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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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ängstlich sich das kurze, harte Echo anhörte. Denn jetzt wusste dieses Dunkel Bescheid.
    Er bekam keine Antwort.
    Jonas schluckte. Dann begann er nach unten zu gehen.
    Auf der dritten Stufe spürte er etwas Nasses unter seinen Füßen.
    Ebenso auf der sechsten. Und der achten. Als wäre hier jemand mit nassen Schuhen gegangen. Oder mit nassen Füßen.
    Im Wohnzimmer brannte Licht, aber Mama war nicht da. Er trat ans Fenster, um zu Bendiksen zu sehen. Manchmal ging Mama einfach zu Ebba hinüber. Aber auch dort waren alle Fenster dunkel.
    Er ging in die Küche zum Telefon, und es gelang ihm tatsächlich, die Gedanken auf Distanz zu halten und das Dunkel nicht über sich kommen zu lassen. Er wählte Mamas Handy-Nummer. Und spürte nichts als Freude, als er ihre weiche Stimme hörte. Aber das war nur eine Ansage, eine Bitte, seine Nummer zu hinterlassen, bevor Mama ihm einen schönen Tag wünschte.
    Aber es war kein Tag, es war Nacht.
    Er ging in den Windfang, schob seine Füße in ein Paar von Papas großen Schuhen, zog sich die Daunenjacke über den Schlafanzug und ging nach draußen. Mama hatte gesagt, der Schnee würde morgen wieder verschwinden, aber noch war es kalt. Ein leichter Wind strich flüsternd und murmelnd durch die Eiche am Tor. Es waren nur knapp hundert Meter zu Bendiksens Haus, und zum Glück standen auf dem Weg dorthin zwei Straßenlaternen. Sie musste dort sein. Er blickte nach links und rechts, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand aufhalten konnte. Da sah er den Schneemann. Er stand wie zuvor da, regungslos, zum Haus gewandt, und badete im kalten Mondlicht. Trotzdem sah er jetzt anders aus, hatte mit einem Mal etwas beinahe Menschliches, Vertrautes. Jonas sah zu Bendiksens Haus hinüber und wollte schon losrennen, aber er tat es nicht. Stattdessen blieb er stehen und spürte den zaghaften, eiskalten Wind direkt durch sich hindurchwehen. Er wandte sich noch einmal zum Schneemann um. Denn jetzt war ihm klar geworden, was sich verändert hatte und warum ihm dieser Schneemann plötzlich so vertraut vorkam. Er hatte einen Schal bekommen. Einen rosa Schal. Den Schal, den er Mama zu Weihnachten geschenkt hatte. 

KAPITEL 4
    2. Tag. Verschwunden
    Gegen Mittag war der Schnee im Zentrum von Oslo geschmolzen. Aber als Harry und Katrine Bratt nach Hoff hinauffuhren, waren dort die Rasenflächen der Gärten noch weiß. Im Radio sang Michael Stipe über die Gewissheit, dass etwas schiefgelaufen war, und über das Kind, das im Brunnen saß. In dem stillen Villenviertel und einer noch stilleren Straße deutete Harry auf einen silbernen Toyota Corolla, der vor einem Zaun parkte.
    “Da ist Skarres Auto. Du kannst dahinter parken.”
    Das Haus war groß und gelb. Zu groß für eine dreiköpfige Familie, dachte Harry, während sie über die Kieselsteine der Auffahrt zum Eingang gingen. Um sie herum tropfte und gurgelte es. Im Garten stand ein Schneemann mit Schlagseite und schlechten Zukunftsaussichten.
    Als Skarre ihnen die Tür öffnete, beugte sich Harry hinunter und betrachtete das Schloss.
    “Keine Spur von einem Einbruch”, sagte Skarre.
    Er führte sie ins Wohnzimmer. Auf dem Boden saß ein Junge, der ihnen den Rücken zudrehte und sich einen Zeichentrickfilm im Fernsehen ansah. Die Frau, die vom Sofa aufstand und Harry die Hand gab, stellte sich als Ebba Bendiksen vor, die Nachbarin.
    “Birte hat so etwas noch nie gemacht”, sagte sie, “jedenfalls nicht, seit ich sie kenne.”
    “Und wie lange ist das? “, fragte Harry und sah sich um. Vor dem Fernseher standen große, schwere Ledermöbel und ein achteckiger Sofatisch mit getönter Glasplatte. Die Stahlrohrstühle hingegen, die um den hellen Esstisch standen, waren leicht und elegant und hätten sicher auch Rakel gefallen. An den Wänden hingen zwei Porträts von Männern, die voller Ernst und Würde auf ihn herabblickten und wie die Chefs einer Bank aussahen. Daneben moderne: abstrakte Bilder, die vor nicht allzu langer Zeit unmodern geworden waren, um gleich darauf wieder sehr modern zu werden.
    “Zehn Jahre”, sagte Ebba Bendiksen. “Wir sind da drüben genau in dem Jahr eingezogen, in dem Jonas auf die Welt gekommen ist.” Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf den Jungen, der noch immer auf dem Boden saß und auf den rasenden Roadrunner und den explodierenden Kojoten starrte.
    “Und Sie haben heute Nacht die Polizei gerufen?” “Ja.”
    “Der Junge hat etwa gegen Viertel nach eins geklingelt”, sagte Skarre und blickte auf seine

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