Schneemond (German Edition)
nieder und für einige lange Minuten saßen sich die beiden Frauen schweigend gegenüber. Maria fühlte sich zurücktreiben in der Zeit und sog diese seltsame Stimmung, in der sie sich dennoch sicher und geborgen fühlte, in sich auf.
»Wir sind von gleichem Blut.«, hörte sie Theresa plötzlich und unvermittelt sagen.
»Was?«
»Wir sind vom gleichen Blut und die Zeit ist gekommen, dass Du mein Wissen teilen musst.«
Noch bevor Maria weitere Fragen an Theresa stellen konnte, stimmte diese eine Melodie, in einer uralten, längst vergessenen Sprache an und Maria schloss die Augen und fiel wie selbstverständlich in den Gesang der Älteren ein. Sie hätte nicht sagen können, woher sie dieses Lied und diese Sprache kannte, doch sie waren hier und eins und alles andere war unwichtig.
»Befreie Deinen Geist, mein Herz«, hörte sie Theresa flüstern, »und komm mit mir....«
Ein Kreis von brennenden Steinen
!
Und wieder dieser kurze, stechende Schmerz. Lukas biss die Zähne zusammen und rieb sich, mit zusammengekniffenen Augen, die schmerzende Stirn. Doch das beißende Gefühl verschwand so schnell, wie das kurz aufblitzende Bild, das er gerade noch vor Augen gehabt hatte. Lukas schüttelte wieder den Kopf.
Dieses Bild.... Was war es gewesen?... Brennende Steine?
Er versuchte zwanghaft, sich diese Vision zurück ins Gedächtnis zu rufen, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Mit jedem Versuch, die Schemen festzuhalten, entglitten sie ihm mehr und mehr.
Maria fühlte es zuerst ganz vage, weit jenseits aller Realität. Doch schon bevor sie es wirklich spürte, war ihr klar, was das bedeutete.
Theresa
, dachte sie zart und verhalten.
Ich bin hier
, kam die Antwort, ebenso leise, aus den Tiefen ihres Geistes.
Hab keine Angst
, beruhigte sie Theresa,
ich bin bei Dir. Nichts kann Dir hier geschehen.
Maria schluckte und hielt die Augen weiter geschlossen, während ihr Körper und ihr Geist im Gleichklang der Melodie schwang, die sie und Theresa immer noch intonierten.
Was ist das?
, fragte sie schließlich und das Erstaunen und die Freude über das Geschehen klang in dieser Frage mit.
Unsere Seelen haben sich berührt, meine Tochter. Nun kann ich Dir zeigen, was Du wissen musst.
Maria horchte weiter in sich hinein, fasziniert und begeistert, von der Welt die sich da vor ihr auszubreiten begann. Doch dann spürte sie etwas anderes. Kaum wahrnehmbar, wie ein dünner Rauchfaden, zog sich ein Teil durch die Verbundenheit der beiden Frauen, der weder von Theresa, noch von Maria selbst stammte.
Da ist noch etwas
, versuchte sie die Ältere zu warnen. Theresa seufzte.
Ja, ich weiß. Auch ich kann es spüren. Doch wir können jetzt nicht mehr zurück. Wir müssen ihn mitnehmen.
Maria setzte gerade zu einer weiteren Frage an, als sie verstand.
Lukas!
Ihre Leben hatten sich in dieser kurzen Zeit bereits so sehr verflochten, dass seine Gedanken, die nur um sie kreisten, in den Sturm, den die Seelenverschmelzung der beiden Frauen entfachte, erbarmungslos hineingezogen wurden. Maria sorgte sich um ihn und versuchte, ihm beruhigende Gedanken zu senden, da sie spürte, dass er nicht verstehen konnte, was mit ihm geschah.
Maria!
Er sah sie nackt im Kreis der brennenden Steine sitzen – und danndurchbohrte der Schmerz seine Stirn, wie ein glühendes Eisen und er öffnete den Mund zu einem stummen Schrei. Das Glas entglitt seiner Hand und zerbarst klirrend auf dem Boden. Doch Lukas hörte es nicht mehr. Er riss die Hände hoch und presste sie an seinem Kopf zusammen, in dem hoffnungslosen Versuch, dem unerträglichen Schmerz zu entkommen. Er sah Maria und meinte ihre Stimme zu hören. Sie war nicht allein.
Dann spülte ihn eine Sturzflut aus Schmerz und Pein hinweg und Lukas kippte, immer mehr die Kontrolle über seinen Körper und seinen Geist verlierend, hinten über und schlug hart auf dem Boden auf. Er lag keuchend am Boden und Blut trat aus einer Platzwunde an seinem Kopf. Doch das war nichts im Vergleich zu dem wütenden Feuer, das seinen Geist verzehrte und ihn fauchend und reißend verschlang.
Doch plötzlich ließen seine Qualen nach und Lukas blickte erstaunt in das sanfte Licht, dass in der finsteren Hölle seines gepeinigten Geistes aufgeflammt war. Und er spürte, wie er weggetragen wurde, weit weg, durch Raum und Zeit, die schlagartig an Bedeutung verloren hatten. Und schließlich hob er den Kopf und blickte.......
........
in das gleißend helle Sonnenlicht über der Savanne.
Hoch über der Ebene zog
Weitere Kostenlose Bücher