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Schneekuesse

Schneekuesse

Titel: Schneekuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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nicht ans Telefon gegangen?“
    „Es hat ein wenig gedauert, Ulf, bis ich das Geschenk gefunden habe. Aber nun ist es soweit. Setz dich mit den Kindern ins Auto, und komm zu unserem Ferienhaus! Dort warte ich auf euch. Wir werden ein wunderbares Fest erleben.“
    „Ich kann doch hier nicht weg. Wir haben schließlich Besuch. Was machst du denn für Sachen?“
    „Komm, und du erfährst es! Aber komm alleine, nur du und die Kinder!“
    „Und unsere Gäste?“
    „Die leiden keine Not. Sie haben alles, was sie brauchen, um alleine Weihnachten zu feiern: einen Baum, Deko, und wie ich dich kenne, hast du wahrscheinlich Essen vom Bestellservice liefern lassen.“
    Ulfs Seufzen wertet Netty als Zustimmung. 
    „Wie soll ich das bloß erklären?“
    „Dir wird etwas einfallen. Bis gleich!“
     
     

Kapitel 8
     
    Netty ist aufgeregt. Kommt er oder kommt er nicht? Sie kann nicht einschätzen, wie sauer Ulf darüber ist, dass sie gestern einfach so verschwunden ist. 
    Die anderen haben sie taktvoll alleine im Haus zurückgelassen. Sie sind losgezogen, um die Tanne im Wald zu schmücken. 
    Es ist alles fertig für eine schöne Feier. Überall stehen die Leuchter mit den Kerzen. Lindas Schusterpastete hat einen verheißungsvollen Duft im ganzen Haus verströmt. Mit goldgelber Kruste sieht sie zum Anbeißen aus und muss nachher nur noch einmal im Ofen aufgewärmt werden. Auch der Keksduft hängt noch verlockend im Haus.  
    Der Tisch ist bereits für das Essen gedeckt. Optimistisch hat Linda sieben Teller und Gläser hingestellt. Sie hat einfache Servietten wirkungsvoll zu Weihnachtsmannmützen gefaltet. 
    Neben jedem Platz liegt ein von Hannah gebastelter Strohstern.
    Eric hat zwei Flaschen Wein aus seinem Keller spendiert.
    Tjark und Sören würden sich besonders über die große Schüssel mit den selbstgebackenen Keksen freuen.
    Im Kamin prasselt ein Feuer.
    Netty geht zum Fenster und guckt in den langsam dunkel werdenden Himmel. Es schneit nicht mehr. Der Mond ist bereits deutlich zu sehen. 
    Bei jedem Lichtstrahl, der auf ein vorbeifahrendes Auto hinweist, wird es Netty gleichzeitig heiß und kalt. Sie ist bislang nur einen Tag von ihrer Familie getrennt, trotzdem kommt es ihr wie mehrere Wochen vor.  
    Unruhig läuft sie vor dem Fenster auf und ab. Wie soll sie sich verhalten, wenn er nicht erscheint? Morgen einfach nach Hause fahren und so tun, als ob nichts geschehen wäre? Da weitermachen, wo sie aufgehört hat?
    Nein! Netty ballt die Fäuste. Das kommt nicht infrage!
    In diesem Moment stoppt ein Auto vor der Haustür. Knirschend kommen die Reifen im Schnee zum Stehen. 
    Netty hält die Luft an und lauscht.
    Da! Schritte nähern sich der Tür. Große und kleine. Stimmen! Die Stimmen ihrer Jungs! Sie würde sie überall heraushören.
    Netty rennt zur Tür und reißt sie auf.
    Und da stehen sie – ihre drei!
    Eine Sekunde lang späht Netty heimlich um die Ecke, an Ulfs breitem Rücken vorbei, ob dort noch ihre Schwiegermutter mit ihrer Schwägerin und Tante Rita im Schlepptau auftauchen. Aber keine Spur. Die Luft ist rein. Es sind nur ihre drei!
    „Mama!“, Sören und Tjark fliegen in ihre Arme. 
    Sie drückt sie so fest an sich, bis die beiden Jungs protestieren. 
    Ulf, der inzwischen eine Reisetasche aus dem Auto ausgeladen hat, wartet mit unentschlossenem Gesichtsausdruck dahinter. Wahrscheinlich weiß er nicht, wie er sich verhalten soll. Netty kann es ihm nicht verdenken. In Gegenwart der Jungs kann er allerdings sowieso keinen Streit vom Zaun brechen.
    „Schön, dass ihr da seid! Kommt erst mal rein!“ Netty läuft mit Sören und Tjark ins Haus.
    „Och, hier ist ja gar kein Weihnachtsbaum?“, ruft Tjark enttäuscht.
    „Gibt es Geschenke?“, das erscheint Sören das Wichtigste zu sein.
    „Später gibt es ein großes Geschenk. Aber vorher gehen wir in den Wald, um dort Weihnachten zu feiern.“
    „Im Wald? Jetzt im Dunkeln? Cool!“, Tjark ist begeistert.
    „Aber da sehen wir ja gar nichts“, Sören ist skeptisch.
    Netty lächelt geheimnisvoll. „Lasst euch mal überraschen!“ Sie schiebt ihren Jungs die Kekse hin und schenkt ihnen heißen Kakao ein.
    Ulf hält sich an seinem Teebecher fest und schweigt.
    Netty weiß auch nicht, was sie ihm sagen soll. Sie streicht ihm kurz über die Hand, aber er reagiert nicht.
    Netty ist beinahe erleichtert, als sie Stimmen auf der Terrasse hört. Die anderen sind von ihren Vorbereitungen zurückgekehrt.
     
    Alle gemeinsam wandern sie wenig später

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