Schneemond (German Edition)
beschloss zum Angriff überzugehen.
»Nun, es war weniger ein Unfall, als mehr ein Schwächeanfall, wenn ich Dr. Mayr da richtig verstanden habe.«
Theresa nickte verstehend.
»Ich hoffe doch, Sie konnten sich von den Strapazen erholen – oder solltedas bei unserer Begrüßung ein kleiner Rückfall gewesen sein?«
Nicht der kleinste Ansatz eines Lächelns oder Schmunzelns zeigte sich in ihrem Gesicht, und doch war sich Lukas sicher, dass sie sich köstlich amüsierte – und zwar auf seine Kosten! Er spürte, wie Zorn in ihm hoch kochte.
»Nein, ich denke nicht, dass meine heutige
Unpässlichkeit
die gleiche Ursache hatte, wie mein Zusammenbruch dort unten.«
Er zwang sich zur Ruhe und wählte seine Worte so sorgfältig, wie möglich.
»Wie auch immer – jedenfalls sollten Sie auf Ihre Gesundheit achten, auch wenn dies bedeutet, dass Sie mit Ihrer Arbeit kürzer treten müssen.«
Nun wollte sie das Thema offensichtlich schnell und ohne großes Aufhebens beenden. Dabei hatte Sie doch damit angefangen – und Lukas war nun nicht mehr bereit, Sie so billig davon kommen zu lassen.
»Es lag nicht daran, dass ich überarbeitet war....«
»Sagt das Dr. Mayr?«
»Nein, das sage ich«
Langsam begann ein Ringen mit Worten und Lukas hatte nicht vor, zu unterliegen.
»Was genau war dann der Grund, Herr Seger?«
Lukas bemerkte erstaunt, dass sie aufrichtig interessiert zu sein schien.
»Wissen Sie, was Daniel – Herr Kadah – und ich dort unten entdeckt haben?«
Sie schüttelte den Kopf und blickte ihn erwartungsvoll an, während sie sich auf ihrem Stuhl ganz zu ihm wandte.
»Eine Höhle! Eine Höhle mit uralten Malereien an den Wänden!«
Nun war es raus. Das Spiel war eröffnet. Mal sehen, wie weit sie mitgehen würde.
»Ein Höhle?«
Entweder war sie wirklich zutiefst verblüfft, oder sie war eine begnadete Schauspielerin. Doch ganz egal wie. Lukas hatte beschlossen, dass er eigentlich nur gewinnen konnte. Wenn sie wirklich nichts wusste und ihn einfach nur für verrückt hielt, dann änderte das nichts an seinem derzeitigen Status. Wusste sie jedoch etwas, dann konnte er vielleicht ein bisschen Licht in seine dunklen Träume bringen.
»Ja, eine Höhle.«
»Sind Sie sich da sicher, Herr Seger? Ich bin jetzt schon seit vielen Jahren an diesem Institut tätig und ich habe noch nie etwas von einer Höhle dort unten gehört.«
»Daniel und ich, wir haben sie
gesehen
. Und ich kann Ihnen versichern, diese Höhle ist da. Und das war schon ein sehr beeindruckendes Erlebnis.«
Sie senkte den Blick und schüttelte kurz den Kopf, als würde sie über etwasverwundert nachdenken, bevor sie sich ihm wieder zuwandte.
»Aber ich verstehe immer noch nicht ganz. Was hatte diese Höhle – so beeindruckend sie auch war – mit Ihrem Schwächeanfall zu tun?«
Lukas fixierte sie verbissen. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Die nächsten Worte brachten die Entscheidung, das spürte er.
»Es war auch nicht die Höhle. Aber ich habe
in
dieser Höhle noch etwas anderes entdeckt. Etwas, das offensichtlich nur für mich bestimmt war, da Daniel es nicht gesehen hat.«
Ihre Augenbrauen zogen sich fast unmerklich ein Stück zusammen und Lukas fand nun zweifellos Gefallen an der Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte. Er beugte sich ein kleines Stück zu ihr und senkte seine Stimme zu einem Flüstern.
»Ich habe ein
Emblem
entdeckt, einen Kreis mit sieben Feldern. Und als ich dieses Emblem, dieses Zeichen, berührt habe, hatte ich eine unglaubliche Vision....«
Und da war es! Lukas hätte vor Freude jubeln mögen. Theresa Jakob riss die Augen förmlich auf und
erschrak
. Diese Gefühlsaufwallung brach nur für einen kurzen Augenblick durch ihre Rüstung aus Kälte und Überheblichkeit. Aber das genügte.
Sie wusste es
! Sie wusste von der Höhle und sie wusste von seinen Träumen, davon war Lukas nun felsenfest überzeugt. Er holte innerlich gerade zu seinem nächsten Schlag aus, als sie ihm die Hand auf den Arm legte und ihn mit ihren grünen Augen beschwörend anblickte. Nach außen hin wieder ganz ruhig und gefasst – nichts verriet mehr ihre Bestürzung – sprach sie auf ihn ein.
»Das ist ja wirklich eine erstaunliche Geschichte, Herr Seger. Nur schade, dass wir hier und heute nicht die Zeit finden werden, damit Sie mir alles erzählen können. Sie sehen ja, es sind noch andere Gäste da, um die ich mich kümmern muss.«
Sie ließ ihm, ohne das geringste Zeichen von Nervosität, Zeit, sich kurz umzublicken und zu
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