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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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wir doch gerade erst angekommen.«
    »Anne bitte! Keine Fragen! Beeil dich
nur. Es geht... uns sonst an den Kragen.«
    »Was hast du eben getrunken? Bist du
übergeschnappt?«
    »Bitte, bitte, pack deine Klamotten.
Mach schnell! Sie können jede Sekunde hier sein, und dann ist es aus mit uns.
Ich übertreibe nicht!«
    »Wer sie?«
    »Bitte, Anne!« Himmel hilf, sonst muß
ich sie hierlassen!
    Allmählich begriff Anne, daß Katie
keine dummen Witze machte. Sie stieg wortlos in ihre Jeans. Katie war im
Handumdrehen fertig, sie stopfte was sie fand blindlings irgendwohin.
    Dann landete Annes Garderobe mit einem
Schwung auf dem Bett. »Ich mache das. Kratz du dir inzwischen die Kuhscheiße
aus dem Gesicht.«
    »He! Zerknüll meine Blusen nicht so!«
    »Wir haben keine Zeit, sie auf Din A 4
zu falten.«
    »Wehe«, drohte Anne gefährlich leise,
»wehe, wenn es dafür keine vernünftige Erklärung gibt. Wo willst du überhaupt
hin?«
    »Weg hier. Erst einmal weg.«
    Immerhin legte Anne jetzt einen Zahn
zu. Sie löschten das Licht, Katie zog Anne, die noch immer das Handtuch um den
Kopf geschlungen hatte, zum Wagen, warf die Taschen nach hinten, sprang auf den
Fahrersitz, und schoß mit quietschenden Reifen die Einfahrt hinaus.
    »Bist du schon wieder scharf auf
Polizisten?« bemerkte Anne.
    Katie drosselte das Tempo. Sie bogen
auf die Interstate, Richtung Westen. Es stank penetrant. Der Mond kam ab und zu
hinter einer Wolke hervor, und man erkannte die schwarzen Schatten der Rinder,
die in riesigen Corrals zusammengepfercht dastanden. Anne hielt sich die Nase
zu und frottierte sich mit der anderen Hand das Haar.
    »Jetzt will ich sofort eine
Erklärung!« verlangte sie, als die Luft allmählich besser wurde.
    »Sollst du haben.« Scheiße, ärgerte
sich Katie, jetzt führt kein Weg mehr dran vorbei. Die wird einen Affenzirkus
veranstalten! »Mach mir bitte mal ‘ne Zigarette an.«
    Anne reichte Katie eine angezündete
und wartete.
    »Also, ich hab’ dir doch im Knast...
hihi, klingt gut was?«
    »Nicht ablenken.«
    »Ich hab’ dir von Rudi erzählt.«
    Anne nickte. »Diesem Zuhälter. Was ist
mit dem?«
    »Naja, ich habe dir nicht alles
erzählt.«
    »Hast du mich schon wieder angelogen?«
fuhr Anne auf.
    »Ich habe dich nicht angelogen, ich
hab’ nur nicht alles erzählt, das ist ein Unterschied.«
    »Meinetwegen. Aber jetzt will ich
wissen, warum ich hier mitten in der Nacht in dieser Kiste sitze, anstatt in
einem klimatisierten Zimmer zu schlafen.«
    »Ich war doch in der letzten Nacht,
ehe ich München verließ, bei Rudi, um meinen Paß zu holen, du erinnerst dich?«
    »Ja.«
    »Rudi ist ein eher mickriger Loddel,
das große Geld verdient er mit Deals. Nicht die an der Straßenecke, ich rede
von richtigen Geschäften. Man munkelt, daß er als Kurier für die Mafia
arbeitet.«
    »Komm bitte zur Sache.«
    »Nur die Ruhe. Also, ich wühlte da so
in seiner Bude, und was fand ich?«
    »Deinen Paß. Sonst wärst du nicht
hier.«
    »Meinen Paß und zwei Kilogramm Kokain
vom Feinsten.« So, jetzt war es raus.
    Anne wurde mondbleich. Sie drehte
langsam den Kopf, und sah Katie von der Seite an. Die rauchte etwas nervös.
    »Katie?«
    »Hm?«
    »Willst du damit sagen, daß du das
Zeug mitgenommen hast?«
    »Denkst du, ich laß’ so was einfach
rumliegen?«
    »Hast du es etwa DABEI!?«
    »Brüll mich nicht so an! Ich kann das
erklären.«
    »So, kannst du!«
    »Natürlich hab’ ich’s dabei. Da hinten,
in meiner Tasche. Ich werde es in L. A. verkaufen. Mensch, das bringt mir
bestimmt zweihunderttausend Dollar, oder noch mehr, wenn ich es strecke. Es ist
beste Qualität, noch nicht verschnitten. Mein Bruder muß mir dabei helfen,
verstehst du? Alleine kann ich so einen Riesendeal nicht durchziehen. Deswegen
habe ich es dabei.«
    Anne nickte nur. Ihr Verstand weigerte
sich vorerst noch, das alles aufzunehmen.
    »Wieso mußten wir jetzt, mitten in der
Nacht, verschwinden? Ist etwa dieser Rudi hinter dir her?«
    Katie kratzte sich nachdenklich am
Kopf, dann sprach sie mehr zu sich selber, als zu Anne: »Der weniger. Nicht er
selber. Aber ich kann mir denken, daß er ziemlichen Ärger gekriegt hat, als das
Zeug weg war. Er muß es wohl oder übel seinem Boss, wer immer das ist,
gebeichtet haben, und der hat garantiert Connections nach New York. Es genügt,
wenn so eine große Nummer von der Mafia in der Szene etwas verlauten läßt wie:
>He, in Germany hat so eine kleine rothaarige Nutte zwei Kilo reines Koks
geklaut, und das

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