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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Mentor, der über die Bergebenen hinter Bergen verschwunden war und zwei Wochen später im Revurtjernet gefunden wurde. Diese Entscheidung hatte Moller selbst getroffen, weil er - genau wie Zenon mit dem schmerzenden großen Zeh - sein Leben nicht mehr lebenswert fand. War Gert Rafto zu der gleichen Erkenntnis gelangt? Oder gab es ihn wirklich noch irgendwo dort draußen?
    “Ich habe Raftos Exfrau angerufen”, erklärte Katrine, als sie die Ankunftshalle durchquerten. “Weder sie noch ihre Tochter will noch einmal mit der Polizei reden, sie wollen die alten Wunden nicht wieder aufreißen. Aber das ist in Ordnung, die Berichte von damals sollten mehr als ausreichen.”
    Vor dem Terminal setzten sie sich in ein Taxi.
    “Schön, wieder zu Hause zu sein?”, fragte Harry laut durch das Trommeln des Regens und das rhythmische Quietschen der Scheibenwischer.
    Katrine zuckte gleichgültig die Schultern. “Ich habe den Regen immer gehasst. Und die Bergener, die behaupten, es regnet hier gar nicht so viel, wie die Leute aus dem Osten des Landes immer sagen.”
    Als sie am Danmarksplass vorbeifuhren, blickte Harry zum Gipfel des Ulriken hoch. Dort oben lag Schnee, er konnte sehen, dass die Gondel in Betrieb war. Dann fuhren sie durch einen Tunnel und kamen an der Ausfahrt zum Store Lungsgärdsvann vorbei, bevor sie ins Zentrum gelangten, das nach dieser trostlosen Anfahrt für alle Besucher eine positive Überraschung darstellte.
    Sie stiegen im SAS-Hotel unweit von Bryggen ab. Harry hatte gefragt, ob sie nicht lieber bei ihren Eltern wohnen wollte, aber Katrine hatte geantwortet, das wäre ihr für eine Nacht zu stressig. Die beiden würden immer so viel vorbereiten, dass sie sie nicht einmal über ihren Kurzbesuch in der Stadt informiert hatte.
    Nachdem sie die Schlüsselkarten für ihre Zimmer bekommen hatten, gingen sie zum Fahrstuhl und fuhren schweigend nach oben. Katrine musterte Harry und lächelte, als sei das Schweigen in einem Fahrstuhl ein altbekannter Witz. Harry blickte zu Boden und hoffte, dass sein Körper keine falschen Signale aussendete. Oder richtige.
    Endlich öffneten sich die Fahrstuhltüren, und ihre Hüften schwangen vor ihm durch den Flur.
    “In fünf Minuten an der Rezeption”, sagte Harry.
    “Wie sieht der Zeitplan aus”, fragte Harry, als sie sechs Minuten später in den tiefen Sesseln der Lobby saßen.
    Katrine beugte sich vor und blätterte durch ihren in Leder gebundenen Kalender. Sie hatte sich ein elegantes, graues Kostüm angezogen, mit dem sie unter all den Geschäftsleuten nicht auffiel. “Du triffst dich mit Knut Müller-Nilsen, dem Chef des hiesigen Dezernats für Gewaltverbrechen. “
    “Kommst du nicht mit?”
    “Dann muss ich bloß alle begrüßen und mit ihnen reden, dafür bräuchten wir einen Extratag. Es ist wahrscheinlich am besten, wenn du mich gar nicht erwähnst, sonst sind sie nur sauer, dass ich sie nicht besucht habe. Ich fahre in den Oyjordsveien, um noch mal mit dem letzten Zeugen zu reden, der Rafto gesehen hat.”
    “Hm. Wo war das noch mal? “
    “In der Nähe der Werft. Der Zeuge hat gesehen, wie er sein Auto abgestellt hat und in den Nordnespark gegangen ist. Das Auto wurde nie wieder abgeholt. Obwohl man die ganze Gegend nach ihm abgesucht hat, blieb er spurlos verschwunden.”
    “Und was machen wir danach?” Harry fuhr sich mit Daumen und Mittelfinger über den Unterkiefer und dachte kurz, dass er sich für diesen Auswärtsbesuch ruhig hätte rasieren können.
    “Du kannst ja die alten Berichte noch mal durchgehen, vielleicht zusammen mit den Ermittlern, die heute noch da sind. Deren Erinnerungen auffrischen und versuchen, das Ganze aus einem anderen Blickwinkel anzugehen.”
    “Nein”, sagte Harry.
    Katrine sah von ihren Papieren auf.
    “Die Ermittler von damals haben doch ihre eigenen Schlüsse gezogen, die sie jetzt nur verteidigen werden”, erklärte Harry. “Ich lese mir die Berichte lieber in Ruhe und Frieden in Oslo durch. Und nutze die Zeit hier, um diesen Gert Rafto ein bisschen näher kennenzulernen. Werden noch irgendwo seine Sachen aufgehoben?”
    Katrine schüttelte den Kopf. “Die Familie hat seinen ganzen Besitz der Heilsarmee vermacht. Aber das war wohl nicht viel. Ein paar Möbel und seine Kleidung.”
    “Und was ist mit seiner Wohnung?”
    “Er wohnte nach seiner Scheidung allein in einer Wohnung in Sandviken, aber die ist seit langem verkauft.”
    “Hm. Und ein Elternhaus gibt’s nicht? Eine Hütte oder irgendwas, das

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