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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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    “Was für ein falsches Arschloch! “, schnaubte Skarre. “Dieselbe Schlussfolgerung zog sie auch”, nickte Katrine. “Es stimmt aber, dass sie als Journalistin nichts taugt.”
    Holm und Harry lachten.
    “Frag deine Freundin, ob sie vielleicht die Namen von ein paar Liebschaften kennt”, bat Harry und stand auf. “Und anschließend rufst du die anderen in der Redaktion an und stellst die gleichen Fragen. Ich will, dass er unseren Atem im Nacken spürt. Also, los.”
    “Und was ist mit dir?”, wollte Katrine wissen. “Mit mir?”
    “Du hast uns nicht gesagt, ob auch du glaubst, dass Stop blufft.” “Tja”, lächelte Harry. “Er sagt auf jeden Fall nicht nur die Wahrheit. “
    Die drei anderen sahen ihn an.
    “Er hat behauptet, er wüsste nicht mehr, worüber er mit Verlesen bei ihrem letzten Telefonat gesprochen hat.”
    “Ja und?”
    “Wenn dir zu Ohren käme, dass der Mensch, mit dem du noch tags zuvor gesprochen hast, ein gesuchter Serienmörder ist, der sich gerade das Leben genommen hat, würdest du dich doch sofort an euer letztes Gespräch erinnern und alles haarklein analysieren, um irgendwelche Andeutungen und Indizien zu finden.”
    Katrine nickte langsam.
    “Zweitens frage ich mich”, fuhr Harry fort, “warum der Schneemann erst Kontakt mit mir aufnimmt, damit ich nach ihm suche. Und dann nähere ich mich, wie vorherzusehen war, und er wird panisch und versucht, es so aussehen zu lassen, als wäre es Verlesen?”
    “Vielleicht hatte er das die ganze Zeit so vor?”, schlug Katrine vor. ” Vielleicht hatte er ein Motiv, Verlesen als Täter hinzustellen, irgendeine offene Rechnung zwischen den beiden. Er hat dich von Anfang an in diese Richtung geleitet.”
    “Vielleicht wollte er dich auf diese Art auch schlagen”, mutmaßte Holm. “Dich zu Fehlern verleiten und dann in aller Stille seinen Sieg genießen.”
    “Jetzt hört aber auf”, schnaubte Skarre, “oder glaubt ihr wirklich, das ist eine persönliche Sache zwischen dem Schneemann und Harry Hole?”
    Die anderen sahen Skarre schweigend an.
    Er runzelte die Stirn. “Das meint ihr wirklich?”
    Harry nahm die Jacke vom Garderobenständer. “Katrine, ich möchte, dass du Borghild noch einen Besuch abstattest. Sag ihr, dass wir eine Vollmacht für die Patientenakten haben. Ich nehme das auf meine Kappe, sollte jemand protestieren. Und überprüf mal, was du über Arve Stop findest. Sonst noch was, bevor ich gehe?”
    “Diese Frau oben in Tveita”, sinnierte Holm, “Camilla Lossius. Die wird noch immer vermisst.” “Guck dir das mal an, Holm.”
    “Und was machst du?”, erkundigte sich Skarre. Harry lächelte dünn. “Pokern lernen.”
     
    Als Harry vor Holzschuhs Wohnung in der siebten Etage des einzigen Wohnblocks am Frognerplass stand, überkam ihn das gleiche Gefühl wie damals als Kind in den Sommerferien in Oppsal. Es war der letzte Ausweg, der ultimative verzweifelte Versuch, nachdem er alle anderen angerufen hatte. Holzschuh - oder Asbjorn Treschow, wie sein richtiger Name lautete - öffnete und sah Harry mürrisch an. Weil er es jetzt wie damals wusste. Die letzte Wahl.
    Durch die Eingangstür betrat man direkt die dreißig Quadratmeter große Wohneinheit, die sich mit etwas Wohlwollen als Wohnzimmer mit offener Küche bezeichnen ließ, mit etwas weniger Wohlwollen allerdings auch als Einzimmerwohnung mit Teeküche. Der Gestank war atemberaubend - dieser ganz spezielle Dunst von Bakterien, die auf feuchten Füßen dahinvegetieren. Holzschuh hatte diesen besonders penetranten Fußschweiß von seinem Vater geerbt. Wie auch den Spitznamen, denn sein Vater war in der Hoffnung, das Holz könne den Gestank aufsaugen, unablässig in diesem dubiosen Schuhwerk herumgelaufen.
    Eines war an den Käsefüßen von Holzschuh junior immerhin positiv: Sie überlagerten den Gestank des schmutzigen Geschirrs, das sich im Spülbecken stapelte, wie auch den der überfüllten Aschenbecher und der verschwitzten T-Shirts, die über den Stuhllehnen hingen. Vermutlich war die Behauptung gar nicht so abwegig, dass Holzschuh es diesen Saftmauken zu verdanken hatte, bis ins Halbfinale der Poker-WM in Las Vegas gekommen zu sein, dachte Harry.
    “Lange nicht gesehen”, sagte Holzschuh. “Ja. Schön, dass du Zeit für mich hast.”
    Holzschuh lachte kurz, als hätte Harry einen Witz gemacht.
    Und Harry, der keine Lust verspürte, mehr Zeit als unbedingt nötig in dieser Wohnung zu verbringen, kam direkt zur Sache: “Warum geht es

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