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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Notizen. “Die Kriminalwache wurde genau um null eins dreißig verständigt.”
    “Mein Mann und ich sind mit Jonas erst noch mal zurück ins Haus gegangen und haben dort nach ihr gesucht”, erklärte Ebba Bendiksen.
    “Wo haben Sie gesucht? “, fragte Harry.
    “Im Keller. In den Badezimmern. In der Garage. Überall. Es ist doch wohl sehr seltsam, dass jemand auf diese Weise abhaut.” “Abhaut?”
    ” Verschwindet. Fortgeht. Der Polizist, mit dem ich telefoniert habe, hat gefragt, ob wir uns um Jonas kümmern und alle anrufen können, die Birte kennt und bei denen sie sein könnte. Ansonsten sollten wir bis zum Morgen abwarten, um zu sehen, ob sie vielleicht auf der Arbeit auftaucht. Er hat mir erklärt, dass Vermisste in acht von zehn solcher Fälle innerhalb weniger Stunden wieder auftauchen. Wir haben versucht, Filip zu erreichen … “
    “Den Ehemann”, fiel ihr Skarre ins Wort. “Er ist in Bergen, wo er eine Vorlesung hält. Er ist irgend so ein Professor.”
    “Physik. ” Ebba Bendiksen lächelte. “Aber sein Handy war aus. Und wir wussten nicht, in welchem Hotel er abgestiegen ist. ” “Er wurde heute Morgen in Bergen verständigt”, sagte Skarre. “Er müsste bald hier sein. “
    “Ja, Gott sei Dank “, sagte Ebba. “Nachdem wir von Birtes Kollegen erfahren haben, dass sie dort auch nicht zur gewohnten Zeit eingetroffen ist, haben wir uns wieder an Sie gewandt.”
    Skarre nickte bestätigend. Harry gab Skarre mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er das weitere Gespräch übernehmen sollte, und ging selbst zum Fernseher, wo er sich neben den Jungen hockte. Auf dem Bildschirm zündete der Kojote gerade die Lunte einer Dynamitstange an.
    “Hallo, Jonas. Ich heiße Harry. Hat dir der andere Polizist gesagt, dass Fälle wie dieser meistens gut ausgehen? Dass die Vermissten ganz von selbst wieder auftauchen?”
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    “Tun sie aber”, sagte Harry. “Wenn du raten solltest, was würdest du tippen, wo deine Mutter jetzt ist?”
    Der Junge zuckte mit den Schultern. “Ich weiß nicht, wo sie ist.” “Ich weiß, dass du das nicht weißt, Jonas, das weiß im Moment keiner. Aber welcher Ort kommt dir als Erstes in den Sinn, wo könnte deine Mutter sein, wenn sie nicht hier ist oder arbeitet? Und zerbrich dir nicht den Kopf darüber, ob es wahrscheinlich ist oder nicht.”
    Der Junge antwortete nicht, sondern starrte nur auf den Kojoten, der vergeblich versuchte, die Dynamitstange wegzuwerfen, die ihm jetzt an der Hand klebte.
    “Habt ihr eine Hütte oder so etwas, wohin ihr öfter mal fahrt?” Jonas schüttelte den Kopf.
    “Einen bestimmten Ort, wohin sie geht, wenn sie allein sein will?”
    “Sie wollte nicht allein sein”, sagte Jonas. “Sie wollte mit mir zusammen sein.”
    “Nur mit dir?”
    Der Junge drehte sich um und sah Harry an. Jonas hatte braune Augen, genau wie Oleg. Und in diesem Braun sah Harry zum einen die erwartete Angst, aber auch Wut, was ihn sehr überraschte.
    “Warum sind die Leute verschwunden?”, fragte der Junge. “Die, die dann wiederkommen.”
    Die gleichen Augen, dachte Harry. Die gleichen Fragen. Die wichtigen.
    “Die hatten alle möglichen Gründe”, sagte Harry. “Manch einer hat sich bloß verlaufen. Man kann sich auf die unterschiedlichsten Arten verlaufen, weißt du. Andere haben einfach nur eine Pause gebraucht und sich irgendwo versteckt, um ein bisschen Ruhe zu haben.”
    Die Haustür ging auf, und Harry sah den Jungen zusammenzucken.
    Als sich die Wohnzimmertür hinter ihnen öffnete, explodierte das Dynamit in der Pfote des Kojoten.
    “Guten Tag”, sagte eine Stimme. Scharf und beherrscht gleichermaßen. “Wie ist der Stand der Dinge?”
    Harry drehte sich schnell um und sah einen Mann um die fünfzig in einer Anzugjacke, der zum Sofatisch ging und die Fernbedienung nahm. Im nächsten Moment implodierte das Fernsehbild zu einem weißen Punkt, begleitet von einem protestierenden Knistern des Apparats.
    “Du weißt, was ich davon halte, mitten am Tag fernzusehen, Jonas”, sagte er resigniert, als wollte er den Anwesenden klarmachen, was für ein hoffnungsloser Job der des Erziehungsberechtigten in der heutigen Zeit war.
    Harry stand auf und stellte erst sich vor, dann Magnus Skarre und Katrine Bratt, die bisher nur an der Tür gestanden und alles beobachtet hatte.
    “Filip Becker”, sagte der Mann und schob sich mit der Fingerspitze die Brille hoch, obwohl sie längst auf der Nasenwurzel saß. Harry

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