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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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hinter ihr. Sie wich entsetzt zurück und hielt sich eine Hand vor den Mund. Wollte lachend um Entschuldigung bitten, nicht weil sie sich für irgendetwas hätte entschuldigen müssen, sondern weil er so ganz und gar nicht gefährlich aussah. Doch dann erblickte sie die Pistole in seiner Hand, mit der er auf sie zielte. Ihr erster Gedanke war, dass sie wie eine Spielzeugpistole aussah.
    “Mein Name ist Filip Becker”, stellte er sich vor. “Ich habe angerufen, aber es war niemand zu Hause.”
    “Was wollen Sie? “, fragte sie und versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Instinktiv wusste sie, dass sie ihre Furcht nicht zeigen durfte. “Worum geht es?”
    Er lächelte kurz: “Hurerei!”
     
    Harry sah schweigend zu Hagen, der die Gruppenbesprechung unterbrochen hatte, um noch einmal an die Order des Kriminalchefs zu erinnern, die Theorie über den Mord an Vetlesen nicht an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Nicht einmal Ehepartner oder Freunde dürften ins Vertrauen gezogen werden. Schließlich bemerkte er Harrys Blick.
    “Mehr wollte ich eigentlich nicht sagen”, fügte er schnell hinzu und verließ den Raum.
    “Red weiter”, forderte Harry Bjorn Holm auf, der über die Ergebnisse der Spurensicherung am Tatort auf der Curlingbahn berichtet hatte. Oder genauer gesagt, über das Fehlen von Ergebnissen:
    “Wir hatten gerade erst angefangen, als beschlossen wurde, dass es sich um einen Selbstmord handelte. Deshalb haben wir nicht nach weiteren Spuren gesucht. Jetzt ist der Tatort schon längst wieder freigegeben, da sind mittlerweile x Leute durchgelaufen. Ich habe heute Vormittag mal einen Blick riskiert, da ist nicht mehr viel zu holen, fürchte ich.”
    “Hm”, machte Harry. “Katrine?”
    Katrine blickte auf ihre Aufzeichnungen. “Ja, deiner Theorie zufolge haben sich Vetlesen und der Mörder im Curlingclub verabredet. Das Naheliegendste wäre ja, dass sie das telefonisch gemacht haben. Ich bin deshalb die Telefonliste noch einmal durchgegangen. “
    “Okay.” Harry unterdrückte ein Gähnen.
    Sie blätterte um. “Ich habe die Verbindungslisten von Telenor für sein Handy und den Büroanschluss erhalten und bin damit zu Borghild nach Hause gefahren.”
    “Nach Hause?”, fragte Skarre.
    “Natürlich, sie hat ja jetzt keinen Job mehr. Sie berichtete mir, Vetlesen habe in den letzten zwei Tagen ausschließlich Patienten empfangen. Hier ist die Liste.”
    Sie nahm einen Zettel aus ihrer Mappe und legte ihn auf den Tisch.
    “Wie angenommen, hatte Borghild einen guten Überblick über Vetlesens berufliche und soziale Kontakte. Sie konnte mir helfen, so gut wie alle Personen auf der Liste zu identifizieren. Hier sind zwei Aufstellungen, eine über seine beruflichen Kontakte und eine über die sozialen. Beide mit Telefonnummern, Uhrzeit, Datum, Gesprächsdauer und einem Verweis, ob er angerufen worden ist oder selbst angerufen hat.”
    Die drei anderen steckten die Köpfe zusammen und studierten die Listen. Katrines Hand berührte Harrys. Er konnte keine Spur von Verlegenheit bei ihr bemerken. Vielleicht hatte er nur geträumt, was sie ihm in der Fenris-Bar angeboten hatte. Nur dass Harry nicht träumte, wenn er trank. Das war ja der Sinn des Ganzen. Trotzdem war er am Morgen danach mit einer Idee im Kopf aufgewacht, die ihm irgendwann zwischen der systematischen Abarbeitung der Whiskeyflasche und dem gnadenlosen Aufwachen gekommen sein musste. Der Gedanke an Cochenille und an Vetlesens volle Spritze. Und genau dieser Gedanke hatte ihn davor bewahrt, ins Vinmonopol in der Thereses gate zu laufen.
    Stattdessen hatte er sich direkt wieder in die Arbeit gestürzt. Dope gegen Dope.
    “Wessen Nummer ist das hier?”, erkundigte sich Harry. “Welche?”, fragte Katrine und beugte sich vor.
    Harry zeigte auf eine Nummer auf der Liste mit den sozialen Kontakten.
    “Warum interessiert dich gerade diese Nummer?”, wollte Katrine wissen und sah neugierig zu ihm auf.
    “Weil er von dieser Nummer angerufen worden ist und nicht umgekehrt. Wir sollten doch wohl davon ausgehen, dass in diesem Fall der Mörder die Regie übernommen, also selbst angerufen hat.”
    Katrine sah die Nummer auf ihrer Namensliste nach. “Sorry, aber ausgerechnet dieser Anrufer steht auf beiden Listen, er war also auch Patient.”
    “Okay, aber irgendwo müssen wir ja anfangen. Wer ist es? Frau oder Mann?”
    Katrine grinste schief. “Definitiv ein Mann.” “Wie meinst du das?”
    “Männlich mit großem M,

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