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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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Klein, nackt und verloren trieb sie durch ein tiefblaues Nichts und keiner ihrer Sippe antwortete auf ihre angstvollen Schreie. Was war geschehen? Wo war die Höhle, wo die Savanne und wo der Himmel? Sie schien im Nirgendwo zuschweben und panische Angst schnürte ihr die Kehle zu, bis sie sich nicht mehr zu helfen wusste, die Hände vor das Gesicht schlug und hemmungslos zu weinen anfing. Sie hätte nicht sagen können, wie viel Zeit vergangen war, als ihre Tränen langsam versiegten und ihr Schluchzen leiser wurde.
    Plötzlich hielt sie inne. Sie hatte doch etwas gehört? Angestrengt lauschte sie in das Nichts hinaus, das sie umgab. Sie hatte sich nicht getäuscht. Sie war nicht allein!
    Leise, sehr leise, aber deutlich hörbar drang eine andere Stimme an ihr Ohr. Ihr Herzschlag, der laut und ungestüm in ihrem Schädel widerhallte, übertönte das zarte Geräusch, das sie vernommen zu haben glaubte, fast - und doch war sie sich sicher. Sie hielt die Luft an, in dem vergeblichen Versuch ihren Körper zur Ruhe zu zwingen und lauschte weiter.
    Da! Da war es wieder, ganz deutlich! Sar starrte in das blaue Zwielicht hinaus, in die Richtung, aus der die Laute zu kommen schienen. Lange Zeit, verharrte sie so, immer mit der Furcht im Nacken, dass sie sich getäuscht hätte und doch alleine wäre, in dieser gespenstischen Unwirklichkeit.
    Dann, als der Funken Hoffnung, der in ihr entflammt war, schon beinahe wieder verlosch, sah sie es. Weit entfernt und kaum zu erkennen trieb ein anderes Kind – ein Mädchen, wie sie.. Doch jetzt, da sie durch diese Gefährtin einen Bezugspunkt hatte, erkannte sie die unglaubliche Weite dieser Leere, in der sie sich befanden – eine Weite, die sich in jede Richtung erstreckte - und die Angst schnürte ihr die Brust ein.
    Und als diese Angst so übermächtig wurde, dass sie meinte, es nicht mehr ertragen zu können, wurde sie plötzlich hinweg gespült, von dem Verlangen nicht mehr allein zu sein, von der Sehnsucht nach einem anderen Menschen, mit dem sie ihr Schicksal teilen konnte. Und Sar streckte verzweifelt ihre dünnen Kinderärmchen nach dem anderen Mädchen aus. Und alleine dieser Wunsch, der ihr aus tiefster Seele entsprang, reichte aus, sie auf das andere Mädchen zuzutragen.
    Als sich die Kinder berührten, sich lange erstaunt und verwundert ansahen, vergaßen sie für den Augenblick, wo sie sich befanden. Die Nähe und die Gemeinsamkeit, welche die beiden fremden Kinder hier – wo immer dieses Hier auch sein mochte – verband, schenkte ihnen Kraft und Zuversicht und sie schlangen die Arme umeinander, in dem Bemühen, sich nur ja nicht wieder zu verlieren. Und Sar spürte ein tiefes und wärmendes Vertrauen aus dieser Umarmung, das sie noch nicht einmal an der Brust ihrer Mutter erfahren hatte.
    Als sie sich schließlich wieder voneinander lösten, zögerlich nur und fast unwillig und ihre Aufmerksamkeit langsam wieder auf die unermessliche Weite richteten, die sie umgab, konnten sie nicht glauben, was sie sahen.
    Da waren noch Andere! Zwei – drei – vier – nein fünf weitere Schemen schälten sich aus dem eintönigen Blau um sie her, das nun immer heller schien. Die sieben Kinder – alles Mädchen - trieben in dieser mystischen Leere langsam aufeinander zu, als würden sie magnetisch voneinander angezogen, bis sie sich in einem perfekten Kreis formiert hatten und sich, einander an den Händen fassend, erstaunt betrachteten.
    Kein Wort wurde gesprochen, keine Frage gestellt.
    All das war unnötig und überflüssig, da sie einander wortlos ins Herz zu sehen vermochten und Eine die Andere erkannte, mit all ihren Ängsten, Wünschen und Träumen. Und es war nichts Seltsames und Beängstigendes daran, denn für den Moment schien das einzig Wichtige und Bestimmende in ihren jungen Leben zu sein, dass sie sich gefunden hatten, mochten der Ort und die Art ihrer Begegnung auch noch so ungewöhnlich sein. Und in einer jeden der kleinen Seelen machte sich die Gewissheit breit, dass ihr Zusammentreffen hier nicht ohne tieferen Sinn geschah.
    Als sie noch darüber nachdachten, was die Geister mit ihnen vorhaben mochten, bemerkten sie eine Veränderung in der Mitte ihres Kreises.
    Das Nichts schien an dieser Stelle plötzlich heller zu werden und gerann nach und nach zu einem winzigen, strahlend hellen Funken, leuchtend, wie der Morgenstern am Firmament. Ein zweiter Stern gesellte sich dazu und langsam begannen diese funkelnden Lichter sich, wie träumende Tänzer, umeinander zu

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