Schneeflockenkuesse
einem zufriedenen Seufzer sank sie bis zum Kinn ins Wasser. Endlich konnte sie sich entspannen.
Zu Hause, dachte sie glücklich. Ich bin zu Hause.
Quietschend öffnete sich die alte Badezimmertür. Plötzlich war Nathan da, und sein dunkler Blick ruhte auf ihrem schlanken Körper, der vom heiÃen Wasser leicht gerötet war. Unter seiner gebräunten Haut, zweifellos ein Ergebnis der australischen Sommersonne, wurde er blass.
»Mein Gott, Mallory«, sagte er entsetzt. »Wie viel hast du eigentlich abgenommen?«
Sie zuckte die Schultern. »Ungefähr fünf Pfund.«
»Ich würde eher sagen, mehr als fünfzehn«, widersprach er. »Du warst schon zu dünn, als ich weg bin, aber jetzt â¦Â«
Mallory kniff die Augen zusammen, um die Tränen zurückzuhalten, die plötzlich darin brannten. Wollte er damit andeuten, dass er sie nicht mehr begehrte und unattraktiv fand?
Sie hörte, wie er sich auf den Linoleumboden kniete. Als sie die Augen wieder öffnete, war sie nicht überrascht, ihn neben sich zu finden.
»Mallory, rede mit mir«, bat er mit rauer Stimme. »Sag mir, was ich machen soll ⦠wie ich dich wieder glücklich machen kann.«
Eine verräterische Träne rollte über Mallorys Wange und tropfte ins Badewasser. »Ich bin glücklich, Nathan«, log sie.
Seine Augen brannten wie Feuer. »Nein. Irgendetwas nagt an dir, und ich kann dir nicht einmal helfen, wenn du nicht ehrlich zu mir bist.«
Ihre Stimme zitterte vor Angst. »Willst du die Scheidung, Nathan?«
Abrupt sprang er auf und wandte sich ab. Seine breiten Schultern unter dem weichen grauen Stoff wirkten angespannt.
Da Mallory die bedrückende Stille nicht länger ertragen konnte, griff sie nach dem Schwamm in der Ablage. Mit grimmiger Entschlossenheit schäumte sie ihn mit Seife ein und rieb so fest damit über ihre Haut, dass sie prickelte.
»Ich würde es ja verstehen«, sagte sie, als sie endlich wieder sprechen konnte.
»Du bist meine Frau und wirst es auch bleiben. Ich habe nicht vor, dich gehen zu lassen, niemals. Und du wirst auch nicht das Bett eines anderen Mannes wärmen, meine Liebe. Weder das von Brad Ranner noch von irgendeinem anderen Kerl.«
Mallory empfand seine Worte wie Peitschenhiebe, doch sie zwang sich, nicht vor Schmerz zusammenzuzucken. »Was soll das heiÃen?«, flüsterte sie schockiert.
Trotz des harten Gesichtsausdrucks wirkte Nathan jetzt auch verzweifelt. »Seit du bei dieser verdammten Seifenoper mitspielst, wirst du immer dünner, Mallory. Und dafür muss es doch einen Grund geben.«
»Ich war dir immer treu«, sagte sie steif. Sie war nie in Versuchung gekommen, sich mit einem anderen Mann einzulassen. Nathan war der erste und einzige Mann, mit dem sie jemals geschlafen hatte. Ob er sich ihr gegenüber auch so loyal verhielt, wagte sie nicht zu fragen, aus Angst vor der Antwort.
Nathan seufzte schwer. »Ich weiÃ, Mallory. Tut mir leid.«
Was tut dir leid? dachte Mallory, der schwer ums Herz war, weil sie einen Mann liebte, der so vielen Fans gehörte. Tut es dir leid, was du mir eben vorgeworfen hast? Oder entschuldigst du dich wegen all der hübschen Groupies, die dir die Nächte versüÃen, wenn du nicht zu Hause bist? »Ich bin sehr müde«, sagte sie nur.
»Verstehe. In der Küche heute Abend warst du allerdings kein bisschen müde.«
Der Spott in seiner Stimme trieb Mallory die Röte in die Wangen. »Das ist schon lange her«, gab sie knapp zurück.
»Ja, etwa eine Stunde«, entgegnete Nathan grimmig.
»Lass mich allein!«
»Gern«, sagte er scharf. Dann drehte er sich langsam um und verlieà das Bad.
Als die Tür sich hinter ihm schloss, lieà Mallory ihren Tränen freien Lauf.
Nathan stand am Schlafzimmerfenster und blickte hinaus, auch wenn er in der Dunkelheit nicht viel erkennen konnte. Zumindest der Sturm hatte sich gelegt. Er drehte sich um und sah zu Mallory, die friedlich schlief. Ihr Atem ging tief und regelmäÃig.
In dem schwachen Licht, das aus dem Flur drang, wirkten ihre zarten Wangenknochen noch dünner. Sie sah sehr verletzlich aus.
Wie konnte er sie dazu drängen, sich ihm hinzugeben, wenn sie doch offensichtlich krank war? Und wie hatte er ihr nur unterstellen können, dass sie sich zu Brad Ranner hingezogen fühlte, wo er doch wusste, dass sie ihm immer treu gewesen war?
Leise
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