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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Ihr Alter war unbestimmbar, sie war unheimlich fett
und hatte Brüste wie Basketbälle. Um die spannte sich ein hellblaues T-Shirt
mit dem Aufdruck eines überdimensionalen Schnullers und der Schrift: »Suck me!«
Anne und Katie hatten echte Probleme, sich zusammenzureißen, wenigstens bis sie
das Zimmer im voraus bezahlt und den Schlüssel erhalten hatten.
    Sie duschten, zogen sich um und gingen
essen. In einem Grillrestaurant bestellten sie Steaks und bekamen ein halbes
Rind serviert. Danach waren ein paar Drinks nötig. Auf verschlungenen Wegen
durch diverse Bars gerieten sie schließlich in einen jener berühmtberüchtigten
Honky-Tonks. Man betrat den Schuppen durch die einschlägigen Schwingtüren, der
Schnaps war billig, eine Country Band spielte. Die Sängerin röhrte wie der
kaputte Anlasser eines Autos. Sie sang etwas von der ersten Liebe, tiefe
Krähenfüße rankten sich um ihre geschminkten Augen. Der Gitarrist war eine
dieser mehr oder weniger gelungenen Elvis-Fälschungen. Eher weniger. Echt waren
dagegen ein paar Cowboys in dem Laden, hundertprozentig, denn es fanden sich
Spuren von Exkrementen des heimischen Hornviehs zwischen den Ritzen ihrer
Stiefel. Sie hielten ihre Mädchen mit eisernem Griff im Nacken fest und schoben
sie schlurfend vor sich her über die Tanzfläche, wer oder was im Weg stand,
wurde gerammt. »Two-Step« nannte man das. Vermutlich übten sie das tagsüber mit
ihren Kühen. In den Pausen streute ein alter Mann Sägemehl auf die Tanzfläche,
um die ein Holzzaun gezogen war. Laut einem Plakat fanden hier die
samstäglichen Viehauktionen statt.
    »Zwick mich Anne«, sagte Katie
fasziniert, »ich glaub’ ich bin in ‘nem Film.«
    »Das Aroma hier spricht dagegen.«
    Als ein paar schwer angesoffene
Cowboys unbedingt mit ihnen tanzen wollten, zogen sie es vor, zu verschwinden.
    In einer schummrigen Bar spielte zu
vorgerückter Stunde ein Mexikaner, zumindest war er gekleidet wie einer,
Gitarre und sang dazu mit wehmütig schmachtender Stimme. Katie warf ihm
ebensolche Blicke zu. Doch Anne verhalf dieser Romanze brutal zu einem
vorzeitigen Ende, indem sie darauf bestand, ins Motel zurückzukehren. Katie gab
nach, sie konnte jetzt keinen Ärger mit Anne gebrauchen.
    Während Anne schon aufs Zimmer ging,
wollte sich Katie wenigstens noch einen letzten Drink an der hauseigenen Bar
gönnen. Der winzige Raum war leer, sie bestellte trotzdem einen Daiquiri bei
der Schnullerlady und ließ sich auf dem angeschraubten Drehhocker nieder.
    »Hi, Darling.« Schnulli stellte den
Drink und eine Schale mit Eis vor Katie hin. »Sie sind doch die, die mit ihrer
Freundin hier ist, nicht?«
    Als ob sie das nicht haargenau wüßte.
    »Warum?«
    »Vorhin waren zwei Herren da, die nach
Ihnen fragten.«
    Katie verschluckte sich und brachte
dann stockend heraus: »Zwei Männer?«
    »Ja, sie fragten nach Ihnen und Ihrer
Freundin. So vor ein, zwei Stunden vielleicht. Sie beide waren jedenfalls schon
länger weg, ich habe auf Ihrem Zimmer läuten lassen...«
    Katie wurde flau. »Wo... wo sind die
jetzt?«
    »Keine Ahnung. Wollen aber später
wiederkommen. Sind wohl essen gegangen.«
    »Was wollten die?«
    »Hab’ ich nicht gefragt. Geht mich ja
auch nichts an.«
    Richtig, dachte Katie. »Wie sahen sie
aus?«
    Die Dicke hielt ein poliertes Glas
prüfend ins Licht und murmelte dann: »So genau sehe ich mir die Leute nicht
an.«
    Katie kippte den Drink hinunter und
war bereits auf dem Sprung.
    »Warten Sie mal...«, brummte es hinter
der Theke nachdenklich, »ach ja, eins ist mir aufgefallen. Das Auto. Es war
eine Corvette. Schwarz, oder irgendwie dunkel, sieht man bei dem Licht ja nicht
richtig. So ein mordslanges, flaches Ding. Eine Zuhälterkiste, wenn Sie mich
fragen...« Zuhälterkiste. Da lag Schnulli ziemlich gut im Rennen.
    Katie stürmte mit krachender Tür ins
Zimmer.
    »Warum nimmst du nicht gleich eine
Axt?« Anne kam gerade aus der Dusche, diese Frau duschte sich noch zu Tode, ein
Handtuch um die Brust geknotet, und eines um den Kopf. Katie erlitt den zweiten
Schock innerhalb weniger Minuten. Anne hatte sich in einen Zombie verwandelt.
    »Anne«, rief Katie, während sie eilig
herumliegende Dinge zusammenraffte, »stell jetzt bitte keine Fragen. Ich
erkläre dir sofort alles, aber jetzt zieh dich an, so schnell du kannst, pack
deine Sachen, und dann laß uns hier verschwinden!«
    »Sag, spinnst du? Ich habe nasse
Haare, und meine Gesichtsmaske muß noch exakt sieben Minuten einwirken. Außerdem
sind

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