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Schneeflockenbaum (epub)

Schneeflockenbaum (epub)

Titel: Schneeflockenbaum (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marten t Hart
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altmodischen Unterwäsche steckte.
    Sie küsste mich noch einmal auf den Mund und sagte: »So, das war ›Miteinander schlafen, erste Lektion‹. Wann hast du Zeit für die zweite? Morgen Abend?«
    »Ja«, sagte ich heiser.
    »Dann wollen wir jetzt noch ein wenig im Evangelium lesen.«
    »In Ordnung«, sagte ich schicksalsergeben, »und danach singen wir Psalm 51, Vers 4: ›Entsündige mich mit Isop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich schneeweiß werde.‹«
    Darüber konnte sie leider nicht lachen.
    Plötzlich sagte sie: »Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich denke, dass man, auch wenn das nicht mit der Flirty-Fishing -Philosophie übereinstimmt, erst miteinander ins Bett gehen sollte, wenn man verheiratet ist.«
    »Finde ich auch«, log ich, wobei ich mich glücklich pries, dass mir Aufschub für eine Tat gewährt wurde, die ich – vor einem Moment jedenfalls noch – für unabwendbar gehalten hatte. Mit ihr ins Bett, das musste also nicht sein, denn heiraten würde ich sie nie im Leben.
    Nach Lektion drei und vier in der Woche darauf sagte sie: »Kommst du nächstes Wochenende mit zu meinen Eltern? Ich würde dich ihnen gern vorstellen.«
    »Dieses Wochenende kann ich nicht«, erwiderte ich, »ich habe am Sonntag im Laboratorium Dienst.«
    »Dann fahren wir am Freitag und kommen am Samstagabend zurück.«
    »Wenn du mit mir aufkreuzt, werden sie glauben, wir wären ein Paar.«
    »Sind wir das denn nicht?«
    »Du bist meine Sexlehrerin, und ich bin dein Schüler. Wir sind also ganz bestimmt kein Paar.«
    »Wohl aber Freund und Freundin.«
    »Nein, Lehrerin und Schüler, das ist etwas ganz anderes.«
    »Meinetwegen, dann kommst du also als Schüler mit zu meinen Eltern.«
    »Und du ziehst natürlich deine Sonntagsschulkleider an.«
    »Ich kann unmöglich in Minirock und Angorapullover aufkreuzen.«
    »Das bedeutet, ich bin mit einer Trulla unterwegs«, sagte ich düster.
    »Ich sag doch, dass du ein widerlicher Fetischist bist. Du magst mich nicht, du bist nur scharf auf meine langen Nägel.«
    »Ich mag jemanden, der es herrlich findet, sich mit langen feuerroten oder tiefrosafarbenen Fingernägeln zu schmücken.«
    »Mit solchen Fingernägeln kann ich nicht bei meinen Eltern auftauchen.«
    »Und darum will ich nicht mit zu deinen Eltern.«
    »Du bist schrecklich kindisch.«
    »Bin ich. Und du bist schon alt, mindestens fünf Jahre älter als ich. Wir ein Paar ... das ist lächerlich.«
    »Ich denke, es ist besser, wenn wir den Unterricht beenden.«
    »Das denke ich auch.«
    »Aber los bist du mich nicht. Warte nur, ich weiß genau, wo deine Schwachstellen sind. Wenn ich dich auf der Breestraat sehe, muss ich nur mit den Fingernägeln winken, und schon folgst du mir brav. Bereits als du im Donkersteeg auf und ab gegangen bist, hatte ich ein Auge auf dich geworfen. Darum habe ich dich ... ja, ich finde, du bist ein sehr netter Bursche, ich fände es wirklich schade, wenn ich dich ganz verlieren würde.«
    Oh, Jouri, dachte ich, wenn du jetzt hier wärst, dann nähmst du sie mit zu der ehemaligen Kirche am Ende der Haarlemmerstraat, die man zu einem Schwimmbad umgebaut hat. Dort würdest du sie im Wasser hochheben, und ich wäre diese vollkommen gestörte Christin, zum Glück endgültig los.

Duft
    N achdem ich am Sonntagnachmittag im Laboratorium meine Runde entlang der verlässlich brummenden Brutkästen gemacht hatte, begab ich mich zum Nieuwe Rijn. Offenbar hatte sie bereits am Fenster auf mich gewartet, denn die Tür öffnete sich, ehe ich klingeln konnte.
    »Na?«, fragte sie. »Auf der Rückfahrt wieder seekrank geworden?«
    »Erst am frühen Morgen. Dank deiner Cracker war ich, als ich im Zug saß, schnell wieder auf dem Damm.«
    Wir gingen hinauf in ihre Wohnung.
    »Was trinken?«
    »Gern eine Tasse Tee.«
    Sie kochte in ihrer Küche Tee. Auf einem altmodischen Stövchen mit flackerndem Teelicht sollte er ziehen.
    »Wie fandest du England?«
    »Mir sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Vor allem in der Carnaby Street. Wie die Frauen und Mädchen dort rumlaufen! Es war recht gutes Wetter, aber nichtsdestotrotz November. Trotzdem ultrakurze Kleider, oft ohne Mantel darüber.«
    »Scheißmode! Lächerlich kurz. Darin holt man sich garantiert eine Blasenentzündung.«
    »Meinst du?«
    »Ja, meine Schwägerin läuft in solchen Fummeln herum. Hat inzwischen schon zwei Blasenentzündungen gehabt.«
    »Man muss allerdings sagen, dass es wirklich schön aussieht.«
    »Findest du? Ich zieh so

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