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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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okay, okay...« Das Kind war
durchaus nicht auf den Kopf gefallen, würde es sicher noch weit bringen im
Leben. »Also, ich werde um sieben wieder da sein. Vergiß es aber nicht, Sarah!«
    »Niemals. Bin ich ein Baby?« Federnden
Schrittes, dazwischen elegante Pirouetten drehend, entfernte sie sich. Katie
sah ihr beeindruckt nach. Hatten die jetzt sogar Geld für Ballettstunden übrig?
    Sie trottete zurück bis zur Ecke
Ludlow/Houston Street und gönnte sich von ihren letzten paar Dollars ein
Roastbeef-Sandwich bei Katz’s. Das waren Sandwiches! Katie zählte fünfzehn
Lagen Fleisch. Dazu ein Ster saurer Gurken, nirgends auf der Welt gab es
köstlichere Gurken! Über ihr wehte im lauen Luftstrom des Ventilators das alte
Pappschild »Send a Salami to your Boy in the Army«.
    Es blieben eine Menge Zeit und wenig
Geld bis zum Abend. Sie schlich langsam durch die Straßen und sah sich ein
wenig ratlos um, als sie unter einer umgedrehten Baseballmütze ein
einzigartiges, unverkennbares Mopsgesicht erblickte. Whopper, das verfressenste
Mitglied ihrer alten Bande, hockte auf den ausgetretenen Stufen seines Hauseinganges
und aß grüne Speckbohnen aus einem Pappbecher, geradeso, als hätte er sich
während der letzten fünf Jahre nicht von dort wegbewegt. Seinem Körperumfang
nach zu urteilen hatte er das auch nicht. Neben ihm stand eine Dose Bier in der
obligaten braunen Tüte.
    »He, Whopper!«
    Der Angesprochene fuhr flinker herum,
als man ihm zugetraut hätte.
    »Was hast du gesagt?« kreischte er mit
seiner Eunuchenstimme. Eigentlich sagte er: »Wha d’ ya say?«
    »Ich sagte: He, Whopper!« Katie
grinste ihn unverschämt an. Er machte seinem alten Spitznamen alle Ehre. Er war
schon vor Jahren von robuster Gestalt gewesen. Nun war er sackfett. Sein Genick
war dicker als sein Kopf.
    »Willst du Ärger? Kannst du haben!
Mein Name ist Silvio, kapiert? Silvio Brentone! Keiner nennt mich hier
Whopper!«
    Katie tippte ihm gegen die Wampe. »Reg
dich ab, Whoppy. Kennst du mich nicht mehr?«
    Whopper stellte seine Bohnen ab,
pflanzte sich in seiner brandneuen Rapper-Kluft vor ihr auf und sah auf sie
herunter.
    »Kann sein. Ja, doch. Katie Shannahan,
wenn ich mich nicht schwer irre. Warst lange nicht mehr in der Gegend. Du
siehst immer noch aus, als ob sie dir in den Ventilator geschissen hätten.«
    »Vorsicht, du aufgeschwemmter
Maccaroni.« Katie haßte derlei Anspielungen auf ihre Sommersprossen.
    »He, was denkst du dir eigentlich...«
Seine feiste Hand ballte sich drohend zur Faust.
    »Spar dir den Scheiß!« sagte Katie.
»Ich will Marco sprechen.«
    »Ha! Zum Brüllen. Sie will Marco sprechen!«
Er schlug sich auf die Schenkel, es klang, als platze ein Wasserbett.
    »Was ist daran komisch?«
    Whopper trat auf sie zu und breitete
die Arme gen Himmel aus. »Marco ist nicht mehr, Baby. Hat den Löffel abgegeben.
Schon vor zwei Jahren.«
    »Wieso?« fragte Katie, schwer
getroffen. Der hübsche, draufgängerische Marco, in den Katie einmal unsterblich
verliebt gewesen war...
    »Das Übliche. Ne’ kleine Schießerei...
War unvorsichtig. Aber woher kommst du eigentlich, vom Mond?«
    »So ähnlich. An wen kann ich mich in
geschäftlichen Dingen wenden?«
    »Geschäfte? Was ‘n für Geschäfte?« Die
Sehschlitze in seinem Hefeteiggesicht wurden eine Nuance breiter.
    »An wen?« wiederholte Katie genervt.
    »Na, an mich natürlich. Ist dein
absoluter Glückstag heute. Du hast den Boss höchstpersönlich erwischt. Also,
worum geht es?«
    Oh shit, dachte Katie, nicht mal die
Straßenbanden waren mehr das, was sie mal waren, wenn sich so eine Pflaume zum
Anführer aufschwingen konnte.
    »Na gut, du Angeber«, seufzte sie, und
blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn, »reden wir über’s Geschäft.«
     
     
    Etwas Schlaf wäre sicher nicht
verkehrt, erwog Anne, als sie, ein völlig neuer Mensch, aus der Dusche kam.
Doch die Aussicht auf den Abend hielt sie auf den Beinen, es war ein
schwebendes Gefühl, als hätte sie ein Aufputschmittel geschluckt, was sie im
übrigen niemals tat.
    Nichts da, ermahnte sie sich streng,
ich bin nicht zum Schlafen hier. Sie zog sich frische Sachen an. Aber wie die
Zeit bis zum Abend sinnvoll verbringen? Eine Kunstgalerie? Das Guggenheim? Der
Park? Alles nicht so ganz das Richtige. Ein Einkaufsbummel? Na, also. Warum
schleichst du so lange um den heißen Brei herum, Anne, du kannst es doch kaum
erwarten zu Saks, Bloomingsdale’s, Tiffany’s, und wie die Zauberwörter alle
heißen, zu

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