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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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letzten Zuflucht des Bundes.«
    »Was bedeutet das? Ich verstehe nicht?« Maria’s Stimme zitterte leicht.
    »Vertrau mir, Maria. Gerade deshalb, damit Du verstehst, sind wir hier.« Theresa streichelte sanft über das Haar der Jüngeren.
    »Aber wenn diese Tür verborgen ist? Wie konnten Lukas und Daniel....?«
    Theresa senkte den Blick.
    »Lukas ist etwas Besonderes«, erklärte sie schließlich mit ruhiger Stimme. »Du hast seine Aura selbst gespürt, Maria. Du weißt es! Du hast es mir gesagt!«
    Maria nickte und dachte an jenen Morgen draußen in den Wäldern. Und sie hörte sich selbst zu Theresa sagen:
Er ist es
!
    »Du kannst die Seele eines Menschen spüren, Maria. Das ist Deine Gabe.«
    Maria nickte wieder, doch nun traten ihr Tränen in die Augen. »Das ist meine
Bürde
.«, schluchzte sie schließlich. »Es kommt über mich und ich kann nichts dagegen tun.«
    Und sie schloss die Augen und rief sich wieder diesen Morgen ins Gedächtnis, als sie nach der Nacht bei Lukas dort, an den Baum gelehnt, gesessen war. Es waren diese Augenblicke, die sie auf eine so unermesslich tiefe Weise mit Theresa verbanden. Doch was wusste sie wirklich über diese Frau? Sie sah Theresa an und erkannte die tiefe und aufrichtige Zuneigung in ihren glänzend grünen Augen. Diese Frau hatte sich fast ihr ganzes Leben lang um sie gekümmert und sich um sie gesorgt. Und so schluckte Maria ihre Tränen hinunter und beschloss, Theresa zu vertrauen. Die Ältere lächelte sie warmherzig an, öffnete das Tor und gemeinsam schritten sie hindurch.
    Lukas saß auf seinem Bett und starrte stumpf auf Maria’s Tasche zu seinen Füssen. Er fühlte sich einsam und verloren. Als er Maria aus dem Taxi hatte steigen sehen, war er vor allem eines gewesen: Glücklich! Glücklich, sie zu sehen. Glücklich, dass er nun die Gelegenheit erhalten sollte, sich mit ihr auszusprechen. Und Glücklich – so seltsam das auch klingen mochte – weil er einen Teil seines Lebens, von dem er befürchtet hatte ihn zu verlieren, wieder zurück hatte.
    Er erschrak selbst, für einen Augenblick, über den unangemessenen Anspruch, den er da Maria gegenüber erhob. Doch tief in seinem Herzen wusste er, dass dies der Wahrheit entsprach. Doch nun war sie ihm, wenn auch nur für eine kurze Zeit, wie er dachte, wieder genommen worden und Lukas fühlte sich allein.
    Das Tor
!
    Völlig zusammenhangslos blitzte plötzlich das Bild der Eisentüre in seinen Gedanken auf und ein kurzer, stechender Schmerz durchzuckte seine Stirn. Er schüttelte kurz den Kopf und stand auf, um sich ein Glas Wasser zu holen. Dann ging er hinüber zum Fenster und blickte sehnsuchtsvoll zum Schloss hinauf, in der Hoffnung Maria herunterkommen zu sehen. Doch er konnte sie nicht entdecken.
    Draußen verdüsterte sich der Himmel und die ersten, schweren Tropfen fielen zu Boden.
    Als sie endlich tief in der Höhle angekommen waren, stockte Maria der Atem bei dem Anblick, der sich ihr bot. Zwar hatte sie aus den Erzählungen von Lukas und Daniel versucht, ein Bild in ihrem Kopf zu formen, doch was sie jetzt mit eigenen Augen sah, übertraf all ihre Vorstellungskraft. Die Tiere und Menschen, in unglaublich satten Farben ausgeführt, schienen im flackernden Schein der Flammen zu tanzen.
    Plötzlich bemerkte sie, dass es heller wurde und sie sah sich um. Theresa war in die Mitte der Höhle getreten und hatte dort
Steine
entzündet. So jedenfalls sah es für Maria aus. Als sie näher kam, bemerkte sie ihren Irrtum. In der Mitte der Höhle waren, um einen freien Platz, sieben große Steine angeordnet. In diese Steine waren auf der Oberseite Vertiefungen geschlagen, fast wie Schalen, in denen sich eine Flüssigkeit befand, die Theresa mit ihrer Fackel entzündet hatte. Es war warm und die züngelnden Flammen tauchten die Höhle in ein flackerndes und geheimnisvolles Licht. Theresa stand am Rande des Feuerkreises und ließ ihre Kleider zu Boden fallen, bis sie völlig nackt war. Sie ging zu Maria hinüber.
    »Zieh Dich aus!«, forderte sie die Jüngere, ohne Umschweife, auf und Maria gehorchte.
    Sie verlor keinen Gedanken über ihre Nacktheit und nicht ein Anflug von Scham überkam sie, da es sich hier und jetzt richtig und angemessen anfühlte. Theresa führte sie in die Mitte des Kreises, legte ihr die Hände auf die Schultern und drückte sie sanft nach unten. Maria kniete auf dem sandigen Boden und spürte die weiche Körnigkeit der Erde unter ihren Beinen. Nun ließ sich auch Theresa auf ihren Knien

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