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Schneekind

Schneekind

Titel: Schneekind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Nowak
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gehen. Es tut mir wirklich leid, dass ich nochmal stören musste.“
    „Sie tun ja auch nur Ihre Pflicht“, sagte Alex und gab dem Mann die Hand.
    „Bemühen Sie sich nicht“, wehrte Engler ab, als Alex ihn hinausbegleiten wollte. „Vielleicht kümmern sie sich besser um Ihre Mutter.“
    Er nickte Christa zu. Als er mir seine Hand reichte, fragte er: „Macht es Ihnen vielleicht etwas aus, mich hinauszubegleiten? Das wäre wirklich sehr freundlich.“
    Der Schnee knirschte leise unter unseren Stiefeln. Gerd Engler hatte mich höflich gedrängt, „ein bisschen Luft“ mit ihm „zu schnappen“; es war mir nichts anderes übriggeblieben, als mitzugehen.
    „Wissen Sie“, sagte er, „manchmal sind gewisse Kräfte und, wie soll ich es sagen, gesellschaftliche und persönliche Rücksichten so stark, dass ich nicht geradeheraus kann mit meinen Ermittlungen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „So kommen wir nicht weiter“, sagte der Kommissar.
    „Falls es ein“, er hielt kurz inne, „ein Geheimnis in dieser Familie gibt, dann wird es gut geschützt. Da ist ein massiver Widerstand, ich spüre das.“
    „Wie meinen Sie das?“
    Er blickte sich um, so als wollte er sich versichern, dass uns niemand hören konnte. „Ich habe das Gefühl, die Kinder wollen Ihre Mutter schützen.“
    Ich sah ihn entgeistert an. Christa gegenüber hatte er sich wie ein schüchterner Junge verhalten, doch jetzt stellte er sie als Mörderin bloß.
    „Das ist ungeheuerlich“, stottere ich.
    „Ich sehe an Ihrer Reaktion, dass sie auch schon darüber nachgedacht haben“, sagte Engler.
    Ich nickte verstört. In Wahrheit gingen meine Gedanken viel weiter. Alex hatte –
    Nein . Ich lachte hysterisch.
    In diesem Augenblick kam ein alter Geländewagen die Einfahrt hochgefahren.
    „Ich brauche Ihre Hilfe, Frau Steiner. Sie sind den ganzen Tag mit der Familie zusammen, sie genießen das Vertrauen ihres zukünftigen Mannes. Bitte versuchen Sie, für mich etwas herauszufinden. Es ist ja auch in Ihrem Sinn. Wenn Christa Marquard Ihren Mann vergiftet hat, kann niemand sie schützen.“
    „Ich finde Ihre Unterstellungen ungeheuerlich“, wiederholte ich.
    „Aber Sie können sich auf meine Hilfe verlassen“, fügte ich hinzu, um ihn loszuwerden. „Sobald ich etwas Ungewöhnliches beobachte, werde ich Sie darüber informieren.“
    „Vielen Dank, Frau Satchmore, vielen Dank.“
    „Steiner“, sagte ich und blickte ihn prüfend an. „Nach der Scheidung habe ich wieder meinen Mädchennamen angenommen.“
    „Entschuldigung, natürlich.“ Engler schlug sich gegen die Stirn.
    Ein Mann stieg aus dem Geländewagen und warf uns einen finsteren Blick zu. Karl Anton. Er ging um das Auto herum, um den Kofferraum zu öffnen.
    „Frau Steiner“, sagte Gerd Engler leise. „Da ist noch etwas.“
    Becky hatte uns entdeckt und kam kläffend über den Hof gelaufen.
    „Es gab ja damals diesen schrecklichen Unfall“, sagte Gerd Engler. „Als die Verlobte, also ich meine, die erste Verlobte Ihres zukünftigen Mannes damals beim Klettern abgestürzt ist. Hier ganz in der Nähe.“
    „Abgestürzt?“ Ich sah ihn verwirrt an.
    Engler versuchte, Becky abzuwehren, die an ihm hochsprang.
    „Bei Fuß“, sagte Karl Anton. Die beiden Männer gaben sich die Hand.
    „Gerd“, sagte Karl Anton.
    „Herr Jäger“, sagte Engler.
    „Herr Jäger war mein Deutschlehrer“, erklärte Engler. „Das ist wirklich sehr freundlich, dass Sie sich um die Familie kümmern, wirklich sehr freundlich, nach so einem tragischen Unglück.“
    Dann stolperte Kommissar Engler über ein Stück Holz, das in der Einfahrt lag. Karl Anton sah mir nur kurz in die Augen, bevor er sich umdrehte und auf das Haupthaus zumarschierte, doch es war lang genug gewesen, um zu erkennen, dass auch er Gerd Engler immer unterschätzt hatte.
    „Mir hängt ihr die Scheiße nicht an“, begrüßte uns Hendrik.
    Gegen 21 Uhr hatten Alex und ich beschlossen, Hendrik in seiner Wohnung in der Innenstadt aufzusuchen. Er wohnte direkt gegenüber vom Schloss in einem alten, dreistöckigen Fachwerkhaus, an dem wir dreimal klingeln mussten, bevor er öffnete.
    „Deshalb seid ihr doch hier.“ Hendrik blickte uns verächtlich an, als wir den letzten Treppenabsatz nach oben stiegen. Er wohnte im Dachgeschoss.
    „Mach mal halblang“, sagte Alex mit bebender Stimme. „Papa ist heute gestorben.“
    Die Nachricht machte keinen Eindruck auf Hendrik. Feindselig ließ er uns

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