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Schneegeflüster

Titel: Schneegeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind , Rebecca Fischer , Steffi von Wolff , Andrea Vanoni
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Beine ein wenig vertreten und nachdenken«, sagte sie zu ihm, bedankte sich für die Mitfahrgelegenheit und ging in Richtung Kärntnerstraße. Die Bewegung an der frischen Luft tat ihr gut. Sie musste ihre Gedanken ordnen und über Agnes nachdenken. Durch die Himmelpfortgasse kam sie in die Rauhensteingasse, wo plötzlich eine Auslage ihren Blick anzog. Auf einem großen Silberteller lag genau das Konfekt, das sie vor ein paar Tagen auf dem Weihnachtsmarkt gekostet hatte. Ohne weiter nachzudenken, öffnete Charlotte die Ladentür. Eine helle Glocke ertönte, und die rundliche Frau hinter dem Verkaufstresen begrüßte sie freundlich.
    »Ich hätte gern zehn Deka von dem Marzipannusskrokant«, sagte Charlotte und fügte noch rasch hinzu: »Mit Vanillegeschmack.«
    Sie sah der Zuckerbäckerin zu, wie sie das Gewünschte mit einer Zange auf eine Waage legte. Die Frau war schon
älter, hatte aber noch immer herrlich blonde Locken, die sie nur mühsam unter ihrer Haube verstecken konnte, genau wie Richard Reindl. »Darfs ein bisserl mehr sein?«
    Charlotte kramte in ihrer Geldbörse nach Münzen, doch da sagte neben ihr eine bekannte Stimme: »Lassen Sie das Geld. Es ist ein Geschenk des Hauses.«
    Charlotte fuhr herum und sah in ein Paar samtig braune Augen. »Aber ich …«, stotterte sie.
    »Ich bin Ihnen etwas schuldig«, sagte Richard Reindl. Und dann griff er an seine weiße Konditormütze und lüftete sie grinsend. »Sie haben mir nicht erlaubt, dass ich Sie nach Hause bringe.«
    Charlotte nahm dankend das braune Papiersäckchen entgegen. Eine neue Kundin betrat den Laden, und der junge Zuckerbäcker schob Charlotte in den hinteren Teil der Bäckerei, wo es zur Backstube ging. Hier roch es verführerisch nach Zimt, Nelken, Orangen, Zitronen und Vanille.
    »Wollen Sie die Backstube sehen?«
    Bereitwillig ließ sich Charlotte durch den kleinen Raum führen. Vor einem Backofen blieb Reindl stehen.
    »Einen Moment«, sagte er und öffnete die gusseiserne Tür. »Die Nusskipferl sind fertig.«
    Geschickt zog er ein Blech heraus und stellte es auf einer Arbeitsplatte ab. Auf dem Backblech lagen mindestens fünfzig winzigkleine Nusskipferl. Alle perfekt geformt.
    »Wollen Sie eines probieren?«, fragte Richard Reindl und grinste, als Charlotte begeistert nickte.
    Sie griff nach einem der Kipferl.
    »Vorsicht, heiß!«, rief der Zuckerbäcker. Doch es war zu spät. Charlotte ließ das Gebäck erschrocken fallen, und das Kipferl landete in einer Schüssel voll Staubzucker.

    »Oh, das tut mir leid«, sagte Charlotte und sah ihrem Kipferl enttäuscht hinterher. Der Konditor nahm einen Löffel und fischte das Kipferl aus der Schüssel. An dem heißen Gebäck klebte der feine Zucker.
    »Nehmen Sie ein neues«, sagte er und deutete auf das Blech. Doch Charlotte nahm ihm das Zuckerkipferl aus der Hand. Der süße Nussgeschmack breitete sich in ihrem Mund aus.
    »Hmmm!«, stöhnte sie hingerissen.
    »Stört der Zucker nicht?«, fragte Reindl.
    Charlotte schüttelte den Kopf. »Nein, die Mischung schmeckt herrlich.«
    Richard Reindl griff ebenfalls nach einem Kipferl, wälzte es in der Zuckerschüssel und kostete. Er war überrascht, der Staubzucker hob den Geschmack der Nüsse sogar noch hervor.
    Mit einem Griff leerte der Zuckerbäcker das gesamte Blech mit den Kipferln in die Schüssel.
    »Der Zucker bleibt besser darauf haften, solange die Kipferl noch heiß sind«, erklärte er.
    Charlotte beobachtete ihn fasziniert bei seiner Arbeit. Flink wälzte er mit seinen langen, schlanken Fingern alle Kipferl, ohne eines davon zu zerbrechen, und legte dann eines nach dem anderen auf einen leeren Teller.
    »Das kleine Missgeschick hat zu einer neuen Kreation geführt. Wie soll ich die Kipferl nennen? Schwarzkipferl?« Der Schalk blitzte ihm aus den Augen. Charlotte war sich nicht sicher, ob er sich über sie lustig machte.
    »Zuckerkipferl«, sagte sie.
    »Das ist eine gute Idee. Wir suchen übrigens einen Lehrling. Haben Sie Lust, bei uns anzufangen?« Das Grinsen
war nun so breit, dass es von einem Ohr zum anderen reichte.
    »Sie sind wohl niemals ernst?«, fragte Charlotte.
    »Selten, denn das Leben ist ernst genug. Finden Sie nicht?«
    Charlotte antwortete nicht. Sie wandte sich zum Gehen: »Ich werde meiner Tante von Ihrem hervorragenden Konfekt erzählen. Sie muss im Frühling die Hochzeit meiner Cousine ausrichten und wird froh sein, wenn es eine Alternative zum teuren Demelkonfekt gibt.«
    »Kann ich Sie wiedersehen?«
    »Ich

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