Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
Vom Netzwerk:
übertreten hat und die sich seit ihrem Bestehen jeden Tag aufs Neue in juristisch unsicheres Fahrwasser begibt. Fünfundzwanzig Jahre, Hole, und dabei haben wir bis heute noch kein Verfahren verloren. Ich werde das mit unserem Anwalt besprechen, Johan Krohn. Ich denke, Sie kennen ihn bereits, Hole?”
    Harry nickte düster. Stop bedeutete ihm mit einer diskreten Handbewegung Richtung Tür, dass die Audienz für ihn vorüber war.
    “Ich verspreche Ihnen zu helfen, so gut es geht”, beteuerte Stop, als sie im Flur vor der Tür standen. ” Aber nur, wenn Sie uns auch helfen.”
    “Sie wissen nur zu gut, dass es uns unmöglich ist, derartige Absprachen zu treffen.”
    “Sie ahnen ja gar nicht, was wir schon für Absprachen getroffen haben, Hole”, erwiderte Stop lächelnd. “Wirklich nicht. Ich rechne damit, Sie bald wiederzusehen.”
     
    “Ich hatte nicht damit gerechnet, dich so bald wiederzusehen”, sagte Harry und hielt ihr die Tür auf.
    Rakel nahm die letzten Stufen.
    “Oh doch”, widersprach sie und ließ sich von ihm umarmen.
    Dann drückte sie ihn in den Flur, stieß die Tür mit der Hacke zu, packte seinen Kopf mit beiden Händen und küsste ihn gierig. “Ich hasse dich”, erklärte sie, während sie seinen Gürtel löste. “Du weißt, dass das jetzt so gar nicht in mein Leben passt.” “Dann geh doch wieder”, gab Harry zurück und knöpfte ihr Mantel und Bluse auf. Ihre Hose hatte einen Reißverschluss an der Seite. Er zog ihn nach unten, schob seine Hand hinein und streichelte ihr über den untersten Teil ihres Rückens und die glatte kühle Seide ihres Slips. Es wurde still auf dem Flur, nur ihr Atem und ein vereinzeltes Klacken ihres Absatzes war zu hören, als sie sich ein Stück bewegte, damit seine Hand zur richtigen Stelle vordringen konnte.
    Als sie hinterher im Bett lagen und sich eine Zigarette teilten, beschuldigte Rakel Harry, ein Dealer zu sein.
    “So machen die das doch auch, oder?”, meinte sie. “Die ersten Schüsse sind gratis, bis sie abhängig sind.”
    “Und dann müssen sie bezahlen”, ergänzte Harry und blies einen großen und einen kleinen Rauchring, die Richtung Decke waberten.
    “Teuer”, sagte Rakel.
    “Du bist doch nur wegen dem Sex hier”, sagte Harry. “Oder? Nur damit ich Bescheid weiß.”
    Rakel streichelte ihm über die Brust. “Du bist so dünn geworden, Harry.”
    Er antwortete nicht. Wartete ab.
    “Es läuft nicht besonders mit Mathias”, erzählte sie. “Das heißt, es läuft gut, er funktioniert gut, ganz ausgezeichnet, nur mit mir stimmt was nicht.”
    “Und was?”
    “Wenn ich das nur wüsste. Ich sehe Mathias an und denke, ich habe meinen Traumprinzen gefunden. Und dann sage ich mir, dass er mich total anmacht, und dann versuche ich auch ihn anzumachen, ich überfalle ihn beinahe, weil ich Lust darauf habe, Lust zu haben, verstehst du? Das wäre so klasse. Aber irgendwie schaffe ich es nicht … “
    “Hm. Ich höre zwar, was du sagst, aber ich hab gewisse Schwierigkeiten, mir das vorzustellen.”
    Sie zog ihn fest am Ohrläppchen. “Dass wir ständig Lust aufeinander hatten, war nicht unbedingt ein Qualitätssiegel für unsere Beziehung, Harry.”
    Harry beobachtete, wie der kleine Rauchring den großen einholte und sie tanzend eine Acht bildeten. Doch, das war ein Qualitätssiegel, dachte er.
    “Ich fange an, nach Vorwänden zu suchen”, fuhr sie fort. “Zum Beispiel diese witzige körperliche Eigenheit, die Mathias von seinem Vater geerbt hat.”
    “Was denn?”
    “Nicht weiter wichtig, aber er schämt sich eben dafür.” “Los, komm schon, erzähl”
    “Nein, nein, das hat wirklich nichts zu sagen, anfangs fand ich es auch echt nur süß, dass er sich dafür schämt. Doch inzwischen nervt es mich. Als würde ich versuchen, aus dieser Bagatelle einen Fehler zu machen, eine Rechtfertigung, um … um … ” Sie verstummte.
    “Um hierher zu kommen “, vollendete Harry. Sie drückte ihn fest. Dann stand sie auf.
    “Ich werde nicht wiederkommen”, verkündete sie und streckte ihm die Zunge heraus.
    Es war fast Mitternacht, als Rakel Harrys Wohnung verließ.
    Feiner, lautloser Nieselregen ließ den Asphalt unter den Straßenlaternen glänzen. Sie ging in die Stensberggata, in der sie ihren Wagen geparkt hatte. Setzte sich hinein und wollte gerade den Motor anlassen, als sie einen handgeschriebenen Zettel unter dem Scheibenwischer bemerkte. Sie öffnete die Tür, fischte sich das Papier und versuchte, die vom Regen fast

Weitere Kostenlose Bücher