Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
Luft machte träge, es gab nicht sehr viel Verkehr an diesem
Morgen, in dieser eintönigen Gegend. Der Wind schlug ihnen mit dampfenden
Tüchern ins Gesicht, die Luft wellte sich über der Fahrbahn wie glühendes
Blech.
    Katie rauchte und döste apathisch vor
sich hin, zu müde zum Reden, Gedanken drehten sich in spiralförmigen Kreisen.
    Ah, diese Hitze! Sie brachte einen auf
komische Ideen. Katie kletterte über die Lehne und pflanzte sich auf die
Rückbank, neben ihren Fang. Der Junge schlief wie ein Kind, er mußte einen
schönen Traum durchleben, denn er schmatzte und lächelte im Schlaf. Katie
rubbelte ein bißchen am Reißverschluß seiner Hose. Der Junge grunzte wohlig und
integrierte das wohl gerade in seinen Traum. Katie brauchte wirklich nicht viel
zu tun, der Schlaf war ihr Verbündeter. Die Jeans wölbte sich langsam hoch, es
sah aus, als stellte man von innen ein kleines Zelt auf. Mit erwartungsfrohem
Lächeln und routinierten Handgriffen machte sich Katie an seiner Gürtelschnalle
zu schaffen. Als sie den Reißverschluß öffnete, schnellte ihr ein kerniger
Hinterwäldler-Stengel unter der weißen Feinrippunterhose entgegen, wie ein
kleiner Schachtelteufel. Diese Hillbilly-Landjugend war tatsächlich stämmig
gebaut. Katie beseitigte das lästige Textil, beugte sich hinunter, leckte ein
bißchen an der Spitze herum, sie schmeckte salzig. Na klar, bei den
Temperaturen, was hatte sie denn erwartet — Erdbeergeschmack? Sie knabberte
sachte mit den Zähnen daran, strich mit sanftem Fingerdruck auf und ab, erst
langsam, dann schneller. Als sie den rechten Zeitpunkt für gekommen hielt,
faßte sie unter ihr Kleid, ein ultrakurzes schwarzes Nichts mit
Spaghettiträgern, und zog ihren Slip mit einer einzigen, eleganten Bewegung
herunter. Mit der bedächtigen Sorgfalt eines brütenden Huhnes, ließ sie sich
auf ihm nieder. Seine braunen Kuhaugen öffneten sich daraufhin mit einem
Schlag. Ungläubig und schockiert starrten sie in die ihren. Er klappte den Mund
in stummen Schrecken auf und wieder zu. Dann schloß er die Lider. Vermutlich
war ihm soeben klar geworden, daß er keine Chance mehr hatte.
    Anne besah sich derweilen mäßig
interessiert die sumpfigen, schlammigen Felder links und rechts der Straße. Der
Mississippi und seine Überschwemmungsgebiete kündigten sich an. Erst als der
Wagen irgendwie seltsam nachzufedern begann, riskierte sie einen Blick in den
Rückspiegel. Aber darin war nichts zu sehen, gar nichts. Sie beendete ein
Überholmanöver, wandte sich um und glaubte im ersten Moment, in einen
Fellini-Film geraten zu sein.
    Der Junge lag mit herabgelassenen
Jeans auf der Rückbank, den Kopf verdeckt von Katies dichtem Haarvorhang. Die
kauerte wie ein Radrennfahrer über ihm, das Kleid hochgeschoben, die Knie neben
seinen Hüften auf der Bank, und bewegte sich abwechselnd kreisend hin und her
oder, je nach Lust und Laune, auf und ab, wobei sich für Sekundenbruchteile ein
ansehnliches, käsigweißes Glied unter ihrem Hintern zeigte, ehe es wieder mit
einem schmatzenden Geräusch aufgesogen wurde.
    Ein dröhnendes Hupen brachte Anne
zurück in die Wirklichkeit. Im allerletzten Moment riß sie das Lenkrad herum
und wich einem gewaltigen Truck auf der Gegenfahrbahn aus. Sie bebte vor
Schreck, und vor Empörung. Dieses Flittchen, diese ordinäre... eine stattliche Anzahl
passender Vokabeln wirbelten ihr durch den Kopf. Sie fühlte das Blut in ihre
Wangen schießen. Sie schämte sich. Ja, sie, obwohl diese Person da hinten weiß
Gott mehr Grund dazu gehabt hätte. Die jedoch schien an so etwas gar nicht zu
denken, denn jetzt richtete sie den Oberkörper auf, warf das Haar zurück, daß
es wie eine Fahne im Wind wehte, dazu gluckste, ächzte und stöhnte sie absolut
ungeniert. Wenigstens ihren Walkman hätte sie vorher abnehmen können, dachte
Anne befremdet. Der Junge hielt die Augen krampfhaft geschlossen, seine Hände
krallten sich um Katies halbnackte Hüften.
    Anne bemerkte gar nicht, wie sie das
Gaspedal durchtrat und mit annähernd hundert Meilen dahinschoß. Ein paar Trucks
hupten. Hatten die etwa gesehen... Nicht auszudenken!
    Das Geschaukel gewann an Dynamik,
offenbar steuerte die Vögelei ihrem unvermeidlichen Höhepunkt zu.
    Anne wurde wütend. Diese Schlampe!
Mich hier so hinterrücks in die Rolle einer Spannerin zu drängen. Sollte sie
lieber anhalten und aussteigen? Um dann wie ein Verkehrsschild auf dem
Seitenstreifen herumzustehen und damit hilfsbereite Autofahrer anzulocken,
denen

Weitere Kostenlose Bücher