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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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schließlich.
    Torrens fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, atmete tief durch und richtete den Blick kurz in die Ferne, bevor er Moore wieder ansah.
    »Ich weiß es nicht genau, Sam. Ich weiß es nicht genau. Aber ich habe wirklich das Gefühl, dass Sie hier von Nöten sind«.
    »Frank, ich hoffe doch, Sie haben mich nicht einige hundert Meilen von Chicago hier rauf kommen lassen, nur wegen eines Gefühls?«
    Torrens wirkte noch immer starr.
    »Nein, natürlich nicht. Kommen sie bitte.«
    Er wandte sich um und ging zum Haus. Moore ging neben ihm her und betrachtete ihn nachdenklich von der Seite. Was war nur mit Torrens los? Schließlich, drei Schritte vor den Stufen die zur Veranda und zum Hauseingang führten, blieb er stehen und legte seine Hand auf Torrens Schulter.
    »Frank, um was geht es hier? Was hat Sie so mitgenommen?«
    Frank Torrens wandte den Kopf, blickte ihn jedoch nicht direkt an.
    »Was meinen Sie, Sam?«, fragte er.
    Moore’s Augen verengten sich. »Hey Frank, ich bin’s. Samuel Moore! Sie wissen schon, der Kerl der in Menschen lesen kann wie in einem Buch – oder was immer Sie dem armen Deputy, der mich abgeholt hat, erzählt haben. Auf jeden Fall bin ich Ihr Freund. Also lassen Sie den Quatsch.«
    »Tut mir leid, Sam. Sie haben ja Recht.« Torrens schien für den Augenblick zu seiner alten Form zurückzukehren, holte schließlich seinen Notizblock heraus und begann Moore zu berichten.
    »Gestern, um drei Uhr zweiundvierzig Nachmittags, ging auf dem Policedepartement in Superior die Meldung eines zweifachen Mordes ein. Zwei Streifenwagen wurden sofort hierher beordert und die Angaben der Deputies darüber, was sie hier vorfanden, veranlasste den Chief, uns hinzuzuziehen. Wir sind etwa zwei Stunden später, also kurz nach sechs Uhr, hier eingetroffen. Wir fanden in dem Haus zwei Frauenleichen. Beide weiß. Eine etwa Mitte zwanzig, die Zweite um die vierzig. Das ganze Haus istübersäht mit Spuren eines Kampfes, aus denen wir bisher nicht wirklich schlau werden. Auch die Verletzungen an den Leichen sind ungewöhnlich – aber ich denke, hierzu sollten wir den Obduktionsbericht abwarten. Bei dem Mann, der den Mord gemeldet hat handelt es sich um einen bekannten Landstreicher, der sich oft hier in den Wäldern rumtreibt. John Ukowa, ein alter Chippewa-Indianer. Nach Angabe der hiesigen Polizei ist der Mann harmlos. Nach dem ersten Gespräch mit ihm – und aus anderen Gründen, die ich ihnen noch erklären werde – war ich der Meinung, sie hier zu brauchen, Sam. Im ganzen Haus sind Finger- und Fußabdrücke von Mr. Ukowa zu finden, obwohl ich persönlich davon überzeugt bin, dass er mit den Morden nichts zu tun hat. Ich brauche Ihre Menschenkenntnis und Ihr Wissen von der menschlichen Psyche. Ich brauche Ihren scharfen Verstand, Sam. Und vor allem brauche ich einen Menschen dem ich vertraue und der mir sagt, ob ich Gespenster sehe oder die Flöhe husten höre. Und deshalb sind Sie hier.«
    Frank Torrens sah Moore fast flehend an.
    »Hm«, machte Moore, »dann lassen Sie mich sehen, ob ich Ihren Erwartungen gerecht werden kann. Vielleicht zeigen Sie mir zuerst mal den Tatort und sagen mir was Sie haben. Danach würde ich gerne mit Mr. Ukowa sprechen.«
    Frank Torrens Gesichtszüge schienen sich das erste Mal seit Moores Ankunft etwas zu entspannen.
    »Ok, Sam, fangen wir an. Da drinnen sieht’s aus, als wäre ein Tornado durchgefegt. Aber sehen Sie selbst.....«
    Sie gingen nacheinander die fünf Stufen zur Veranda hinauf. Moore griff in seine Jackentasche, holte ein paar Gummihandschuhe heraus und streifte sie sich über – eine Handlung, die er in den vergangenen Jahren verinnerlicht hatte. Das Haus schien sehr alt, aber auch sehr gepflegt zu sein und machte einen einladenden Eindruck. Er wandte den Blick und bemerkte, dass man von hier oben freie Sicht auf den Lake Superior hatte. Dieser Platz strahlte eine bemerkenswerte Kraft und Ruhe aus.
    Doch da war noch etwas anderes. Etwas Beunruhigendes, das er jedoch nicht greifen konnte und das sich am Rande seiner Wahrnehmung bewegte. Torrens und Moore betraten das Haus. Es bestand im Wesentlichen aus einem Hauptraum, der wohl als Wohn- und Schlafraum genutzt wurde und an dessen Stirnseite sich ein, mit Bruchsteinen grob gemauerter, Kamin befand. Dem Baustil nach konnte diese Hütte zur Zeit der ersten Siedler errichtet worden sein, obwohl offensichtlich auch in jüngster Vergangenheit Instandhaltungsarbeiten durchgeführt worden waren.
    Doch

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