vertreterin, mit der er geredet hatte, wollte die Sache abklären und sich dann wieder melden.
    »Entschuldige die Verzögerung, es war gestern bei mir so viel los«, sagte sie.
    »Kein Problem.«
    Es ist nur die Polizei in Siglufjörður, hier eilt gar nichts.
    »Wir haben letzten Herbst einen Vertreter durch das Nordland geschickt, er war auch in Siglufjörður – er hat bei verschiedenen Firmen die Versicherung vorgestellt, darunter auch im Krankenhaus.«
    »Hat die Frau, nach der ich dich gestern gefragt habe, eine Versicherung gekauft?«
    »Ja, Linda Christensen, nicht wahr? Ja, sie hat eine Versicherung abgeschlossen. Ist sie verstorben?«
    »Nein. Wir ermitteln da in einem Fall.«
    »Na, hör mal, ist das die Frau, die man im Schnee gefunden hat? War das nicht in Siglufjörður?«
    »Ich kann dazu nichts sagen, tut mir leid. Um welchen Betrag handelt es sich denn?«
    »Zehn Millionen.«
    »Und bekommt ihr Mann alles ausbezahlt, falls … falls sie stirbt?«
    »Karl Steindór Einarsson, steht hier, aber sie sind nicht verheiratet, nicht einmal zusammen eingetragen. Er hat seinen Wohnsitz in Kópavogur.«
    »Aber er bekommt das Geld, oder wie? Karl?«
    »Ja, das ist eindeutig.«
    »Es spielt wahrscheinlich keine Rolle, ob die Betreffende aufgrund eines gewaltsamen Verbrechens zu Tode gekommen ist …«
    »Nein, das spielt keine Rolle.«
    »Kannst du mir die Unterlagen schicken?«
    »Ja, das sollte möglich sein. Ich werde sie einscannen lassen und dir im Verlauf des Tages per Mail zusenden. Ich hoffe, dass sie es überlebt, die Frau im Schnee.«
    »Danke für die Hilfe.«
    Ari drehte sich zu Tómas um.
    »Zehn Millionen.«
    Tómas schaute auf.
    »Er bekommt zehn Millionen, wenn sie stirbt.«
    »Glaubst du, dass er es war?«
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie er es denn angestellt haben soll.« Ari dachte nach. »Aber es sieht schlecht für ihn aus … davon zu profitieren, wenn sie sterben sollte.«
    »Es gibt so vieles, das für Kalli in diesem Fall schlecht aussieht, aber er hat trotzdem von der ersten Minute an die Ruhe bewahrt.«
    »Soll ich ihn noch einmal kontaktieren? Mit ihm über die Lebensversicherung reden?«, fragte Ari.
    »Wir werden sehen, wir sollten uns nicht unnütz in etwas stürzen. Dieser Fall hängt sowieso in einer unmöglichen Warteschlaufe. Gerade so, als ob durch den verdammten Schnee alles ins Leere laufen würde.« Tómas wirkte ruhiger, als seine Worte verrieten, er war an die winterlichen Zustände gewöhnt, er ließ sich vom Wetter nicht beunruhigen. »Bei einem solchen Unwetter herrscht im Dorf so eine Art Ruhezustand, besonders, wenn die Straße versperrt ist.« Dann fügte er hinzu: »Das wird ein großer Unterschied sein, wenn der neue Tunnel erst fertiggebaut ist. Wir sollten jetzt schon den halben Weg bis in den Héðinsfjörður fahren können, wenn man an den Baumaschinen vorbeikäme.« Er lächelte.
    Das war eine kurze Freude, die aber Aris Laune nicht besonders hob.
    Vom Regen in die Traufe
. Wenn ein

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