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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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Torrens hatte nicht übertrieben. Das ohnehin karge Mobiliar in dem Raum war weitgehend zerstört. Nein, es war nicht einfach zerstört, sondernregelrecht
zerfetzt
und die Reste zeugten von einer derartigen Gewalt, dass Moore für den Bruchteil einer Sekunde der Atem stockte. Auf dem Boden waren mit weißer Farbe die Konturen der Opfer nachgezeichnet.
    »Die Leichen?«, fragte Moore tonlos.
    »Wir haben unsere eigenen Leute mitgebracht. Sie haben die Opfer hier so eingehend und gründlich untersucht, wie möglich. Noch nichts Genaues über den Todeszeitpunkt. Es scheint jedoch so auszusehen, dass die Jüngere der Beiden schon länger tot ist. Wir haben sie vor etwa zwei Stunden wegbringen lassen, in die Pathologie des Krankenhauses in Superior.«, erwiderte Torrens.
    »Todesursache?«, bohrte Moore weiter.
    »Die Jüngere hatte einen Holzkeil im linken Auge stecken.«
    Moore blickte Torrens erstaunt an, der jedoch nicht darauf achtete und unbeirrt fortfuhr.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass diese Verletzung als Todesursache durchaus in Frage kommt. Die Ältere wies nach ersten Untersuchungen keine lebensbedrohlichen Verletzungen auf.« Er hielt kurz inne, um seinen Block wieder umständlich in der Innentasche seiner Jacke zu verstauen. »Alles in allem müssen wir wohl das Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung abwarten.«
    Moore, mit diesen ersten Angaben offensichtlich zufrieden, blieb ruhig im Raum stehen und sah sich um. An mehreren Stellen entdeckte er Abdrücke, wie er sie auch schon draußen an den Bäumen bemerkt hatte, nur erinnerten ihn hier drinnen nicht alle diese Flecken an entstellte Klauen. Obwohl sie an einigen Stellen den Umrissen an den Bäumen vor der Hütte sehr nahe kamen, waren manche nicht mehr als verwischte Streifen, scheinbar achtlos im Vorbeihuschen – von was auch immer – entstanden.
    »Kann ich mir das da mal näher ansehen?«, fragte er Torrens.
    »Ja, diese Spuren sind alle schon erkennungsdienstlich untersucht und dokumentiert.«
    Moore bückte sich zu einem dieser seltsamen Abdrücke, der sich an der Wand neben ihm befand und strich mit der behandschuhten Hand vorsichtig darüber. Der verfärbte Bereich löste sich unter seinen Fingern in feinen, mehligen Staub auf.
    »Was ist das, Frank?«
    »Eines der Rätsel.«, bemerkte Torrens tonlos.
    Bevor Moore seinen Unmut über diese wenig konstruktive, ja fast schon apathische Haltung, von Torrens kund tun konnte, trat ein Beamter in einem weißen Overall zu ihnen, der sich allem Anschein nach, genau wie Agent Torrens, seit mehreren Stunden durch nicht unerhebliche Mengen Kaffee einsatzfähig hielt.
    »Das Material ist in diesen Bereichen förmlich pulverisiert.«, erklärte ersachlich.
    »Sind das Brandspuren?«, erkundigte sich Moore.
    Der Beamte zögerte, bevor er auf Moore’s Frage antwortete, als wollte er im Geiste zuerst noch mal alle zur Verfügung stehenden Informationen abstimmen.
    »Dem ersten Anschein nach sind das wirklich Brandspuren, was sich physikalisch für die Stellen auf den Holzteilen auch noch relativ leicht erklären lässt. Das Problem ist nur, wir haben die gleichen Spuren auch auf dem Granitmauerwerk des Kamins festgestellt....«, er hielt in seiner Erklärung inne und schien wieder nachzudenken.
    Moore blickte von dem Beamten zu Torrens und wieder zurück, bis ihm klar wurde, dass keiner der Beiden von sich aus bereit war, ihm die Tragweite dieser Tatsache näher zu erklären.
    »Und was bedeutet das?«, fragte er schließlich.
    Statt einer Antwort führte der Beamte ihn und Torrens auf die andere Seite des Raumes, zum Kamin und zeigte ihm hier einen dieser merkwürdigen Abdrücke. Moore erkannte, dass es eine Sache war, erklärt zu bekommen diese
Brandspuren
befänden sich auch auf Stein, jedoch etwas ganz anderes, die Zerstörungen – mochten sie auch noch so klein sein – auf dem Mauerwerk selbst zu
sehen.
Er versuchte die tief verwurzelte Angst vor dem Unerklärlichen, welche in jedem Menschen schlummern mochte und die sich aus den dunkelsten Tiefen seines Unterbewusstseins nach oben wühlen wollte, zu unterdrücken. Er war, obwohl er sich mit einer so schwer fassbaren Materie wie der Psyche beschäftigte, letztlich doch Wissenschaftler und von seiner Natur her ein rationaler Mensch – und deshalb war er sich sicher, dass es auch für dieses Phänomen eine natürliche Erklärung geben musste.
    »Was kann so etwas verursachen?«, fragte Moore schließlich und er bemerkte betroffen, dass seine

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