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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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unter dem Schnee oder vergraben im Laub. Wenn nicht in einem der vielen kleinen Seen oder Bäche da oben.”
    Katrine Bratt antwortete nicht.
    “Und weißt du, warum ich das glaube?”
    “Nein”, antwortete sie leise, ohne von ihren Akten aufzusehen.
    Skarre streckte sich über den Tisch und legte ein Handy genau vor ihre Nase. Katrine sah mit resignierter Miene auf.
    “Das ist ein Handy”, erklärte er überflüssigerweise. “Du hältst das wahrscheinlich für eine ziemlich neue Erfindung. Aber schon im April 1973 hat der Vater des Handys, Martin Cooper, via Handy das erste Gespräch mit seiner Frau geführt. Natürlich hatte er damals keine Ahnung, dass diese Erfindung für uns bei der Polizei einmal das wichtigste Hilfsmittel beim Aufspüren verschwundener Personen sein würde. Wenn du eine gute Ermittlerin werden willst, solltest du gut zuhören und dir diese Dinge einprägen, Bratt.”
    Katrine nahm ihre Brille ab und sah Skarre mit einem Lächeln an, das ihm gefiel, wenn er es auch nicht zu deuten wusste. “Ich bin ganz Ohr, Herr Kommissar.”
    “Gut”, fuhr Skarre fort. ” Weil Birte Becker ein Handy besitzt.
    Und ein Handy Signale aussendet, die von den Basisstationen in der Nähe aufgefangen werden. Nicht nur, wenn man anruft, sondern auch dann, wenn das Telefon eingeschaltet ist. Die Amerikaner haben das deshalb von Anfang an cellular phone genannt. Weil es mit Basisstationen, die jeweils engumgrenzte Bereiche, also Zellen, abdecken, in Verbindung steht. Ich habe bei Telenor nachgefragt, und die Basisstation in Hoff empfängt noch immer Signale von Birtes Handy. Dabei haben wir das ganze Haus abgesucht und dort kein Handy gefunden. Sie hat es auch bestimmt nicht direkt am Haus verloren, das wäre ein zu großer Zufall. Ergo … ” Skarre hob wie ein Zauberkünstler nach einem erfolgreichen Trick die Hände. “Wenn ich diesen Kaffee ausgetrunken habe, werde ich die Zentrale anrufen und einen Suchtrupp losschicken. “
    “Viel Glück”, wünschte Katrine, reichte ihm das Handy und blätterte um.
    “Das ist ein alter Hole-Fall, oder?”, fragte Skarre. “Ja, stimmt.”
    “Damals dachte er auch, wir hätten es mit einem Serienmörder zu tun.”
    “Ich weiß.”
    “Ach ja? Dann weißt du ja vielleicht auch, dass er sich geirrt
    hat? Und das nicht zum ersten Mal. Hole ist wirklich krankhaft besessen von diesen Serientätern, als würden wir hier in den USA leben. Dabei hat es hierzulande noch überhaupt keinen Serienmörder gegeben.”
    “In Schweden schon. Thomas Quick, lohn Asonius. Tore Hedin … “
    Magnus Skarre lachte. “Du hast deine Hausaufgaben gemacht. Aber wenn du etwas über richtige Ermittlungen wissen willst, schlage ich vor, dass wir jetzt ein Bier trinken gehen.”
    “Danke, ich bin nicht … “
    “Und vielleicht etwas essen. Besonders viel hast du da ja nicht mit.” Skarre gelang es endlich, ihren Blick einzufangen und festzuhalten. Ihre Augen hatten einen seltsamen Glanz, so als schwelte weit hinten ein Feuer. Einen solchen Glanz hatte er noch nie gesehen. Er glaubte tatsächlich, der Grund für dieses Feuer sei er, er musste im Laufe ihres Gesprächs zu ihr durchgedrungen sein.
    “Du kannst das dann als … ” Er tat so, als suchte er nach dem passenden Wort. ” … Unterrichtseinheit auffassen.”
    Sie lächelte. Breit.
    Skarre spürte seinen Puls steigen, und ihm wurde ganz warm.
    Fast glaubte er schon, ihren Körper auf seiner Haut zu spüren, seine Finger auf ihrer Strumpfhose, wie sie sich mit einem knisternden Geräusch weiter nach oben vortasteten.
    “Was willst du eigentlich, Skarre? Die Neue in der Abteilung anmachen?” Sie lächelte noch breiter, und der Glanz wurde unverkennbar. “Sie so schnell wie möglich flachlegen? Wie die kleinen Jungs auf den Kindergeburtstagen, die auf die größten Kuchenstücke spucken, damit sie ihnen niemand mehr streitig macht?”
    Magnus Skarre ahnte, dass sein Unterkiefer etwas nach unten gesackt war.
    “Ich will dir mal ein paar gute Tipps geben, Skarre. Lass die Finger von Arbeitskolleginnen. Vergeude deine Zeit nicht damit, in die Kantine zu gehen und Kaffee zu trinken, wenn du glaubst, eine heiße Spur zu haben. Und versuch nicht, mir weiszumachen, dass du in der Zentrale anrufst. Du rufst doch nur Hauptkommissar Hole an, der dann entscheidet, ob man einen Suchtrupp losschickt oder nicht. Und der ruft dann die Einsatzzentrale der Bereitschaftspolizei an, die das Personal dazu hat, und nicht unsere

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