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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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ins
Wasser und sagte: »Gekauft!«
    »Abgemacht.« Ein triumphierendes
Lächeln, gewürzt mit einer winzigen Prise Bosheit, spielte um Annes Lippen.
Stefan hatte sie betrogen und war im Begriff, sie zu verlassen, na schön, so
etwas kommt alle Tage vor. Aber sie, sie hatte ihn verkauft! Ich wäre eine
schlechte Geschäftsfrau, dachte sie mit sarkastischer Genugtuung, wenn ich nicht
wenigstens aus vollendeten Tatsachen noch das Beste herausholen würde.
    Schwer seufzend schob Katie ihr die
Tasche hin.
    »Muß ich probieren?« Anne hob streng
die Augenbrauen.
    »Nein«, wehrte Katie ab, »dich würde ich doch nicht bescheißen. Aber Anne«, kamen ihr nun doch Bedenken, »du
erzählst ihm doch nichts davon, oder? Ich glaube nicht, daß Männer es schätzen,
wenn man mit ihnen handelt wie mit Gebrauchtwagen.«
    »Kein Wort wird er von mir erfahren.
Das verspreche ich.
    »Okay«, Katie war beruhigt. Dann hatte
sie doch noch eine Frage: »Anne, da ist noch was... du weißt schon, Stefan hat
eine ordentliche Familie mit Geld und so, und ich komme mehr oder weniger von
der Straße, war sogar schon mal im Knast, also... meinst du nicht, daß... daß
ich...?«
    »Daß er zu schade für dich ist?«
vollendete Anne den Satz.
    »Ja, so ähnlich.«
    »Quatsch! Du mußt ihm ja nicht jede
Kleinigkeit auf die Nase binden. Außerdem...«, und bei diesen Worten lächelte
Anne rätselhaft wie eine Sphinx, »...hat er dich verdient.«
    »Wie meinst du das?« fragte Katie mit
berechtigtem Mißtrauen.
    »So wie ich es sage«, antwortete Anne
salomonisch und zählte jetzt vorsichtshalber doch die Beutel in der Tasche
nach.
    »Was machst du jetzt eigentlich
damit?« frage Katie, brennend vor Neugier.
    »Das wirst du gleich sehen.« Anne ging
mit der Tasche zur Reling. Sie blickte sich um, aber noch immer war niemand zu
sehen. Sie fischte die erste Tüte heraus.
    Jetzt wurde auch Katie der Zweck
dieses Schiffsausfluges klar. »Nein, Anne! ANNE! Das wirst du doch nicht
machen!«
    »Doch, ich werde.«
    »Überleg doch, was das alles wert ist!
O nein, der schöne Stoff!« Katie war den Tränen nahe, doch Anne blieb
knochenhart.
    »Bitte tu’s nicht, ich kann das nicht
mit ansehen.« Sie sah aber trotzdem hin. Alles Jammern und Flehen war umsonst,
sie mußte erleben, wie Anne die Zellophantüten, eine nach der anderen, aufriß
und den Inhalt erbarmungslos übers Wasser in den Fahrtwind streute, als
handelte es sich um eine Seebestattung.
    »Fort damit«, knurrte Anne mit
grimmigem Vergnügen. Sie gab Katie die leere Tasche zurück, aber die blickte
nur dumpf auf die gekräuselte, metallgraue Wasserfläche. Nur jemand, der sein
Leben lang im Geld geschwommen hatte, war wohl fähig, so viel davon einfach
über Bord zu werfen.
    Es tat Katie aufrichtig in der Seele
weh. Auch Anne blickte nachdenklich aufs Wasser.
    »Jetzt tut’s dir leid, was?« meinte
Katie gehässig. »Jaja, auch die Rechtschaffenheit hat ihren Preis.«
    Statt einer Antwort zauberte Anne ein kleines,
weißes Päckchen aus ihrer Jackentasche und warf es Katie hin.
    »Da, fang. Damit feiern wir heute noch
eine Abschiedsparty.«
    Katie bedachte die milde Gabe mit
einem Willkommenskuß. Anne schaffte es immer wieder, einen zu überraschen. Dann
fragte sie: »Wieso Abschiedsparty?«
    »Es ist hier alles erledigt. Ewig kann
ich schließlich nicht bleiben. Ich muß jetzt meine Reise planen, es wird
höchste Zeit dafür.«
    Katie zog eine Schnute. »Warum bleibst
du nicht in New York? Hier hast du doch die ganze Welt auf einem Haufen. Geh
nach Chinatown, bestimmt sieht es in Hongkong nicht wesentlich anders aus. Oder
Jamaica, das ist wie Instant-Karibik, oder schau dir Astoria an, soviel
Griechen auf einem Haufen gibt es nur noch in Athen, und in Carroll Gardens, in
Brooklyn, da geht es garantiert italienischer zu als in Italien! Außerdem kommt
dich das billiger. Du kannst von einem Kontinent zum anderen mit dem Taxi
fahren.«
    »Hör schon auf«, lachte Anne. »Da ist
schon was dran. Aber das kann ich erst beurteilen, wenn ich den Vergleich
habe.«
    »Vergleich? Womit?«
    »Mit der Wirklichkeit. Ich muß erst in
Hongkong gewesen sein, um dann vielleicht sagen zu können, daß es in Chinatown
genauso aussieht.«
    »Du willst tatsächlich nach Hongkong?«
    »Das war nur ein Beispiel.«
    »Ich dachte, du würdest vielleicht...
wegen Gordon...«
    »Gordon«, seufzte Anne, »der hat schon
irgendwie Klasse. Aber wir sind ja jetzt Geschäftspartner.«
    »Bloß Geschäftspartner?«
    »Der Rest

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